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23.11.2007

Hessisches Forschungsförderungsprogramm LOEWE

Marburg bei vier Schwerpunkten in erster Auswahlrunde erfolgreich im Wettbewerbsverfahren "LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz"

Im Wettbewerbsverfahren des neuen hessischen Forschungsförderungs ­ programms „ LOEWE L andes- O ffensive zur E ntwicklung W issenschaftlich-ökonomischer E xzellenz“ sind heute in Wiesbaden erste Zwischenentscheidungen gefallen. Die Philipps-Universität Marburg ist bei vier LOEWE-Schwerpunkten erfolgreich: Ausgewählt wurden sowohl das Projekt „Struktur- und Funktions ­ materialien. Vom Design zur Anwendung“ als auch „Tumor und Entzündung“ sowie zwei Projekte, an denen Marburg beteiligt ist: „Biologische Wirkmechanismen dicht ionisierender Teilchenstrahlen“ (Antragsteller: Technische Universität Darmstadt) und „Biomedizinische Technik“ (Antragsteller: Fachhochschule Gießen-Friedberg).

„Die ausgewählten Antragsskizzen zeigen einmal mehr die Leistungsfähigkeit der Naturwissenschaften und der Medizin in der für Marburg charakteristischen Bündelung von Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung“, freut sich Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus über das gute Marburger Ergebnis.

In der ersten Runde haben hessische Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen insgesamt 28 Förderantragsskizzen eingereicht. Davon haben der LOEWE-Programmbeirat und die LOEWE-Verwaltungskommission heute die südhessischen Hochschulen zur Antragstellung von fünf LOEWE-Zentren (Förderlinie 1) aufgefordert. Weitere neun Antragsskizzen wurden für LOEWE-Schwerpunkte (Förderlinie 2) ausgewählt und deren Antragsteller zur Ausarbeitung von Vollanträgen aufgefordert. „Von den 19 eingereichten Antragsskizzen für LOEWE-Schwerpunkte haben wir acht Projekte ausgewählt, die das generell sehr gute Antragsniveau nochmals übertroffen haben“, sagte Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, der Vorsitzende des LOEWE-Programmbeirats und frühere Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Zusätzlich wurde der Marburger Zentrums-Antrag „Struktur- und Funktionsmaterialien. Vom Design zur Anwendung“ bezüglich der Vollantragsstellung als Schwerpunkt angenommen.

„Als wesentliche Kriterien für die Auswahl nannte Einhäupl die Qualität der Forschung, den Innovationsgrad der beantragten Projekte, die kritische Masse an beteiligten Wissenschaftlern, den strukturellen Einfluss des Projekts auf die hessische Forschungslandschaft, die Ausschöpfung von Potenzialen zur Vernetzung in der Region und die Nachhaltigkeit der Einrichtung von LOEWE-Zentren und LOEWE-Schwerpunkten.

Das ursprünglich als LOEWE-Zentrum beantragte Projekt „ Struktur- und Funktionsmaterialien. Vom Design zur Anwendung “ erarbeitet die Philipps-Universität zusammen mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Sprecher ist der Physiker Prof. Dr. Stephan Koch. Aufbauend auf ihren materialwissenschaftlichen Forschungen wollen Physiker und Chemiker der mittelhessischen Universitäten einen umfassenden und modernen materialwissenschaftlichen Schwerpunkt gründen, der die lokal vorhandene Expertise bündelt, systematisch ergänzt und erweitert. Zum Design, der Entwicklung, Herstellung und technologischen Nutzung komplexer Materialsysteme mit neuer Strukturierung und Funktionalität wird eine vielfältige und den speziellen Bedürfnissen angepasste Infrastruktur aufgebaut, die neben der Grundlagenforschung und wissenschaftlichen Ausbildung vor allem auch anwendungsorientierte Projekte und den Technologietransfer in die mittelständische Industrie ermöglicht. Bei den "Struktur- und Funktionsmaterialien" geht es um die Forschungsfelder der Silizium-Optoelektronik, Nanomaterialien, Nanoionik, Nanomagnetismus, Hybridbiomaterialien und funktionalisierte Oberflächen, Imp­lantatmaterialien, Sicherheitstechnik sowie die grundlegende mikroskopische Material- und Systemmodellierung ausgewählt. Durch die Koordinierung und Expansion der bereits akti­ven Forschung auf diesen Feldern erwarten die Universitäten einen großen synergetischen Effekt für die mittelhessischen Forschungsaktivitäten.

