Johannes M. Becker vom Zentrum für Friedens- und Konfliktforschung und Friedhelm Nonne, Kanzler der Philipps-Universität, mit Friedensforscher Johan Galtung im AudiMax.
„Es freut
uns sehr, dass Sie insbesondere unseren Studierenden diesen Einblick in
Ihre Forschungsarbeit der letzten 50 Jahre ermöglichen“, begrüßte Dr.
Friedhelm Nonne, Kanzler der Philipps-Universität, den Friedensforscher
Prof. Dr. mult. Johan Vincent Galtung am 4. Dezember 2007 im voll
besetzten AudiMax. Galtungs Vortrag und die anschließende offene
Diskussion standen unter dem Motto „Globaler Sachzwang heute? Zur Lage
der Welt – Gegenwartsdiagnose und Friedensperspektiven“. Ein zentraler
Punkt bei der erfolgreichen Lösung von Konflikten sei, so Galtung, eine
„gute Karte der Konfliktformation“ zu erarbeiten, in die man alle
betroffenen Parteien einbeziehen solle. Frieden schaffe man,
indem man Konflikte kreativ löse. Mit der von ihm 1993 mitbegründeten
Organisation „Transcend: A Peace and Development Network“ ist er
weltweit als Vermittler von Konflikten tätig, so zum Beispiel im Nahen
Osten. In seiner Vermittlerrolle versuche er stets, ein gemeinsames
Projekt für die Konfliktparteien zu finden, erklärte Galtung. Seine
Arbeit beschreibt er als „Kombination von Konstruktivismus und Humor“,
mit den Konfliktparteien redet er nach eigener Aussage „relativ zynisch
und klar“. Galtung wendet sich gegen reine Appeasement-Politik ohne
konkreten Lösungsansatz: „Waffenstillstand, Geld und Versöhnung helfen,
sollten aber nicht allein stehen.“
Wesentlicher Bestandteil seines Aufenthalts in Marburg war neben dem
Vortrag ein Lehrgang mit über 100 Teilnehmern, der am 4. und 5.
Dezember im Stadtverordnetensaal abgehalten wurde. Inhalt waren
wissenschaftstheoretische Grundlagen der Friedensforschung sowie
zentrale friedenswissenschaftliche Forschungsparameter. „Wir wollten
die wissenschaftliche Grundlage, die analytischen Bausteine, kennen
lernen, die Johan Galtung zu seinen Prognosen und Aussagen befähigen“,
erklärte Naakow Grant-Hayford. Der Student der Politikwissenschaft,
Friedens- und Konfliktforschung und Jura hat vor drei Jahren das
Referat für Interkulturelle Friedensforschung des Marburger AStA
gegründet und zusammen mit seiner Kommilitonin Karoline Weber die
Hauptorganisation von Galtungs Besuch übernommen.
Karoline Weber (l.) und Naakow Grant-Hayford (r.), AStA-Referenten für Interkulturelle Konfliktforschung, und PD Dr. Johannes M. Becker (2.v.l.), Geschäftsführer des Zentrums für Friedens- und Konfliktforschung, begrüßen Professor Johan Galtung (2.v.r.) im Marburger Magistratssitzungssaal.
„Dabei haben uns das Zentrum für Friedens-
und Konfliktforschung und die Uni Marburg optimal unterstützt“, so
Grant-Hayford. Finanzielle wie ideelle Unterstützung wurde auch durch
die Mitveranstalter und Kooperationspartner geleistet: die Heinrich
Böll Stiftung Hessen e.V., die Hessische Landeszentrale für Politische
Bildung, die Blätter für deutsche und internationale Politik, die
UN-Society Marburg, VHS Marburg und Arbeit und Leben (AG zwischen VHS
und DGB), die GEW Marburg, die evangelische Studierendengemeinde
Marburg (ESG), die evangelische Kirche Marburg (EKM) und das Marburger
Forum – Fördergemeinschaft Friedensarbeit e.V.
Johan Galtung hat mehr als die Hälfte seines Lebens der
Friedensstiftung und deren konkreter Umsetzung gewidmet. So rief er
1959 - im Alter von 29 Jahren - mit dem Internationalen
Friedensforschungsinstitut PRIO in Oslo das erste europäische
Friedensforschungsinstitut ins Leben. Im Jahre 1987 erhielt er den
Alternativen Nobelpreis und 1993 den internationalen Gandhi-Preis. Der
Norweger ist ausgezeichnet mit acht Ehrenpromotionen und vier
Ehrenprofessuren und hat in den letzten dreißig Jahren unter anderem an
Universitäten in den USA, Brasilien, Norwegen, Ägypten, Deutschland,
Pakistan, Jugoslawien und Japan gelehrt.
Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Referat für Interkulturelle Konfliktforschung des
AStA
Kontakt: Naakow Grant-Hayford und Karoline Weber
E-Mail:
vortragsreihe@gmx.de
Internet:
www.konfliktforschung.org