04.07.2006
Chancen für Entwicklung der Philipps-Universität
Land und Stadt richten Arbeitsgruppe zur baulichen Neuordnung der Hochschule ein
Das an der Philipps-Universität Marburg neu gegründete Zentrum für Nah- und Mittelost-Studien wird das frei gewordene Gebäude der ehemaligen Kinderklinik nahe der Elisabethkirche beziehen. Das Haus der Frauenklinik, die ebenfalls auf die Lahnberge umgezogen ist, wird vorübergehend von der Universitätsverwaltung genutzt, solange die Fassade des Gebäudes an der Biegenstraße saniert wird.
Den Antrag der Universität, im Rahmen der Exzellenzinitiative auf den Lahnbergen das Behring Centre for Converging Sciences in einem Neubau zu errichten, wird das Land durch die Bereitstellung von Planungsmitteln unterstützen. Diese Entscheidungen hat die neu eingerichtete Arbeitsgruppe zur baulichen Neuordnung der Philipps-Universität Marburg getroffen, in der die Landesregierung, die Stadt und die Universität zusammenarbeiten. In der Runde, die jetzt erstmals in Marburg getagt hat, sind das Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das Ministerium der Finanzen, die Universität und die Stadt Marburg vertreten.
Der Baubestand der Universität muss modernisiert werden. Für die Gebäude der Naturwissenschaften, die langfristig auf den Lahnbergen konzentriert werden sollen, ist das bereits durch ein Gutachten bestätigt. Gleichzeitig bietet die komplette Verlagerung des Universitätsklinikums auf die Lahnberge die Chance, die zur Zeit im Stadtgebiet verstreut liegenden Institutsgebäude der Geisteswissenschaften im Nordviertel an der Elisabethkirche zu konzentrieren. Die weiteren Kliniken (Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Hals-Nasen-Ohrenklinik, Augenklinik) werden spätestens 2010 in Neubauten auf den Lahnbergen umziehen. Dazu hat sich die Rhön-Klinikum AG im Rahmen der Privatisierung des Universitätsklinikums verpflichtet. Die Universität möchte die frei werdenden Flächen im Kliniksviertel nutzen, um zwischen Lahnufer, Elisabethkirche und Altem Botanischen Garten einen zusammenhängenden Campus für die Geisteswissenschaften zu errichten. Ob die alten Klinikumsgebäude umgebaut werden können oder Neubauten errichtet werden müssen, wird nun geprüft.
„Die Landesregierung erkennt die Bedeutung der baulichen Entwicklung der Universität für eine gedeihliche Stadtentwicklung an“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, der die Sitzung geleitet hat. Finanzstaatssekretär Dr. Walter Arnold äußerte die Erwartung, dass die Stadt durch Schaffung entsprechender städtebaulicher Voraussetzungen die Verwertungschancen für nicht mehr „betriebsnotwendige“ Grundstücke und Gebäude verbessert, und damit die Finanzierbarkeit des Gesamtvorhabens realistisch wird.
Oberbürgermeister Egon Vaupel zeigte sich erfreut über die Zusammenarbeit mit dem Land: „Die Bereitschaft zur Abstimmung der Bauleitplanung besteht. Zusätzlich können wir damit städtische Vorhaben wie beispielsweise die Entwicklung der Stadthalle, die Anbindung des Parkhauses Pilgrimstein und die Einbindung des Areals um die Elisabethkirche mit der Campus-Planung in Einklang bringen.“
Die Arbeitsgruppe wird etwa vierteljährlich zusammenkommen. Sie soll gelegentlich auch gemeinsam mit der bereits 2005 von Wissenschaftsminister Udo Corts und Finanzminister Karlheinz Weimar eingerichteten Arbeitsgruppe zur baulichen Entwicklung der Justus-Liebig-Universität in Gießen und der Fachhochschule Gießen-Friedberg tagen, um eine optimale Abstimmung der Hochschulen in Mittelhessen zu ermöglichen. Gegenstand der Erörterungen sind laufende Bauprojekte ebenso wie die langfristige bauliche Entwicklungsplanung. Dazu hat die Landesregierung ein Gesamtgutachten für alle Hochschulen in Auftrag gegeben, das für Mittelhessen (ohne Fachbereich Medizin) zum Jahresende abgeschlossen sein soll. Auf dieser Grundlage ist dann zu entscheiden, welche Institute letztlich wohin umziehen sollen.