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Geschichte des Faches
Die Geschichte der Semitistik in Marburg beginnt nicht erst mit der Gründung des Seminars für Semitistik im Jahre 1964: Bereits vor dem 2.Weltkrieg wurden semitische und islamische Sprachen wie Persisch und Türkisch an der Philosophischen Fakultät innerhalb der Orientalischen Abteilung gelehrt. Das Semitistische Seminar, das nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen wurde, umfasste unterschiedliche Bereiche der orientalischen Philologien: die Islamsprachen Arabisch, Persisch und Türkisch, die in den Jahren von 1946 bis 1955 von Annemarie Schimmel unterrichtet wurden, die Keilschriftsprachen Sumerisch und Babylonisch-Assyrisch, sowie die Ägyptologie. Während der 50er Jahre gab es eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem religionswissenschaftlichen bzw. religionsgeschichtlichen Seminar in Form gemeinsamer Veranstaltungen von Annemarie Schimmel und Friedrich Heiler. Mit der Einrichtung eines neuen Lehrstuhls für Orientalistik unter H. Otten zum Wintersemester 1958/59 wurde das Semitistische Seminar in Orientalisches Seminar umbenannt, das die Orientalistik, Semitistik, Ägyptologie und Afrikanistik umfasste. Moderne orientalische Sprachen - Arabisch, Persisch und Türkisch - wurden durch Lehraufträge vertreten. Unter den Lehrenden waren Rudolf Sellheim, Fuat Sezgin und wieder Annemarie Schimmel.
Ein unabhängiges Seminar für Semitistik bestand von 1964 bis 1999. Erster ordentlicher Professor war Otto Rössler, der die semitische Sprachfamilie in einen weiteren „hamitosemitischen“ bzw. nach heutiger Terminologie afroasiatischen Kontext einbettete. Sein Assistent war Rainer Degen. Von 1975 bis 2001 wurde das Fach von Walter W. Müller vertreten, dessen Spezialgebiet die Sabäistik ist, in dem er zahlreiche Dissertationen betreut hat. Die Assistentenstelle war zuerst mit Norbert Nebes, später mit Ute Pietruschka besetzt. Im Jahre 1999 wurde das Fachgebiet Semitistik Teil des Instituts für Orientalistik und Sprachwissenschaft.
Nachfolger von Walter W. Müller wurde 2001 Stefan Weninger, dessen Forschungsinteressen insbesondere im Klassisch-Arabischen und Altäthiopischen liegen. In dieser Zeit arbeiteten Susanne Saker, Michael Kleiner, Oliver Kahl, Konrad Martin Heide, Michael Waltisberg, Marco Bunge, Giulia Grassi, Marlene Guss-Kosicka, Carsten Hoffmann und Vera Tsukanova im Fachgebiet Semitistik.
Die Semitistik innerhalb des Centrums für Nah- und Mittelost-Studien
Mit einer Entscheidung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst im Dezember 2005 wurde der Grundstein für die Einrichtung eines regionalwissenschaftlichen Zentrums für Orientforschung in Marburg gelegt. Dabei sollte eine Umstrukturierung der beteiligten Fächer zu größeren Synergien und mehr Interdisziplinarität in Forschung und Lehre führen. Bei der Realisierung dieses Vorhabens haben Stefan Weninger und der Altorientalist Walter Sommerfeld einen maßgeblichen Beitrag geleistet. Dank ihrer intensiven Bemühungen konnten zum Wintersemester 2007/08 die Fächer Altorientalistik, Arabistik, Iranistik, Islamwissenschaft und Semitistik zum `Centrum für Nah- und Mittelost-Studien´ zusammengeschlossen werden, das in dem Gebäude der ehemaligen Kinderklinik in der Deutschhausstraße 12 untergebracht wurde. Wenig später erfolgten auch die Berufungen und Angliederung der Fächer Wirtschaft und Politik des Nahen und Mittleren Osten. Heute gehört das CNMS weltweit zu den führenden Institutionen für Orientforschung.
Gastvorträge
- Prof. Otto Jastrow: „Der bestimmte Artikel im Aramäischen im Verlauf einer 3000 jährigen Sprachgeschichte“ am 27.06.2002.
- Dr. Ronny Meyer: „Die Ensete-Pflanze als Beispiel für Sprach- und Kulturkontakt in Zentraläthiopien“ am 07.06.2005.
- Prof. Janet C. Watson: „Die Frauen im Jemen: Wie sie leben, wie sie sprechen“ am 17.12.2007.
- Dr. Oliver Kahl „Die pharmakologischen Tabellen des Rhazes“ am 28.10.2010.
