04.07.2006
IHK-Wissenschaftspreis bzw. IHK-Förderpreis an Dr. Bernadette Kunert und Manuel Werner
IHK Kassel zeichnet Physikerin für ihre Dissertation und Mathematiker für seine Diplomarbeit aus
Dr. Bernadette Kunert und Manuel Werner sind die Preisträger der diesjährigen Marburger Wissenschaftspreise der IHK Kassel. Die Jury vergab den mit 5.200 Euro dotierten IHK-Wissenschaftspreis an die Physikerin für ihre Dissertation zum Thema „Herstellung von (Galn)(NAsP)/ GaP-Mischkristallsystemen und deren Charakterisierung zur Realisierung eines direkten Halbleiters“. Diplom-Mathematiker Manuel Werner erhält den IHK-Förderpreis 2005 für seine Arbeit „Adaptive Frame-Allgorithmen für elliptische Randwertprobleme“.
IHK-Vizepräsident Jörg Ludwig Jordan hob in seiner Begrüßungsrede anlässlich der feierlichen Verleihung im Schloss Rauischholzhausen die Bedeutung hervor, die die Forschung auch für die regionale Wirtschaft im IHK-Bezirk besitze. Besonders freue ihn daher, dass „es eine sehr erfreulich große Anzahl von Vorschlägen aus den Fachbereichen (gegeben hat), zum Anderen … die wissenschaftliche Qualität und der Wirtschaftsbezug dieser Vorschläge so hervorragend (war), dass nahezu jede der Arbeiten einen ersten Platz hätte belegen können.“ Den Vorschlag für die Vergabe der Preise unterbreitet jeweils das Verleihungsgremium, das zu gleichen Teilen aus Mitgliedern besteht, die vom Präsidenten der Universität und vom IHK-Präsidenten berufen werden.
Dr. Bernadette Kunert entwickelte in ihrer Arbeitsgruppe an der Philipps-Universität ein völlig neuartiges Kristall, das eines Tages dafür sorgen könnte, dass Computer schneller laufen. Ihre Forschungen haben eine große praktische Bedeutung. So sind die Prozessoren in den Computern in den vergangenen zwei Jahren nicht wesentlich schneller geworden. Das hängt damit zusammen, dass die Prozessor-Chips für die Computer auf elektrische Signalübertragung ausgerichtet sind, diese aber an ihre physikalische Grenze stoßen. Um dieses Problem zu lösen, träumen die Physiker seit langem davon, Konzepte zur schnelleren optischen Datenverarbeitung zu finden, die auf den Chips funktionieren.
In der Kristallzuchtanlage des Zentrums für Materialwissenschaften hat Bernadette Kunert mehrere Hundert Versuche gemacht, um einen Kristall zu entwickeln, der leuchtet – also für die optische Signalübertragung genutzt werden kann – und der auf Silicium passt. Erst ganz zum Schluss gelang es ihr, einen leuchtenden „total neuen“ Mischkristall zu erfinden, den sie untersucht und charakterisiert hat: „Wir sind die ersten, die einen Laser auf Gallium-Phosphit realisiert haben“, freut sich die Wissenschaftlerin. Nach diesem Beispiel ist sie jetzt dabei, einen Laser auf Silicium-Basis zu entwickeln, der dann auch in Computern eingesetzt werden können. „Es ist eine Frage der Zeit, bis uns das gelingt“, sagt Kunert. Und dann könnten die PC’s tatsächlich auch wieder schneller werden. Langfristig würde dies die Datenverarbeitung revolutionieren, sagt die 31-Jährige.
„Vor der Dissertation von Frau Kunert war kein derartiges Halbleitermaterial bekannt, dass diese Eigenschaften zusammen erfüllt hätte“, lobt Physiker Wolfgang Stolz. Weil das Material immense Chancen in der Anwendung hat, wurde die Firma „NAsP III/V GmbH“ aus der Uni heraus gegründet, in der Kunert seit Jahresbeginn arbeitet. Zurzeit werden Gespräche über Kooperationsmöglichkeiten mit weltweit führenden Halbleiterherstellern wie Infineon, IBM und Intel geführt.
Preisträger des mit 1.600 Euro dotierten IHK-Förderpreises ist der Marburger Mathematiker Manuel Werner. Der 27-Jährige wird für seine Diplomarbeit über adaptive Frame-Algorithmen für elliptische Randwertprobleme ausgezeichnet. Er hat dabei ein Verfahren gefunden, das so auf dem Stand der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ist, dass es noch nicht in die Lehrbücher eingegangen ist.