07.11.2007
Forschungszentrum für Oberflächentechnologie eröffnet
Marburger Wissenschaftler forschen zusammen mit der Seidel GmbH an Ressource schonenden Verfahren für Oberflächentechnologie
Seidel eröffnete im Oktober 2007 ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des WING-Programms gefördertes Forschungs- und Entwicklungszentrum. WING steht für „Werkstoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft“ und hat unter anderem das Ziel, universitäre Forschung in der Praxis anzuwenden. Die Forschungsanlagen befinden sich im dritten und neuesten Werk von Seidel, das 2004 im hessischen Fronhausen/Lahn in Betrieb genommen wurde.
„Dies ist eine außergewöhnliche und beispielhafte Zusammenarbeit zwischen einem Wirtschaftsunternehmen und zwei Hochschulen, die ab heute praktisch umgesetzt wird“, sagte der hessische Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel bei der Eröffnung. Das mittelständische Unternehmen mit rund 650 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von knapp 55 Millionen Euro ist Weltmarktführer für Designartikel aus Aluminium für die Kosmetikindustrie. „Dieses Projekt ist ein überzeugender Beleg dafür, dass das Engagement der Hessischen Landesregierung für Nano- und Werkstofftechnologien reiche Früchte für Unternehmen und Wissenschaftler in Hessen trägt“, so Rhiel.
Rhiel setzte sich bei seinem Besuch nachdrücklich für die effektive und zügige Umsetzung von wissenschaftlichem Wissen in wettbewerbsfähige Produkte ein. Das Projekt der Seidel GmbH mit den mittelhessischen Hochschullehrern sei hierfür ein hervorragendes Beispiel. Bei der "Entwicklung neuer mikro- und nanostrukturierter Keramiken im Werkstoffverbund mit Aluminium", so der Titel des Forschungsprojektes, sollen Ergebnisse erzielt werden, die zum einen Ressourcen und Umwelt schonen und zum anderen gute Vermarktungschancen bieten. „Das neue Forschungszentrum ist ein überzeugender Beleg dafür, dass man in Mittelhessen im harten internationalen Wettbewerb mit hochqualifizierten Mitarbeitern und durch eine enge Zusammenarbeit mit Top-Forschern aus der Region erfolgreich neue Absatzgebiete erschließen kann.
Seidel besitzt bereits eine jahrzehntelange, profunde Erfahrung in den bisher bekannten Prozessen zur Veredelung von Aluminiumoberflächen – deswegen gehört es zu den Zielen, mit dem neuen Forschungszentrum noch besser zu werden und innovative Oberflächenveredelungen zu entwickeln. Dabei ist es besonders spannend, dass bereits kleinste Veränderungen auf molekularer Ebene zu spektakulären Effekten führen können: Große Wirkung bei kleinem Einsatz. Die neuen funktionalen, optischen und haptischen Eigenschaften werden nicht nur bei bestehenden Kunden auf großes Interesse stoßen, sie bedeuten auch großes Potenzial für weitere Branchen, wie beispielsweise Accessoires, Food oder angrenzende Märkte.
Als Verbundprojekt mit Universitäten bietet die Forschungseinrichtung nicht nur für Seidel attraktive Zukunftsperspektiven, sondern auch für Wissenschaftler, Studierende und Doktoranden. Durch die enge Kooperation mit Fachleuten aus der industriellen Praxis ermöglicht die Einrichtung den Forschern, an praxisnahen Themen zu arbeiten und an innovativen Produkten mitzuwirken. Die Entwicklung neuer Funktionalitäten und ungeahnter Effekte auf der veredelten Aluminiumoberfläche bietet den Wissenschaftlern die Chance, ihre Forschungsergebnisse an konkreten Produkten einzusetzen: Greifbare Ergebnisse statt Forschung für die Schublade. Hier wird Wissenschaft für vermarktungsfähige Produkte betrieben – sei es für innovative Designartikel oder für vollkommen neue Anwendungen in Kosmetik, Pharma und vielen weiteren Märkten.
Ein weiterer spannender Aspekt für die beteiligten Partner ist die Wechselwirkung zwischen wissenschaftlicher Theorie und Industrialisierbarkeit der Forschungsergebnisse. Für beide Seiten verspricht die Kooperation neue Herausforderungen und sie sorgt schon jetzt für einen veränderten Blick auf die eigene Arbeit. Das fundierte technische Know-How in der Veredelung von Aluminiumoberflächen, u.a. dem Eloxieren, auf der Seite des Unternehmens Seidel und die wissenschaftliche Kompetenz renommierter Forscher der beteiligten Universitäten bilden die Basis des gemeinsamen Projektes.
Im Hinblick auf den Schutz der Umwelt zielt das Forschungszentrum auch auf die optimierte Nutzung von Ressourcen. Es werden enorme Fortschritte für eine zunehmend ressourcenschonende Oberflächenbehandlung erwartet. Die bisher bekannten Grenzen des Veredelns im industriellen Maßstab werden neu definiert durch das Einlagern von Funktionsmaterialien in die Aluminiumoberfläche. Der Einsatz solcher Mikropartikel erfolgt in sehr geringen Mengen, bewirkt jedoch funktionale und haptische Eigenschaften, die derzeit noch zusätzliche Verfahren wie beispielsweise Beschichten oder mechanische Bearbeitung erfordern. Dies hat einen doppelt positiven Effekt: Durch das Einsparen von Ressourcen können sowohl die Umwelt geschont als auch Produktionskosten gesenkt werden.
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