12.02.2007
"Dieser Weg wird kein leichter sein"
Marburger und auswärtige Doktorand(inn)en präsentieren internationales Online-Rezensionsmagazin – www.artesliberales-online.com seit kurzem im Netz
Weil das Redaktionsteam – eine der acht Arbeitsgruppen des
Marburger Promotionskollegs für Geistes- und
Sozialwissenschaften
– bei seinem Projekt dennoch reichlich
Gegenwind spürte, überlegte es sich ein weiteres
Alleinstellungsmerkmal: „Die meisten Magazine sind eher national
ausgerichtet, wir aber setzen von Anfang an auf Internationalität.“
Dies ermöglichen ein internationaler Fachbeirat ebenso wie Rezensenten
etwa von der Pariser Sorbonne oder der US-amerikanischen West Texas
A&M University, die in ihrer Muttersprache schreiben.
"Erste große Plattform auf der Buchmesse"
Die Öffentlichkeitsarbeit, die vor allem von den Redaktionsmitgliedern Daniel Niklas und Anita Langenhorst geleistet wird (letztere ist übrigens auch „Ressortleiterin
Sprachwissenschaften“), wird ein Übriges tun, um den auf Deutsch und Englisch verfassten Auftritt für Leser(innen) wie auch für Rezensent(inn)en attraktiv zu machen. Der Bonner Bernstein-Verlag etwa „gab uns die erste große Plattform auf der letztjährigen Frankfurter Buchmesse“, erzählt Arnold, und mit dem Axel-Dielmann-Verlag aus Frankfurt geht es demnächst zur Buchmesse nach Leipzig. Sponsoren und Netzwerkpartner sind ebenfalls schon gefunden. Vor allem auch mit Mitherausgeber und Chefredakteur André Schwarz konnte Arnold einen kompetenten Mitstreiter gewinnen. Dieser nämlich arbeitet bereits seit Jahren für das Marburger Rezensionsforum www.literaturkritik.de des Germanisten Professor Dr. Thomas Anz. Dessen Zielgruppe wiederum ist eine andere, sodass nun Kooperation statt Konkurrenz angesagt ist."Es geht nicht darum, den Reich-Ranicki in uns zu entdecken"
Große Komplimente erhielt das Redaktionsteam von Dr. Susanne Igler.
Die Geschäftsführerin des Marburger Promotionskollegs und wichtige
Ansprechpartnerin Arnolds in der Planungsphase lobte den
„geschmackvollen und gekonnten Internetauftritt“, für den die
Doktorandin Annika Höppner verantwortlich ist, und die „enorme
Leistung, bereits für die erste Ausgabe ein Heer von Rezensenten
gewonnen“ zu haben. Außerdem wies sie darauf hin, dass es bei Artes
Liberales nicht darum gehe, „den Reich-Ranicki oder die Elke
Heidenreich in uns zu entdecken“, sondern jenseits von
Selbstdarstellung und überspitzten Kommentaren wissenschaftlich
kompetente und solide Arbeit zu liefern und sich auf diese Weise „ganz
der akademischen Kommunikationspraxis“ zu verschreiben.
Rund drei Dutzend Rezensionen präsentiert nun die erste Ausgabe des
auf vierteljährliche Erscheinungsweise angelegten Magazins. Titel etwa
zu Hartmann von Aue, Walter Benjamin oder zu Frauen im
Nationalsozialismus werden hier vorgestellt (zu den Rubriken gehören
unter anderem Literaturwissenschaften, Sozialwissenschaften,
Kunstgeschichte und Historische Fächer), aber auch relevante
Online-Angebote wie der „Nachrichtendienst für Historiker (NFH)“ und
andere werden besprochen. Selbst französischsprachige Texte – zum
Beispiel zu „Quand la cinéaste d’Hitler fascinait la France“ über Leni
Riefenstahl – sind schon zu finden. „Unser Pool besteht aus derzeit
rund vierzig Rezensenten aus Deutschland, Frankreich, aus der Schweiz
und den USA“, erzählt Arnold. „Und in der April-Ausgabe werden wir auch
Beiträge aus Italien vorstellen.“
Schmöckerecke für die breite Leserschaft
Wie jedes Medium, das auf breitere Leserschaft zielt, bietet Artes Liberales auch leichtere Kost. Eine „Schmökerecke“ stellt populärwissenschaftliche Fachliteratur vor und die Rubrik „Doctorpolitan“ berichtet Wissenswertes über das, was alle Doktoranden gleichermaßen angehen dürfte. So schreibt Arnold über einen aktuellen Promotionsratgeber („Dieser Weg wird kein leichter sein“), dem sie auch gleich eine launige Kolumne beigesellt.
Auch der Weg zu einem auf Dauer erfolgreichen Rezensionsjournal wird kein leichter sein. Doch dass er erfolgreich beschritten werden kann, zeigt schon ein Blick nach Gießen, wo das Graduiertenzentrum Kulturwissenschaften bereits seit 2003 ein Rezensionsjournal herausgibt. Zudem dürfte das Projekt erhebliche Eigendynamik entwickeln, denn angesichts rarer Nachwuchsstellen müssen Doktoranden der Geistes- und Sozialwissenschaften besonderen Wert darauf legen, sich entweder in bester akademischer Verfassung zu zeigen oder sich zumindest so gut als möglich für „die Welt da draußen“ zu qualifizieren. Beides dürfte ihnen Artes Liberales nun ermöglichen. Die Besucherzahlen stimmen jedenfalls: 8.500 Gäste zählte das Portal in nur dreizehn Tagen, berichtet Chefredakteur Schwarz, knapp 1.000 von ihnen blieben gleich zu einem längeren Lesebesuch.
„Sternstunden der Geisteswissenschaften“: Was die Presse über das Marburger Promotionskolleg schreibt, können Sie hier nachlesen .