20.04.2007
Botanischer Garten zeigt Wollemia nobilis
Die Nadelbaumart galt bis vor kurzem als ausgestorben
Seit heute ist die Pflanze auch im Neuen Botanischen Garten der Philipps-Universität zu bewundern. Gestern schenkte Alexander Kientzler von der weltweit agierenden Gartenbaufirma Kientzler (Gensingen bei Mainz) einen rund einen Meter hohen Ableger. „Am Beispiel der Wollemia sehen wir, wie notwendig aktiver Artenschutz ist, deswegen fließt bei jedem verkauften Baum ein Teil des Erlöses in Arterhaltungsprojekte“, erklärt der Gartenbauspezialist. Lizenzerlöse von 100-150 Euro pro Bäumchen aus dem Verkauf sollen der Erhaltung des natürlichen Bestandes in Australien, aber auch dem Natur- und Artenschutz in Deutschland zu Gute kommen. Vor vier Jahren begann die internationale Verbreitung der Pflanze, unter anderen wurden 2005 erstmalig 292 Ableger bei Sotheby’s in Sydney öffentlich versteigert – mit einem Erlös von 1,5 Mio. US-Dollar. Seit dem 16. Mai 2006 sind auch Exemplare im europäischen Fachhandel erhältlich, von denen bereits mehrere an Botanische Gärten gestiftet wurden.
„Wir sind nicht nur dankbar, dass wir diesen seltenen Baum nun auch in Marburg haben“, ergänzt der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens, Dr. Andreas Titze, „sondern damit erfüllen wir auch unsere Aufgabe des Artenschutzes, indem wir dazu beitragen, die Pflanzen zu erhalten.“ Die Gefahr des Aussterben ist bei einer Pflanzenart, die bis vor dreizehn Jahren nur noch Hundert Mal - noch dazu auf einer sehr konzentrierten Fläche - vorkam, sehr groß: Ein Buschbrand kann hier ebenso verheerende Folgen haben wie der Befall durch Parasiten. Deshalb wird einerseits bis heute der Fundort der Wollemia nobilis nicht bekannt gegeben, um keine Touristen anzulocken, die ungewollt Krankheitserreger in des Gebiet einschleppen. Andererseits arbeitet die Stiftung des Botanischen Gartens Sydney an der Vermehrung bzw. der weltweiten Verbreitung der Wollemia und erteilt entsprechende Lizenzen, so an die deutsche Firma Kientzler.
Die Vermehrung soll sowohl konventionell über Ableger als auch über in vitro-Techniken erfolgen. Im Moment pflanzt sich die Wollemia nobilis nur klonal fort. Erbgutuntersuchungen der australischen Exemplare stellten fest, dass sämtliche bisher bekannten Wollemien einen Klon bilden, also identisches Erbgut besitzen. Zur Zeit sind drei Populationen mit insgesamt nur etwa 100 Bäumen bekannt. Vorsorglich wurden DNA-Proben genommen.
Der Baum erreicht bis zu 40
Metern Wuchshöhe und ist einhäusig getrenntgeschlechtlich (monözisch).
Männliche und weibliche Zapfen wachsen am selben Baum, wobei immer ein
Zapfen am Ende eines Seitenzweigs zu finden ist. Nach der Samenreife
werden nicht nur die Zapfen, sondern der ganze Zweig abgeworfen. Des
weiteren pflanzt sich die Wollemie vegetativ fort. An der Stammbasis
treiben Knospen aus und wachsen zu einem neuen Baum.
Weitere Informationen:
Im Internet unter
http://web.uni-marburg.de/botgart//
Ansprechpartner ist Dr. Andreas Titze, Wissenschaftlicher Leiter des
Botanischen Gartens,
E-Mai:
titze@staff.uni-marburg.de
Tel. 06421 / 28-21506