04.10.2007
Neuer Dekan im Fachbereich Medizin
Bernhard Maisch übergibt Dekanat Matthias Rothmund
Der Fachbereich Medizin ist nicht nur ob seiner Größe mit keinem anderen Fachbereich der Universität zu vergleichen. Er unterscheidet sich auch durch die gleichzeitige Einbindung seiner Ärzte und Wissenschaftler in das Universitätsklinikum. Die bislang ehrenamtliche Arbeit des Medizin-Dekans sei ein kostenfreies „Hauptamt“ gewesen, sagten Professor Dr. Maisch und sein Nachfolger Professor Dr. Matthias Rothmund unisono.
Der 65-jährige Rothmund kündigte an, dass er zusätzlich zur Heranziehung von externem Sachverstand mit einer internen Beratergruppe und in Wochenendklausuren mit den Klinikleitern die zukünftige Ausrichtung des Fachbereichs erarbeiten wolle. Ein Entwicklungsplan für Forschung und Lehre der nächsten zehn Jahre, die Konzentration auf nicht mehr als zwei Forschungsschwerpunkte und die Bleibeverhandlungen und Neuberufungen von hochkarätigen Wissenschaftlern stehe auf seiner Agenda. „Wir müssen uns bewegen!“, kündigte Rothmund an. Gleichzeitig stimmte er mit seinem Vorgänger überein, dass das Dekanat im klinischen Alltag kein „zahnloser“ Tiger sein dürfe.
Auf eben den berühmt-berüchtigten "Biss" des scheidenden Dekans Prof. Dr. Maisch hatten etliche der Laudatoren wie der Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus oder der ehemalige Prodekan Prof. Dr. Thomas Gudermann Bezug genommen. Gleichzeitig unterstrich nicht nur der langjährige Weggefährte Dr. Joachim Conrad, bis vor Kurzem Kaufmännischer Direktor des Marburger Universitätsklinikums, dass Maisch zwar in der Sache stets wie ein Tiger gekämpft habe, dabei aber niemals persönlich geworden wäre. Auch Gerald Meder, Geschäftsführer des Universitätsklinikums Gießen und Marburg, hob einerseits die Rolle des „streitbaren Dekans“ als Wächter für Freiheit von Forschung und Lehre hervor, als es um die Übernahme der Verantwortung für die Universitätskliniken in Gießen und Marburg durch die Rhön-Klinikum AG gegangen sei. Andererseits seien die konstruktiv-kritischen Gespräche, in denen jeder von ihnen seine berechtigten Interessen mit Nachdruck und Vehemenz vertreten habe, immer vom gegenseitigen Respekt geprägt gewesen.
Die über fünfjährige Amtszeit des Dekans Maisch war in besonderer Weise von der Neuausrichtung der hessischen Universitätsmedizin geprägt: Die Jahre 2001 bis 2003 waren bestimmt von internen Arbeitsgruppen um die Schwerpunktbildung in der hessischen Medizinforschung, der „Quertapete“ an den Universitäten Frankfurt, Gießen und Marburg. Danach kam 2004 die Umwandlung des Marburger Universitätsklinikums in eine GmbH, 2005 folgte die Fusion mit dem Universitätsklinikum Gießen, Anfang 2006 die Privatisierung bzw. die Übernahme durch die Rhön-Klinikum AG. In der kritischen Phase der Privatisierung wurde Maisch nach Auslaufen seiner dreijährigen Amtszeit 2005 erneut zum Dekan gewählt. Damals hatte er bereits angekündigt, dass er die zweite Amtsperiode nicht bis zum Ende ableisten wolle.
Die Laudatoren lobten anerkennend die erstaunliche Leistungskraft des scheidenden Dekans, der einerseits den Full time Job des Direktors einer gut geführten, medizinisch und wissenschaftlich reputierten Kardiologie und gleichzeitig in einer sehr bewegten Zeit das anspruchsvolle ehrenamtlich Dekansamt ausgeübt habe. Maisch selbst verwies in seinem Rückblick auf 81 Dekanatssitzungen, 80 Fachbereichssitzungen, 824 Stunden für Statusgespräche in Klinikum und Fachbereich, 66 Fälle von Berufungs- bzw. Bleibeverhandlungen, elf Absolventenfeiern – und vor allem auf ungezählte Verhandlungsstunden über die Neuausrichtung der Hochschulmedizin bzw. des Klinikums. „Die Dynamik und Neugestaltung ist spürbar“, würdigte Maisch das Erreichte, das sichtbar sei in den derzeitigen Bauplanungen und Investitionen, in der Professionalität der Leitungsgremien, in klugem Einsatz von Stiftungsgeldern und vielem mehr. Auf der anderen Seite sei die Umsetzung des Kooperationsvertrags noch mühsam, gab er zu bedenken. „Letztlich wird die Zukunft klären, was die Herausforderungen an die Medizin in einer ökonomisierten Welt und Wertegemeinschaft sind - und wie sich dieses auf die Aus- und Weiterbildung auswirkt“, resümierte Maisch.