- Dr. Renaud Kuty: „Der Genitiv im Aramäischen – Synchronie und Diachronie“ am 10.06.2011.
- Dr. Matthew Morgenstern: „A New Mandaic Dictionary: on the Lexicography of a not quite-dead Language“ am 29.06.2012.
- Dr. Fabian Käs: „Ein medizinisch-magisches Werk von Ibn al-Ǧazzār und seine Rezeption im lateinischen Abendland“ am 06.12.2012.
- Prof. Frederick Mario Fales (Verona): „Sanherib vor Jerusalem. Die Westexpansion des assyrischen Imperiums“ am 14.05.2013 (zusammen mit dem Fachgebiet Altorientalistik).
- Saleh Mahmud Idris (Asmara): „The language situation and language policy in Eritrea“ am 03.02.2015.
- Prof. Dr. Gregor Schoeler (Basel): „Die Geburtsstunde des Islams - Entstehung, Überlieferung und Verbreitung der Tradition von Mohammeds Berufungserlebnis“ am 03.11.2016.
- Prof. Dr. Norbert Nebes (Jena): „Die Sabäer in Äthiopien: Früher Kulturtransfer am nördlichen Horn von Afrika im frühen ersten Jahrtausend v. Chr.“ am 09.07.2018.
- Dr. Daniel Birnstiel (Frankfurt): „Die Lesarten des Koran - eine Schatzkammer für die arabische Grammatik?“ am 01.11.2018.
- Prof. Dr. Verena Krebs (Bochum): "Salomos Erben: Imperiale Stiftungen, Patronagepraxis und Diplomatie in Äthiopien im späten Mittelalter" am 29.11.2018.
- Dr. Frank Weigelt (Leipzig): "Arabisch lernen wie die Araber? - Nutzen und Schaden der arabischen Grammatikmethode" am 21.01.2019.
- Dr. Boris Liebrenz (Leipzig): „Bibliotheca Arabica - Was Handschriften uns über die arabische Literatur verraten“ am 24.04.2019.
- Dr. Julia Furman (Berlin): „The Neo-Aramaic Language Turoyo in Turkey: The Results of Recent Fieldwork“ am 02.05.2019.
- Prof. Dr. Werner Arnold (Heidelberg): „Die neuaramäischen Sprachen“ am 03.06.2019.
- Prof. Dr. Peter Stein (Jena): "Mleiha. Wiederentdeckung eines antiken Königreiches in Arabien" am 17.12.2019.
- Dr. Bogdan Burtea (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften): "Zur Sprache und Literatur der Mandäer" am 22.06.2022.
- Dr. Andreas Fink (Universität Heidelberg): "Wenn der Computer arabische Nachrichten liest: Varietätenlinguistik einmal anders" am 26.01.2023.
- Dr. Benjamin Suchard (Leiden): "Partial preservation of the Semitic case system in Old Aramaic (9th–8th c. BCE)" am 06.07.2023.
- PD Dr. M. Klimiuk (Heidelberg): "Sprachliche Situation der Insel Gozo, Malta" am 15.07.2023.
- Prof. Dr. Michael P. Streck (Leipzig): "Seine Sprache war fremd, niemand verstand seine Rede" am 26.10.2023 (zusammen mit der Altorientalistik).
- Dr. Stefanie Rudolf (Berlin / Tübingen): "König Salomo und der König der Dämonen – über die Entstehung magischer Texte" am 23.01.2024.
- Prof. Dr. Abraham Winitzer (Notre Dame, USA): "Mesopotamian Myth and Philology in Biblical Theory: More on Philosophy and Science in the Ancient Near East" am 04.06.2024.
Konferenzen des Fachgebiet Semitistik am CNMS
- „Epigraphik und Archäologie des Antiken Südarabien. Aus Anlass des 70. Geburtstages von Walter W. Müller" vom 26. bis 28. September 2003.
- „3. Arbeitstreffen der Arbeitsgemeinschaft Semitistik“ am 6./7. April 2006.
- „The Ethiopic Jeremiah-Cycle: A Critical Edition – Project Workshop” am 4./5. Oktober 2016.
- Internationale Konferenz: „Aramäisch – sprachliche Vielfalt durch drei Jahrtausende" am 25./26. September 2017.
- Workshop „Artes docendi - Die Didaktiken "alter" Sprachen im Zwiespalt der Traditionen" gemeinsam mit dem Fachgebieten Indologie, Altes Testament und Deutsche Philologie des Mittelalters der Philipps-Universität am 07.11.2019.