20.08.2007
Quantensprung in der Tumortherapie
Grundsteinlegung für Partikeltherapie-Zentrum am Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH: Das medizinische Hightech-Zentrum (Investitionssumme rund 120 Millionen Euro) wird Marburg eine weltweite Spitzenposition in der Strahlentherapie sichern. Es wird bundesweit die zweite Einrichtung sein, die Patienten mit Protonen und Kohlenstoff-Ionen behandeln kann.

„Marburg wird damit eine Spitzenposition in der Strahlentherapie einnehmen, nicht nur europaweit, sondern weltweit“, freut sich die Leiterin der Strahlentherapie an den Universitätskliniken Gießen und Marburg, Prof. Dr. Rita Engenhart-Cabillic über das Zentrum. „Wir werden in wenigen Jahren – gemeinsam mit Heidelberg – die zweite Einrichtung deutschlandweit sein, die mit Protonen und Kohlenstoff-Ionen Patienten behandeln kann“, ergänzte Gerald Meder, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH.
Bei der Partikeltherapie werden Protonen und Kohlenstoff-Ionen in einer aufwändigen Beschleunigeranlage auf über 70 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und dann zielgenau – mit Millimeterpräzision – auf die Tumore der Patienten gelenkt. Im Partikeltherapie-Zentrum Marburg werden vier multifunktionelle Behandlungsplätze zur Verfügung stehen, die jeweils mit hochmodernen bildgeführten Applikationen die Bestrahlung ermöglichen. Die hohe Wirksamkeit dieser Therapie resultiert vornehmlich aus den für die Strahlentherapie extrem günstigen physikalischen und strahlenbiologischen Eigenschaften der Partikelstrahlen, die eine hervorragende Anpassung des Hochdosisbereiches an den Tumor und gleichzeitig eine sehr niedrige Belastung des umliegenden gesunden Gewebes ermöglichen. Das Marburger Partikeltherapie-Zentrum wird die praktisch nebenwirkungsfreie Bestrahlung bislang inoperabler und – wegen der sehr geringen abgegebenen Strahlungsdosis vor und hinter dem malignen Gewebe – unbestrahlbarer Tumore ermöglichen.

Marburg sei seit Jahren ein Zentrum der onkologischen Forschung, so der Dekan des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität, Prof. Dr. Bernhard Maisch: "Zusammen mit dem Comprehensive Cancer Center und dem geplanten Leukämie-Behandlungszentrum der Carreras-Stiftung werde das Partikelzentrum diesen Forschungsschwerpunkt weiter stärken."
Wolfgang Pföhler, Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG, unterstrich die Bedeutung des Marburger Partikeltherapie-Zentrums für den Konzern: „Die Rhön-Klinikum AG versteht sich als Innovationsführer: Mit dem neuen Zentrum in Marburg verwirklichen wir diesen Anspruch aufs Neue und werden einen internationalen Standard in der Krebsbehandlung von Morgen setzen.“ Die Rhön-Klinikum AG hatte sich im Zuge der Privatisierung der Universitätskliniken Gießen und Marburg GmbH verpflichtet, umfangreiche Investitionen an beiden Standorten zu tätigen: So wird in Gießen für mindestens 170 Millionen Euro ein zentraler Neubau für die somatischen Fächer entstehen. Am Standort Marburg wird auf den Lahnbergen eine Ergänzung der Behandlungsmöglichkeiten geplant: So sollen in dem rund 90 Millionen Euro teuren Anbau insbesondere Fachdisziplinen, die heute noch am Standort Lahntal und Ortenberg untergebracht sind, integriert und die tagesklinischen Versorgungsmöglichkeiten verbessert werden. Über die Investitionen in Krankenhausneubauten hinaus hatte sich die RHÖN-KLINIKUM AG verpflichtet, ein modernes Zentrum für Partikeltherapie zu etablieren.