27.10.2006
José Carreras mit Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Medizin ausgezeichnet
"In Anerkennung seiner Verdienste um die Leukämieforschung für den Fachbereich Medizin und das Klinikum sowie in Würdigung seines Lebenswerkes“ verlieh der Fachbereich Medizin José Carreras die Ehrendoktorwürde. Während des Festaktes, zu dem rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur in den Fürstensaal des Marburger Schlosses gekommen waren, lobte der Dekan des Fachbereichs Medizin, Professor Dr. Bernhard Maisch, den spanischen Startenor für seine Vision, dass eines Tages jeder Leukämiepatient seine Krankheit besiegen kann.
„Für diese Vision in der Leukämieforschung steht seit knapp 20 Jahren Herr Carreras als weltweit sichtbare Persönlichkeit der Musikwelt. Mit der Ehrenpromotion möchten wir mit José Carreras den Visionär in der Leukämieforschung und den Künstler des Gesangs von Weltruf ehren. Visionen sind Strategien des Handelns, keine Utopie, und es gehören Mut, Kraft, und die Bereitschaft dazu, sie zu verwirklichen.“ Carreras habe eine imponierende Bereitschaft gezeigt, Visionen auch im Bereich der Medizin zu verwirklichen.
Seitdem Carreras selbst 1987 die eigene Leukämieerkrankung nach einer Knochenmarktransplantation besiegen konnte, widmet er sich mit ganzer Kraft dem Kampf gegen diese Krankheit. 1988 gründete er die „Internationale José Carreras Leukämie-Stiftung“ in seiner Heimatstadt Barcelona und im Laufe der Jahre weitere Stiftungen in den USA und der Schweiz. 1995 schließlich wurde die „Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.“ gegründet. Durch die Großzügigkeit vieler Spender konnten bis heute mehr als 500 Projekte in ganz Deutschland gefördert werden. Dabei liegt der Förderschwerpunkt der Stiftung in drei Bereichen: Sie fördert Forschung und Wissenschaft, z. B. durch die Entwicklung von neuen Behandlungsmethoden und die Vergabe von Forschungsstipendien. Sie verbessert die Therapiemöglichkeiten z. B. durch den Aufbau von Transplantations-Einheiten und den Ausbau von Tageskliniken, und sie unterstützt Elterninitiativen und Selbsthilfegruppen.
„Der Marburger Fachbereich Medizin und insbesondere der Lehrstuhlinhaber für Hämatologie und Onkologie, Prof. Dr. Andreas Neubauer, schätzen sich glücklich, dass sie in einem zukunftsweisenden Projekt von der Deutschen Carreras-Stiftung gefördert werden. Diese gezielte Unterstützung der Marburger Leukämieforschung als herausragender und selbstständiger Bestandteil eines etablierten Comprehensive Cancer Centers wird diese europa- und weltweit renommierte Forschungsexzellenz noch stärker sichtbar machen“, erklärte Maisch. José Carreras nahm die Ehrendoktorwürde gerne an: „Öffentliche Ehrungen und Auszeichnungen wie die, die ich heute erhalten darf, spornen an, mit gestärktem Enthusiasmus und Hingabe weiterzumachen. Ich bin sehr glücklich, dass wir alle gemeinsam für ein Ziel kämpfen: Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem.“
Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Gerald Meder, dankte Carreras: „Als Anwalt, Freund, Berater der Leukämiekranken erheben Sie im wahrsten Sinne Ihre wunderbare Stimme. Dafür danke ich Ihnen im Namen der Geschäftsführung des Universitätsklinikum Gießen und Marburg, aber vor allem im Namen der Patienten“, so Meder. „Wir können mit Stolz sagen, dass die Wissenschaftler des Fachbereichs Medizin, allen voran Prof. Neubauer, an unserem Klinikum zur weltweiten Spitzenklasse auf dem Gebiet der Leukämiebehandlung gehören. Der heutige Tag und ihre feierliche Ehrenpromotion ist für uns Anlass, diesen Spitzenplatz auszubauen und unsere Bemühungen für eine erfolgreiche Bekämpfung dieser heimtückischen Krankheit weiter zu stärken.“
Die Medizinische Fakultät hat in der Vergangenheit, d.h. seit 1919, von ihrem Recht zur Ehrenpromotion für herausragende wissenschaftliche und künstlerische Leistungen nur sparsam Gebrauch gemacht. In den Annalen der Fakultät sind bis heute 34 Ehrendoktorwürden verzeichnet, fast ausschließlich an Mediziner. Mit José Carreras wird erst zum neunten Mal ein „Nichtmediziner“ geehrt.