11.03.2025 Innovatives Entscheidungshilfesystem soll Diagnose und Behandlung der Lungenkrankheit COPD verbessern
Patientenstudie startet – Kooperationsprojekt PerMed-COPD mit bis zu vier Millionen Euro gefördert
Ein neues klinisches Entscheidungshilfesystem (CDSS) soll die Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) weiterentwickeln und die Lebensqualität der Betroffenen spürbar verbessern. Unter der Leitung von Prof. Dr. Claus Vogelmeier entwickelt ein Team von Mediziner*innen verschiedener Institutionen eine Plattform, die Ärzt*innen dabei helfen soll, individuell präzise Diagnosen zu stellen und maßgeschneiderte Therapien zu empfehlen – insbesondere auch bei Begleiterkrankungen. Besonders im Fokus: die Früherkennung von Risiken, um Krankheitsverläufe zu bremsen und Patienten länger ein besseres Leben zu ermöglichen. Für dieses Projekt namens PerMed-COPD erhält die Universitätsmedizin Marburg rund vier Millionen Euro. Insgesamt beläuft sich die Fördersumme der Kooperationspartner auf fünf Millionen Euro. Dazu zählen Universitäten in Heidelberg, München und Münster sowie ein mittelständisches Unternehmen.
Lungenerkrankung wird meist spät erkannt
COPD ist die weltweit dritthäufigste Todesursache. „Sie ist wegen zunehmender Lebenserwartung auch weiter von großer Bedeutung“, sagt Prof. Dr. Bernd Schmeck, Leiter des Instituts für Lungenforschung der Uni Marburg. COPD beeinträchtigt für die betroffenen Personen die Lebensqualität erheblich. Außerdem stellt sie wegen der Behandlungs- und Krankenhauskosten sowie dem Ausfall an Arbeitskraft für die Gesellschaft eine hohe Belastung dar. „Leider wird eine COPD-Erkrankung oft erst diagnostiziert, wenn sie schon fortgeschritten ist“, sagt Prof. Dr. Claus Vogelmeier, Direktor der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie am Universitätsklinikum Marburg. „COPD Patienten haben auch oft andere behandlungspflichtige Erkrankungen, so dass die Betreuung herausfordernd ist“, erklärt Vogelmeier. Ein gutes Behandlungskonzept setzt voraus, dass man sich nicht nur auf die Lunge fokussiert, sondern auch die anderen Erkrankungen diagnostiziert und in den Behandlungsplan einbezieht. So kann es gelingen, die Lebensqualität des Patienten wesentlich zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden.
Das Entscheidungshilfesystem (englisch: Clinical decision support system, CDDS) soll die behandelnden Ärztinnen und Ärzte darin unterstützen, eine jeweils individuell korrekte Diagnose sowie passende Behandlungsempfehlungen, die auch die Begleiterkrankungen berücksichtigen, zu finden. Dabei nutzt das CDSS Erkenntnisse der deutschlandweiten COPD-Kohorte COSYCONET und greift auf allgemeine Gesundheitsdaten der Patient*innen, auf CT-Bilder der Lunge und auf sogenannte molekulare Marker zurück.
Klinische Studie startet im März
Nach umfangreichen Vorarbeiten startet nun die klinische Studie, zunächst in Marburg und München, später an mindestens 11 Studienstandorten: Neben den Universitätskliniken Marburg und Gießen sind das Helios Klinikum Emil von Behring, das Leibniz Lungenzentrum Borstel, die St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen, das Klinikum Itzehoe, das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft, die Universitätsmedizin Mainz, das Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität in München und das Klinikum Nürnberg beteiligt.
Teilnehmen können Patientinnen und Patienten ab 40 Jahren mit einer COPD-Diagnose und guten Deutschkenntnissen: Dabei kommt bei rund der Hälfte der an der Studie teilnehmenden Patient*innen das CDSS zum Einsatz, die anderen Patient*innen bilden die Kontrollgruppe.
Weitere Informationen: https://www.uni-marburg.de/de/fb20/permed-copd
Kontakt
Prof. Dr. Bernd Schmeck
Tel.: 06421 28-21954
Mail: bernd.schmeck@staff.uni-marburg.de
Fachbereich Medizin
Institut für Lungenforschung
Philipps-Universität Marburg