28.10.2008
Marita Metz-Becker und Maria Sporrer mit Frauenförderpreis ausgezeichnet
Der Frauenförderpreis der Philipps-Universität Marburg, der seit 1998 vergeben wird, würdigt in diesem Jahr das besondere und nachhaltige ehrenamtliche Engagement von Frauen im Bereich von Lehre und Studium.
Mit dem Frauenförderpreis 2008 hat die Philipps-Universität Marburg Maria Sporrer und Professorin Dr. Marita Metz-Becker ausgezeichnet. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis, der seit 1998 alle zwei Jahre vergeben wird, soll hervorragende Verdienste von Mitgliedern oder Angehörigen der Philipps-Universität (auch ehemaligen) um die Förderung von Frauen im wissenschaftlichen oder nichtwissenschaftlichen Bereich der Philipps-Universität zu würdigen.
Der Frauenförderpreis in diesem Jahr sollte auf die besondere Situation von Frauen aufmerksam machen, die sich langjährig ehrenamtlich im Bereich von Lehre und Studium engagieren oder engagiert haben. Die Preisträgerinnen Maria Sporrer und Professorin Dr. Marita Metz-Becker sind beide Mitglied des Zentrums für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung, beide unterstützen seit Jahren mit großem ehrenamtlichen Engagement die Arbeit des Zentrums. „Ohne das Engagement von Frauen wie Maria Sporrer und Maria Metz-Becker wäre die Philipps-Universität auch heute noch eine geschlechterwissenschaftliche Diaspora“, sagte die Laudatorin Prof. Dr. Ingrid Kurz-Scherf, die Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung ist.
Die besondere Würdigung des ehrenamtlichen Engagements von Frauen im Bereich von Lehre und Studium durch den diesjährigen Frauenförderpreis dokumentiere auch, wie sehr die akademische Ausbildung im Bereich der Gender Studies noch bis weit in die 1990er Jahre hinein auf ehrenamtliches Engagement und auf wissenschaftliche Kompetenz außerhalb der Hochschulen angewiesen war, so die Politologin Kurz-Scherf.
Heute existiert mit dem Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung an der Philipps-Universität eine eigenständige und zentrale wissenschaftliche Einrichtung, die ein eigenes, interdisziplinäres, auf die Integration der Gender Perspektive in möglichst vielen Fächern ausgerichtetes Studienangebot bereitstellt, und die gerade dabei ist, die genderorientierten Forschungsinteressen der Mitglieder des Zentrums in einem eigenständigen, inter- und transdisziplinär ausgerichteten Forschungsfokus zu bündeln. „Diese Aktivitäten werden weiterhin getragen von dem persönlichen Engagement von Lehrenden und Studierenden. Wir haben allen Grund ihnen zu danken und sie zu ehren“, lobte Kurz-Scherf die beiden Preisträgerinnen.
Maria Sporrer sei eine Grenzgängerin zwischen Beruf und politischem Engagement, zwischen Journalismus und Wissenschaft und nicht zuletzt auch zwischen der sozialen und der sogenannten Frauenfrage, erklärte die Laudatorin. Neben Lehraufträgen in der Politikwissenschaft beteiligte sich Maria Sporrer auch an der „Interdisziplinären Arbeitsgruppe Frauenforschung“ der Philipps-Universität (IAG), aus der im Wintersemester 2000/2001 das Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung hervorging. Sporrer gehört dem Zentrum seit seiner Gründung an, war aktiv an seinem Aufbau beteiligt und bringt sich bis heute in die Arbeit des Zentrums ein, indem es ihr immer auch um einen Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Forschung und gesellschaftlicher Praxis gehe, so Kurz-Scherf. So habe Sporrer Veranstaltungen zum Internationalen Tag „Keine Gewalt gegen Frauen“ als Kooperation zwischen dem Zentrum für Gender Studies, der Frauenbeauftragten der Philipps-Universität und der Frauenbeauftragten der Stadt Marburg initiiert und organisiert.
Genauso engagiert, wenn auch mit etwas anderem Fokus, ist die zweite Preisträgerin, Marita Metz-Becker. Die Wissenschaftlerin, die seit knapp 20 Jahren an der Marburger Universität lehrt, habe für die Philipps-Universität und besonders für das Institut für Europäische Ethnologie Großartiges geleistet, sagte der zweite Laudator Prof. Dr. Harm-Peer Zimmermann. Die Philipps-Universität ehrt mit Marita Metz-Becker, die 22 Monographien und knapp einhundert Aufsätze publiziert hat, „eine hoch produktive Wissenschafterin und würdigt zugleich einen Arbeitsschwerpunkt, den Metz-Becker so eindruckvoll wie kaum eine andere in unserem Fach vertritt: die Frauen- und Geschlechterforschung“, so Zimmermann. In der Lehre geradezu Furore gemacht hätten ihre Projektseminare, in denen sie Ausstellungen mit dem Marburger Haus der Romantik, dem Universitätsmuseum und dem Museum Anatomicum initiierte.
Metz-Becker, die selbst zur ersten Wissenschaftlerinnengeneration gehört, die mit Ingeborg Weber-Kellermann durch eine Professorin ausgebildet wurde, bekräftigte, dass es ihr selbst immer ein Anliegen gewesen sei, Studentinnen und Wissenschaftlerinnen zu fördern. Wie wichtig weibliche Vorbilder in der Wissenschaft seien, zeige auch ihr neuestes Buch auf: Soeben ist die Neuauflage der Autobiografie von Luise Bertold erschienen, der bis in die 1950er Jahre einzigen Professorin an der Universität Marburg, die den bezeichnenden Titel „Erlebtes und Erkämpftes“ trägt.
Die große Bedeutung weiblicher Vorbilder in der Wissenschaft hatte zuvor auch Staatssekretär Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz unterstrichen bei der festlichen Preisverleihung am 28. Oktober, die mit einem Festakt „100 Jahre Frauenstudium in Marburg“ kombiniert war. „Nach wie vor seien Mechanismen am Werk, die verhinderten, dass das volle Potenzial von Frauen ausgeschöpft würde, obwohl die juristische Gleichstellung inzwischen längst erreicht ist.“ Der Staatssekretär des Hessischen Wissenschaftsministeriums spornte die Universität Marburg, die in ihrer Frauenförderung deutlich über dem Bundesdurchschnitt liege, an, auf diesem Weg weiterzumachen, und gratulierte gleichzeitig zu dem bisher Erreichten.