18.09.2006
Altes Chemisches Institut als Historische Stätte der Chemie ausgezeichnet
Gesellschaft Deutscher Chemiker würdigt "historische Bedeutung" der Arbeit des langjährigen Marburger Professors Dr. Hans Meerwein - Gedenktafel enthüllt

Professor Dr. Henning Hopf, Vizepräsident der GDCh (links), sowie der Dekan des Fachbereichs Chemie, Professor Dr. Ulrich Koert enthüllen die Gedenktafel, die im Eingangsbereich des alten Chemischen Instituts zu Ehren von Hans Meerwein angebracht wurde.

Nobelpreisträger Professor Dr. George A. Olah von der University of Southern California würdigte Hans Meerwein in seiner Festrede als einen auf seinem Gebiet bedeutendsten Chemiker des 20. Jahrhunderts. Alle Fotos: hg
Meerwein wurde für seine „Bahn brechenden Arbeiten auf dem Gebiet der synthetischen und mechanistischen organischen Chemie in das Programm aufgenommen“, so der Vizepräsident der GDCh, Professor Dr. Henning Hopf, in seinen Begrüßungsworten.
Für Professor Dr. George A. Olah, University of Southern California, Nobelpreisträger für Chemie des Jahres 1994 und Festredner der Veranstaltung, war Meerwein einer auf seinem Gebiet bedeutendsten Chemiker des 20. Jahrhunderts. Olah hatte seinen ehemaligen Mentor Meerwein in Marburg kennen gelernt und war mit diesem viele Jahre freundschaftlich verbunden. Aufbauend auf dessen Erkenntnissen hatte Olah seine Forschungen auf dem Gebiet der organischen Chemie weiter geführt und dafür den Nobelpreis erhalten. Professor Dr. Hans Meerwein wurde zwar zu Lebzeiten mit dem renommierten Otto-Hahn-Preis ausgezeichnet, der Nobelpreis war ihm aber versagt geblieben.
Die Frage nach dem "Warum"
Grußworte überbrachten auch der Präsident der Philipps-Universität, Professor Dr. Volker Nienhaus, sowie Marburgs Oberbürgermeister Egon Vaupel. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Streichorchester des Fachbereichs Chemie.
Zahlreiche Ehrendoktortitel für Meerweins grundlegende und wegweisende Arbeiten
Hans Meerwein führte im alten Chemischen Institut grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der synthetischen und mechanistischen organischen Chemie durch. Die Entdeckung des zwischenzeitlichen Auftretens von Carbenium-Ionen war wegweisend für das Verständnis des Ablaufs organisch-chemischer Reaktionen. Viele der von ihm untersuchten Reaktionen tragen heute seinen Namen, wie zum Beispiel die Wagner-Meerwein-Umlagerung. Als Studenten und junge Wissenschaftler arbeiteten hier auch die späteren Chemie-Nobelpreisträger Hans Fischer, Adolf Butenandt, Otto Hahn, Karl Ziegler und Georg Wittig.

Gut besucht: Dem Festakt zu Ehren von Hans Meerwein wohnten zahlreiche prominente Gäste bei.
1945 wurde das Chemische Institut in Marburg durch einen Bombenangriff weitgehend zerstört. Meerwein verlor damit auch seine Dienstwohnung im Institut und seine gesamte Habe, darunter alle wissenschaftlichen Aufzeichnungen und seine Privatbibliothek. Der Neubau an gleicher Stelle wurde erst nach seiner Emeritierung 1953 eingeweiht. Nicht nur die Universität Marburg verlieh ihm den Ehrendoktortitel, sondern auch Heidelberg, Darmstadt, Bonn und München – und darüber hinaus erhielt er noch viele weitere Auszeichnungen.