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21.12.2006

Zentrum für Lehrerbildung jetzt auch offiziell eröffnet

„Ein guter Tag für Marburg“: Gut besuchter Festakt am vergangenen Freitag mit prominenten Gastrednern in der Alten Aula – Professionalisierung der Lehrerbildung und Vergrößerung der verfügbaren Ressourcen angestrebt – „Lehrerbildung muss in der Universität ankommen“

jacobi
Staatssekretär Joachim Jacobi
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Professor Dr. Jürgen Oelkers
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Professorin Dr. Heike Ackermann. Fotos: hg
„Über mehr als dreißig Jahre hinweg war die Lehrerbildung ein ungeliebtes Kind der Universität“, so formulierte Professor Dr. Jürgen Oelkers, renommierter Bildungsexperte der Universität Zürich, in seinem Festvortrag als Gast des Zentrums für Lehrerbildung am 14. Dezember 2006. Jetzt soll dieses Kind auch in Marburg mehr Zuwendung erfahren: An diesem Tag wurde das Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) an der Philipps-Universität Marburg, das bereits am 1. August 2005 die Nachfolge der Ständigen Kommission für Lehrerbildung angetreten hatte, offiziell und unter großem Interesse vor allem der Marburger Professorenschaft eröffnet.

Mittels einer besseren Integration der fachwissenschaftlichen mit den fachdidaktischen und erziehungswissenschaftlichen Inhalten im Studium will das ZfL künftig dazu beitragen, dass die universitäre Lehrerbildung modernen Qualitätsstandards schulischen Lehrens und Lernens gerecht wird. Damit sollen die heterogenen Studienelemente besser integriert und die Inhalte systematischer aufeinander bezogen werden. Indem es die Kooperation zu den anderen Trägern der Lehrerbildung pflegt, folgt das Zentrum zugleich einer Empfehlung der Hochschulrektorenkonferenz vom 21. Februar dieses Jahres, in der es heißt: „Eine kompetenzorientierte Lehrerbildung braucht eine verlässliche Koordination jener Leistungen, die von den verschiedenen Partnerinstitutionen in der Lehrerbildung zu erwarten sind.“

Feste Bleibe nach mehreren Provisorien

Dass diese Koordination nicht ganz einfach werden wird, machte Universitätspräsident Professor Dr. Volker Nienhaus in seinem Grußwort deutlich. Zunächst begrüßte er sehr, dass das ZfL „nach mehreren Provisorien“ nun eine feste Bleibe erhalte. Ziel des von der Landesregierung initiierten Zentrums seien mehr Ressourcen für die Lehrerbildung ebenso wie deren Professionalisierung und bessere Organisation, die finanzielle Unterstützung indessen liege um jährlich einige hunderttausend Euro unter dem Bedarf. Das Zentrum habe angesichts dieser prekären Situation auch eine Informations- und Lobbyaufgabe gegenüber der Politik und damit auch eine politische Funktion.

Für Joachim Jacobi, Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium, war der gestrige Donnerstag ein „guter Tag für Marburg und für die Gymnasiallehrerausbildung in Hessen“. Er betonte das Anliegen der Politik, dass den Zentren für Lehrerbildung ein höherer Stellenwert zukommen müsse und machte zugleich deutlich, dass der gesetzliche Rahmen gesetzt sei und man sich nun in diesem bewegen müsse.

Die Problematik aus Studierendensicht beleuchtete schließlich Stefan Scholl vom Forum Lehramt, einer Gruppe Marburger Lehramtsstudierender. Er wies darauf hin, dass nur die „seit langem“ geforderten finanziellen und personellen Mittel dem ZfL zu der für seine Arbeit notwendigen Autonomie verhelfen können. Darüber hinaus konstatierte Scholl, dass es das Lehramt an der Universität noch sehr schwer habe: Insbesondere als Lehramtsstudierender fühle man sich häufig als „fünftes Rad am Wagen“ – es sei daher unter anderem dringend erforderlich, eine „Lehramtskultur“ und inneruniversitär ein „Lehrerbild“ zu entwickeln.

Erhebliche Koordinationsaufgaben im Lehramt zu bewältigen

Dieser Problematik war sich auch Professorin Dr. Heike Ackermann, geschäftsführende Direktorin des ZfL bewusst. In ihrer Rede, die sie mit „Liebe Studierende“ begann, machte sie deutlich, dass die Möglichkeit der „sozialisatorischen Wirksamkeit“ der Lehrerbildung von zahlreichen Faktoren abhänge. Dazu gehören die „Querstrukturen“ der Zentren für Lehrerbildung, die diesen eine Rolle „unabhängig von Rektoraten und getrennt von Fachbereichen“ geben. Insbesondere erwähnte Ackermann auch die Tatsache, dass im Jahr 2000 bundesweit zehn ZfL bestanden, es im Jahr 2006 aber schon siebenundvierzig seien. Die Zunahme verdanke sich dem Bewusstsein, dass die Koordinationsaufgaben im Lehramt „erhebliche“ sind.

Während die Direktoriumsmitglieder ihre Beratungsaufgabe hinsichtlich der Gestaltung der Kerncurricula im Lehramtsstudium bereits seit Mai 2005 verfolgten, so Ackermann weiter, sei es in Marburg noch immer an der Tagesordnung, dass man aufgrund der problembehafteten Wahrnehmung der Lehrerbildung insgesamt und aufgrund der nicht am gesetzlichen Auftrag orientierten Finanzierung ständig „die eigenen Geschäftsgrundlagen thematisieren“ müsse. Zudem bestünde  das ZfL-Direktorium ausschließlich aus Mitgliedern, die gleichzeitig „noch andere Verpflichtungen“ haben. „Für unser Arbeitsprogramm fehlen uns immer noch die Arbeitsvoraussetzungen“, sagte Ackermann.

Professor Dr. Jürgen Oelkers indessen richtete in seiner Festrede den Blick auf Deutschland und die Schweiz. So habe die Universität zwar von der Lehrerbildung profitiert und ihre fachlichen Differenzierungen auf ihr gründen können, gleichwohl sei die Existenz der Lehrerbildung als Einrichtung von Universitäten  „nicht in Stein gemeißelt ... Wenn die Lehrerbildung in der Universität ankommen will, muss sie ihre Leistungsfähigkeit nachweisen.“ Ebenso wie in anderen Bereichen der Wissenschaft könne dies unter anderem in Form großer und auch internationaler Projekte geschehen. „Steuerung durch Forschungswissen“ mahnte Oelkers in diesem Zusammenhang an und forderte dazu auf, das noch immer „bescheidene“ Wissen über die Lehrerbildung als Disziplin, die „ihre eigene Wissenschaftlichkeit nicht hinlänglich akzeptiert“ habe, zu vermehren.

Stattgefunden hatte die Eröffnungsveranstaltung, die anschließend in einen geselligen und von einer Jazzband begleiteten Abend überging, im Rahmen einer Konferenz mit schweizerischen und deutschen Referenten, die das ZfL am 14. und 15. Dezember ausrichtete.

Kontakt

Heidemarie Holland-Pinter
Zentrum für Lehrerbildung an der Philipps-Universität Marburg, Geschäftsführung, Wilhelm-Röpke-Straße 6, Kern D, Raum 715, 35032 Marburg
Tel.: (06421) 28 26162
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