27.11.2007
Tibet in Marburg
Sonderführung durch die Religionskundliche Sammlung für Mitglieder des Universitätsbundes
„Ohne den Marburger Universitätsbund wäre die Sonderausstellung
„Tibet in Marburg“ nicht zustande gekommen“, sagte die Leiterin der
Religionskundlichen Sammlung, Prof. Dr. Edith Franke, bei der Begrüßung
der Mitglieder des Universitätsbundes und dankte für die großzügige
Unterstützung.
Im Mittelpunkt der mit Leihgaben ergänzten Ausstellung steht der mit Originalstücken geschmückte Nachbau eines Tempelraums. Für Hermann-Pfandt war kein Weg zu weit, um den Tempelraum angemessen zu gestalten. Bis nach Nordindien ist sie gereist, um die seltenen Ritual- und Kultgegenstände persönlich zu besorgen. Ihre Tochter hat dabei geholfen, die Kosten niedrig zu halten, indem sie einige schwere Figuren im Handgepäck transportiert hat. „Natürlich hoffen wir, dass seine Heiligkeit, der Dalai Lama, den Tempelraum persönlich weihen wird.“ Glocke, Donnerkeil, Trommel und eine ständig frisch befüllte Obstschale mit Bananen, Äpfeln und Trauben, stehen bereits beim Ehrensitz für das Oberhaupt der Tibeter bereit. „Die Glocke sieht man häufig bei Ritualen des Dalai Lama. Sie gilt als weibliches Symbol in der Religion und wird bei Ritualen oft auch klanglos in der Hand bewegt“, erklärt Herrmann-Pfandt.
Eine weitere Besonderheit der Ausstellung ist die weiße Tara, ein Rollbild, das die beliebteste weibliche Schutzgottheit zeigt und die mütterliche Liebe verkörpern soll. Ihre rechte Hand zeigt die Geste der Gunstgewährung, ihre linke Hand hält einen dreifachen Lotos. Ihre sieben Augen, bei denen neben den menschlichen noch je eins auf der Stirn, auf den Füßen und auf den Händen dazukommt, symbolisieren die Fähigkeit, Leiden in allen Regionen der Welt wahrzunehmen. Diese am häufigsten verehrte Schutzgottheit ist dem Gründer der Sammlung, dem evangelischen Theologen Rudolf Otto zu verdanken, der die Tara damals von einem indischen Sanskritgelehrten geschenkt bekam.
Wie facettenreich die gelebte Religion der Tibeter ist, wurde den Mitglieder bereits bei der Betrachtung der verschiedenen Gottheiten deutlich. Neben den friedvollen sind die zornvollen Gottheiten äußerst populär in der tibetischen Kunst. „Sie dienen der Zähmung des Geistes“, weiß Hermann-Pfandt und verweist auf die vielfältige Welt der Ritualgegenstände in Tibet. Bei einem dieser Rituale werden schwarze Senfkörner in das aufgerissene Maul eines bronzenen Räucherkopfs gesteckt und angezündet. Jedes steht dabei für einen negativen Gedanken. Mit der Verbrennung der Körner sollen zugleich Sorgen verbannt werden.
Neben einem besonders schönen Buddha hält die Ausstellung auch eine verzierte Handgebetsmühle zum Anfassen bereit, die die Unibundmitglieder bei ihrer weiteren Besichtigung ausprobieren durften. Nach buddhistischer Überzeugung wird die Gebetsmühle permanent nach rechts gedreht, um den Mitmenschen Wohl auszusprechen, ihnen Glück zu bringen und Leid zu beseitigen.
Die in Deutschland einzigartige Religionskundliche Sammlung, die inzwischen 6500 Exponate zählt, feiert in diesem Jahr ihr 80-jähriges Bestehen. Unter neuer Leitung von Professorin Edith Franke und ihrer wissenschaftlichen Leiterin Dr. Katja Triplett will sie sich verstärkt als Begegnungsort von Religion, Wissenschaft und Öffentlichkeit präsentieren.
Die Ausstellung ist noch bis zum 31. August 2008 in der Landgräflichen Kanzlei unterhalb des Landgrafenschlosses zu sehen.
Weitere Informationen:
Religionskundliche Sammlung
Landgraf-Philipp-Staße 4
35032 Marburg
Tel.: (06421) 282480
www.uni-marburg.de/relsamm
Öffnungszeiten:
Montag – Donnerstag: 9.00 Uhr – 17.00 Uhr
Freitag:
9.00 Uhr – 14.00 Uhr
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Kontakt
Heidi Natelberg
Marburger Universitätsbund
www.uni-marburg.de/uni-bund/
Tel.:
(06421) 28 26223
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