12.02.2007
Philipps-Universität verlieh Peter-Becker-Preis für Friedens- und Konfliktforschung
Hamburger Politkwissenschaftler Herbert Wulf ist zweiter Preisträger eines der höchst dotierten sozialwissenschaftlichen Preise Deutschlands und einer der bedeutendsten Auszeichnungen der Philipps-Universität.
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Der diesjährige Preis würdigt den Hamburger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Herbert Wulf sowohl für sein Lebenswerk als auch für sein jüngstes Buch, so die aus Mitgliedern des Zentrums für Konfliktforschung der Philipps-Universität zusammengesetzte Jury.
Der international ausgewiesene Friedensforscher und Experte für Sicherheitspolitik habe sich in seinem Buch „Internationalisierung und Privatisierung von Krieg und Frieden“ einem der wichtigsten sicherheitspolitischen Probleme unserer Zeit gewidmet: Wulf zeige, dass der neoliberale Trend zum Outsourcen inzwischen auch das Militär erreicht habe. Mittlerweile sei vor allem in den USA und in Großbritannien eine starke Privatisierung in diesem Bereich erkennbar. Damit werde jedoch das staatliche Gewaltmonopol, das die Sicherheit der Bürger garantiere, unterminiert. Für eine vermeintlich kostengünstigere Dienstleistung nehme der Staat in Kauf, dass sich die privaten Akteure weitgehend der öffentlichen Kontrolle entzögen. Wulfs großes Verdienst sei es, nicht nur nüchtern zu analysieren, sondern auch Wege aufzuzeigen vom staatlichen zum öffentlich kontrollierten Gewaltmonopol.
Genau diese Ambivalenz von wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn über Entstehung, Verlauf und Bearbeitung von Konflikten einerseits und die Eröffnung von Handlungsmaximen für die praktische Umsetzung der Konfliktlösungen andererseits würdigt der Peter-Becker-Preis. "Initiativen wie diese Preisstiftung sind gerade in diesen Tagen immer wichtiger, um herausragende Ergebnisse angemessen akzentuieren zu können", lobte Prof. Dr. Ulrich Wagner, der Geschäftsführende Direktor des 2001 gegründeten Zentrums für Konfliktforschung der Philipps-Universität.
Der 68-jährige Wulf war lange Jahre als Praktiker in der Entwicklungszusammenarbeit tätig und arbeitete als Wissenschaftler am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg sowie am renommierten internationalen Friedensforschungsinstitut SIPRI in Stockholm. 1994 wurde er zum Gründungsdirektor des Internationalen Konversionszentrum Bonn - Bonn International Center for Conversion (BICC) - berufen und leitete das Institut, das sich Abrüstungsfragen und deren praktischer Umsetzung widmet, bis 2001. Seitdem führt Wulf ein Forschungsprojekt zur Internationalisierung und Privatisierung von Krieg und Frieden an der University of Queensland im australischen Brisbane durch. Dem dortigen Australian Centre for Peace and Conflict Studies werde er auch die Hälfte seines Preisgeldes stiften, die andere Hälfte gehe an die Zeitschrift "Wissenschaft und Frieden".