Den LOEWE-Schwerpunkt „ Tumor und Entzündung “ (zusammen mit der Universität Gießen) koordinieren die Marburger Prof. Dr. Rolf Müller vom Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung (IMT) und Prof. Dr. Harald Renz vom Institut für Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik des Klinikums, die sich eine deutliche Signalwirkung in der Forschungslandschaft durch die engere Verknüpfung der beiden Schwerpunkte Tumor und Immunologie am Fachbereich Medizin versprechen. Erkenntnisse der letzten Jahre zeigen, dass das Immunsystem bei der Entwicklung und Ausbreitung von Tumoren eine wichtige Rolle spielt. Zum einen sind Störungen des Immunsystems an der Ausprägung von bestimmten Krebserkrankungen beteiligt, zum anderen können Zellen des Immunsystems auch das Wachstum von Tumoren fördern. Die dabei in Tumor- und Immunzellen ablaufenden Prozesse sind zum großen Teil deckungsgleich. Diese sich daraus ergebenden konzeptuellen und technologischen Konvergenzen sollen in dem neuen Schwerpunkt durch eine Vernetzung bereits bestehender Forschungsverbünde und -strukturen zu einem erheblichen Synergismus und neuen zukunftweisenden wissenschaftlichen Entwicklungen führen. Neben der krankheitsorientierten Grundlagen- und klinischen Forschung stehen die Nachwuchsförderung und der Aufbau eines strukturierten Graduiertenprogramms im Mittelpunkt der beantragten Aktivitäten. Mit der Initiative will sich der Fachbereich Medizin in Zukunft noch besser im Rahmen des Wettbewerbes um Forschungsmittel positionieren, und dabei attraktive und bedeutsame Krankheitsbilder in den Mittelpunkt der Aktivitäten rücken.

Schließlich ist die Philipps-Universität beteiligt an dem Schwerpunkt „ Biologische Wirkmechanismen dicht ionisierender Teilchenstrahlen “, den die Technische Universität Darmstadt zusammen mit der Hochschule Darmstadt und der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt erarbeitet: Das beantragte Projekt soll die strahlenbiophysikalischen, zell- und molekularbiologischen sowie bioinformatischen Expertisen aus mehreren Institutionen in Darmstadt in einem gemeinsamen Schwerpunkt für Strahlenbiologie bündeln. Die Erforschung der biologischen Wirkung dicht ionisierender Teilchenstrahlung soll die naturwissenschaftlichen Grundlagen dafür schaffen, die Methoden der Strahlentherapie in der Tumormedizin und der Behandlung entzündlicher Prozesse zu optimieren.

Den vierten LOEWE-Schwerpunkt „ Biomedizinische Technik “ hat die Fachhochschule Gießen-Friedberg zusammen mit der Universität Marburg und dem Universitätsklinikum Gießen und Marburg beantragt. Im Rahmen des Schwerpunkts sollen zulassungsgerechte Plattformtechnologien und Verfahren für die zellbasierte und nanopartikelbasierte Therapie entwickelt werden. Möglichkeiten der Optimierung und Kontrolle der Stofftransportvorgänge durch moderne molekulare bildgebende Verfahren sowie begleitende Prozessanalytik auf Basis automatisierter bildgebender Verfahren stehen dabei im Vordergrund. Dabei sollen insbesondere die ingenieurwissenschaftlichen Fragestellungen zur Entwicklung von nano- und mikropartikulären Transportsystemen zur Therapie sowie die Entwicklung von Reaktionssystemen für die zellbasierte und nanopartikuläre basierte Therapie bearbeitet werden, um eine höchstmögliche Anwendungsorientierung sicherzustellen.

Im Frühjahr 2008 werden die Vollanträge von externen Gutachtergruppen begutachtet. Auf der Basis der Vollanträge und der Gutachterberichte wird der Programmbeirat dann im Frühsommer 2008 Empfehlungen als Grundlage für die Förderentscheidungen der Verwaltungskommission aussprechen. Ab 1. Juli 2008 sollen im Rahmen der ersten Förderstaffel maximal fünf LOEWE-Zentren und fünf LOEWE-Schwerpunkte vom Land Hessen gefördert werden. Ob es schließlich tatsächlich jeweils fünf werden, bleibt der Begutachtung der Vollanträge vorbehalten.

Antragsskizzen, die jetzt nicht zum Zuge gekommen sind, können in der nächsten Förderantragsrunde in überarbeiteter Form erneut eingereicht werden.