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03.05.2006

Eine Million Euro für Nachwuchsgruppe in Marburger SFB

Neue Nachwuchsgruppe im Marburger Sonderforschungsbereich 593 „Zelluläre Kompartimentierung“ wird von DFG gefördert – Regulator für Zellstoffwechsel im Zentrum des Interesses

Wer seinen Job gut erledigen will, benötigt geeignete Arbeitsbedingungen. Das gilt auch für Proteine und die Erbsubstanz DNA: Damit sie ihre Funktion in der menschlichen Zelle richtig erfüllen können, muss unter anderem das so genannte Redox-Gleichgewicht in der Zelle stimmen – ändert es sich, können gesunde Zellen absterben oder kranke Zellen, von denen sich der Körper eigentlich befreien müsste, überleben. In der Folge kann dies zu Krebs oder neurodegenerativen Krankheiten wie Parkinson führen. Ein wichtiger Regulator für das Redox-Gleichgewicht sind so genannte Glutaredoxine, deren wichtige Rolle allerdings erst in jüngerer Zeit erkannt wurde.

Nun fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 980.000 Euro eine Nachwuchsgruppe an der Philipps-Universität Marburg, die sich im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Mechanismen der zellulären Kompartimentierung und deren krankheitsrelevante Veränderungen“ (SFB 593) der Erforschung der genauen Funktion dieser Glutaredoxine widmen soll. „Die Bewilligung dieses Antrags“, so Professor Dr. Roland Lill, Sprecher des SFB und Direktor des Instituts für Zytobiologie, „haben wir mit großer Freude zur Kenntnis genommen, da das Auswahlverfahren äußerst kompetitiv ist. Das Projekt von Dr. Christopher Horst Lillig, der die Nachwuchsgruppe in unserem SFB leiten wird, widmet sich einem ganz neuen Thema und passt hervorragend zu unserer generellen Zielrichtung.“

Roland Lill und seine Kollegen im SFB 593 untersuchen so genannte Zellkompartimente, in denen spezifische biologische Prozesse ablaufen und gesteuert werden. Glutaredoxin wiederum kommt in zahlreichen dieser Zellkompartimente wie den Mitochondrien, dem Cytosol und dem Zellkern vor. „Wir gehen davon aus“, so Christopher Horst Lillig, „dass Glutaredoxin die Rolle eines Sensors und Regulators für das Redox-Potenzial spielt und somit an der Entstehung vieler Krankheiten beteiligt sein dürfte.“ Das von Lillig untersuchte Glutaredoxin bindet dabei an so genannte Eisen-Schwefel-Cluster. Diese „Kofaktoren“ spielen eine Schlüsselrolle im Zellstoffwechsel und stehen auch im Zentrum der Forschungsinteressen von Roland Lill, der ihre Biogenese erforscht.

Die Arbeit von Lilligs Nachwuchsgruppe über „Roles of differentially localized glutaredoxin 2 isoforms“ wird von der DFG bis 2010 gefördert werden. Für seine neue Aufgabe wird der Biochemiker, der in Marburg nun formal einem Juniorprofessor gleichgestellt wird, eigens nach Deutschland zurückkehren. Nach seiner Promotion an der Ruhr-Universität Bochum im Jahr 2001 hatte er in den vergangenen Jahren am Medical Nobel Institute for Biochemistry des renommierten Karolinska-Instituts im schwedischen Stockholm gearbeitet.

Unterdessen bereitet sich der von Roland Lill seit 2002 geleitete Sonderforschungsbereich – einer von derzeit fünf SFBs in Marburg – auf die nächste Förderperiode vor. „Im September“, so Lill, „findet die Zwischenbegutachtung durch die DFG statt und wir hoffen, für weitere vier Jahre gefördert zu werden. Der Zugewinn einer Juniorgruppe ist natürlich auch in diesem Zusammenhang sehr erfreulich!“ Aus der Arbeit des SFB, der über eine große Anzahl internationaler Kooperationen verfügt, sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Publikationen hervorgegangen. Im April vergangenen Jahres waren Lill und seine Kollegen zudem Veranstalter eines internationalen Symposiums mit Spezialisten aus aller Welt, die über „Defekte Zellkompartimentierung als Krankheitsursache“ referierten.

Weitere Informationen

Homepage des Instituts für Zytobiologie

Homepage des DFG-Sonderforschungsbereichs 593 „Zelluläre Kompartimentierung“

Kontakt

Professor Dr. Roland Lill
Philipps-Universität Marburg
Fachbereich Medizin
Institut für Zytobiologie
Robert-Koch-Straße 6
35037 Marburg

Tel.: (06421) 28 66483
E-Mail