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13.10.2008

Philipps-Universität erweitert Kooperation mit blista

Erziehungswissenschaftler untersuchen beruflichen Erfolg von blinden und sehbehinderten Abiturienten

Eine qualifizierte Schul- und Berufsausbildung ist eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Integration behinderter Menschen in den ersten Arbeitsmarkt. Doch wie gut funktioniert diese Integration und wie erfolgreich und zufrieden sind blinde und sehbehinderte Abiturienten in ihrem späteren Berufsleben tatsächlich? Diese Fragen wird nun eine wissenschaftliche Studie des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Marburger Philipps-Universität klären. Unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Seitter werden Abgängerjahrgänge der letzten dreißig Jahre der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) befragt.

Claus Duncker (links) und Prof. Wolfgang Seitter
Seit mehr als neunzig Jahren legen jährlich blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland an der blista ihr Abitur ab und schließen danach ein Studium oder eine Berufsausbildung an. „Im letzten Jahr waren das immerhin 35 Absolventen, die das hessische Landesabitur erfolgreich bestanden haben“, so Claus Duncker, Direktor der blista. Doch wie gut sind sie auf ihr Leben nach der Schule vorbereitet? Wie weit haben ihnen nicht nur die schulischen Inhalte, sondern auch die zusätzlichen Angebote wie „Orientierung und Mobilität“, spezieller EDV-Unterricht oder das spezielle Internatskonzept, das die Jugendlichen trotz ihrer Behinderung zu einem Höchstmaß an Selbstständigkeit erziehen soll, geholfen, die Anforderungen im Berufsleben zu meistern? Haben sie überhaupt eine ihrer Ausbildung entsprechende Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden?

Antworten auf diese Fragen wird ein Kooperationsprojekt zusammen mit Marburger Erziehungswissenschaftler geben. Von den Ergebnissen der Studie erhofft sich Duncker wichtige Rückmeldungen, die in die Weiterentwicklung des Förderkonzeptes der blista einfließen sollen.

Für Seitter, der auch Dekan des Marburger Fachbereichs Erziehungswissenschaften ist, ist dieses Forschungsprojekt nur ein Anfang für die weitere Intensivierung der Zusammenarbeit. „In vielen Feldern, in denen wir an der Universität forschen und lehren, wird an der blista ganz konkret gearbeitet. Diese inhaltliche und räumliche Nähe gilt es für beiden Seiten fruchtbar zu nutzen“, so Seitter. Ein Beispiel, wie diese Zusammenarbeit aussehen kann, gibt es in Marburg schon seit 25 Jahren. So werden am Institut für Sportwissenschaften und Motologie der Philipps-Universität Gymnasiallehrer mit der bundesweit einzigartigen Zusatzqualifikation „Sport mit Sehgeschädigten“ ausgebildet.

Die blista ist eines der weltweit führenden Bildungs-, Rehabilitations- und Medienzentren für sehbehinderte oder blinde Menschen. Unter einem Dach beherbergt sie die Carl-Strehl-Schule, das einzige grundständige Gymnasium für Blinde und Sehbehinderte in Deutschland, ein Internat, in dem die Schülerinnen und Schüler in familiären Wohngruppen leben, und die Rehabilitationseinrichtung RES mit ihren vielfältigen Fachdiensten.