04.05.2007
Nervengift und Tauopathie: Junior Award für Marburger Doktorandin
Neurobiologin Myriam Escobar Khondiker für „Exzellenz in der Grundlagenforschung“ ausgezeichnet – Die gebürtige Spanierin ist zu Vortrag auf internationalem Kongress zu Parkinson und Bewegungsstörungen eingeladen
Escobar Khondiker hat eine neurodegenerative Krankheit untersucht, die nur auf der karibischen Inselgruppe Guadeloupe vorkommt und vermutlich mit dem Verzehr von annonacinhaltigen Pflanzen zusammenhängt. Es handelt sich dabei um eine so genannte Tauopathie, die mit einer pathologischen Anreicherung des Proteins Tau im Gehirn verbunden ist. Die experimentellen Ergebnisse belegen erstmals, dass für diese Akkumulation tatsächlich das pflanzliche Nervengift Annonacin verantwortlich ist, so die Neurobiologin. Annonacin verändere insbesondere die Verteilung des Proteins innerhalb der Zelle. Dann aber kann Tau seinen wichtigen Funktionen an den so genannten Mikrotubuli nicht mehr nachkommen. Diese feinen Schienen im Zellinneren tragen zur mechanischen Stabilisierung der Zelle ebenso wie zum intrazellulären Transport von Substanzen bei.
Der Zusammenhang zwischen Annonacin – einer Substanz, die einen Teil der zellulären Atmungskette blockiert – und der Tauopathie auf Guadeloupe war bislang nur epidemiologisch belegt: Erkrankte Menschen hatten immer auch entsprechende Pflanzen verzehrt. Darüber hinaus belegen die Ergebnisse der Marburger Doktorandin nun aber, dass es tatsächlich einen ursächlichen Zusammenhang zu geben scheint. Diese Erkenntnis wiederum hat weiter reichende Bedeutung: „Wir werden nun noch einmal genauer nachsehen müssen, welche annonacinartigen Nervengifte auch in unseren Breiten beheimatet sind“, so Escobar Khondiker.Kontakt
PD Dr. Günter U. Höglinger
Philipps-Universität Marburg, Zentrum für Nervenheilkunde, Klinik für Neurologie mit Poliklinik, Rudolf-Bultmann-Strasse 8, 35039 Marburg
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