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13.04.2007

Amtseinführung der neuen Universitätspredigerin

Die Praktische Theologin Professorin Dr. Ulrike Wagner-Rau wird am Montag, dem 16. April 2007, von Bischof Martin Hein im Rahmen eines Universitätsgottesdienstes eingeführt – Erste Frau in diesem Amt

Wagner-Rau
Wird am 16. April in das Amt der Universitätspredigerin eingeführt: Professorin Dr. Ulrike Wagner-Rau. Foto: Oliver Geyer
Professorin Dr. Ulrike Wagner-Rau, Praktische Theologin am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg, wird am Montag, dem 16. April 2007, von Bischof Professor Dr. Martin Hein von der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck im Rahmen eines Gottesdienstes in das Amt der Universitätspredigerin eingeführt. Sie ist die erste Frau in diesem Amt, seit es im Jahr 1676 an der Philipps-Universität eingerichtet wurde.

Der Gottesdienst, zu dem die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist, findet am Montag, dem 16. April 2007 – dem Tag des Vorlesungsbeginns –, um 10 Uhr (s.t.) in der Universitätskirche statt. Im Rahmen der Veranstaltung wird auch der derzeitige Amtsinhaber Professor Dr. Gerhard Marcel Martin verabschiedet.

Ulrike Wagner-Rau lehrt seit 2002 an der Philipps-Universität. Zu den Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten der 55-jährigen gehören Pastoralpsychologie/Seelsorge, Theorie und Praxis der Kasualien, Gottesdienst (Homiletik/Liturgik) und Genderfragen in der Praktischen Theologie.

Die Aufgaben der Universitätspredigerin umfassen unter anderem die Veranstaltung der Universitätsgottesdienste in der Universitätskirche, die während der Vorlesungszeit in etwa monatlichem Rhythmus stattfinden. Hinzu kommen Andachten in der Schlosskapelle an den übrigen Sonntagen.

Auch der derzeitige Amtsinhaber setzte sich für Offenheit ein


Wagner-Raus Amtsvorgänger Gerhard Marcel Martin hatte das Amt seit dem Sommersemester 1999 inne. Ebenfalls Professor der Praktischen Theologie, widmet sich der 65-jährige Arbeitsgebieten wie der Hermeneutik religiöser Texte, dem Bibliodrama, der Spiritualität und dem Dialog, wie er sich aus theologischen, tiefenpsychologischen und ästhetischen Gesichtspunkten begreifen lässt.

Auch er hatte sich bereits für Offenheit eingesetzt. „Wenn eine Kirche sichtbar sein soll, muss sie Nachrichten senden“, sagt Martin, darum müsse auch „jeder Sonntag neu als Event inszeniert werden, zum Beispiel mit Musik oder besonderen Predigten.“ Eine Werbestrategie sei dies nicht, vielmehr gebe es „ein tiefes Bedürfnis bei den Menschen, den Gottesdienst nicht als Routineveranstaltung zu erleben“. Martin selbst kam diesem Bedürfnis zum Beispiel nach, indem er die Gottesdienste eines Semesters unter ein verbindendes Motto stellte, ob "Gastfreundschaft", „Psalmen“ und "Neues und altes Jerusalem", oder mit dem Marburger Kunstverein eine Schlossandacht durchführte und so in einen „ästhetisch-religiösen Dialog“ eintrat.

Martin
Professor Dr. Gerhard Marcel Martin,
Universitätsprediger seit 1999.
Foto: Fotostudio Laackman
Dem Praktischen Theologen, der „keine aufdringlich missionarischen, aber durchaus kommunikative Absichten“ verfolgt, waren daher auch Gastprediger anderer Marburger Fachbereiche willkommen: Zwei Semester lang sprachen Soziologen, Mathematiker, Psychosomatiker oder auch der Politikwissenschaftler Professor Dr. Wilfried von Bredow von der Kanzel der Universitätskirche. Selbst Micha Brumlik, Frankfurter Erziehungswissenschaftler und Religionsphilosoph, war schon als Prediger zu Gast (seine und andere Marburger Universitätspredigten sind übrigens zu finden in „Neues und altes Jerusalem, Lit-Verlag, 14,90 Euro).

Nicht immer allerdings gelinge die Öffnung, so Martin, zumal in Marburg auch zahlreiche weitere Gruppen wie etwa die Evangelische Studentengemeinde oder freie evangelikale Organisationen mit eigenem Interessentenkreis und Profil tätig seien. Auch das Angebot der Seelsorge sei praktisch nicht wahrgenommen worden.

Am 23. März wurde Martin anlässlich seines 65. Geburtstags vom Fachbereich Evangelische Theologie mit einem Symposium zum Thema „Körper-Szene-Text“ geehrt. Er selbst will sich in seiner „dritten Lebenshälfte“ verstärkt mit dem Buddhismus beschäftigen. Auch hier wird er wiederum ganz dem Dialog verpflichtet sein: „Denn nur über das Fremde verstehe ich mein Eigenes.“

Amt des Universitätspredigers an sechzehn deutschen Universitäten

Universitätsgottesdienste werden in Marburg seit 1676 abgehalten, allerdings mit Unterbrechungen – zuletzt blieb das Amt des Universitätspredigers zwischen 1933 und 1957 unbesetzt. Deutschlandweit kennen sechzehn Universitäten mit evangelisch-theologischen Fakultäten diese durch Staatskirchenverträge geregelte Institution. Universitätsprediger(innen) werden vom zuständigen Ministerium im Einvernehmen mit der Landeskirche aus dem Kreis der ordinierten Mitglieder der Theologischen Fakultät bestellt und landeskirchlich bestallt.

Kontakt

Professorin Dr. Ulrike Wagner-Rau
Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Evangelische Theologie, Lahntor 3, 35032 Marburg
Tel.: (06421) 28 22825
E-Mail