13.02.2008
Marburger Konzept für familienfreundliche Hochschule ausgezeichnet
Acht ausgewählte Hochschulen werden in den nächsten zwei Jahren mit jeweils 100.000 Euro in der Weiterentwicklung ausgewählter Aspekte ihrer Konzepte "Familie in der Hochschule" unterstützt. Sie bilden einen „best practice Club“ und entwickeln ihre Konzepte in Workshops und Kongressen weiter und stellen sie öffentlich vor.
Am 12. Februar 2008 gaben das Centrum für Hochschulentwicklung und die Robert Bosch-Stiftung die Entscheidung im Wettbewerb „Familie in der Hochschule“ bekannt: Das eingereichte Konzept der Philipps-Universität Marburg ist es von acht erfolgreichen Anträgen. Die ausgewählten Hochschulen werden in den nächsten zwei Jahren mit jeweils 100.000 Euro in der Weiterentwicklung ausgewählter Aspekte ihrer Konzepte unterstützt. In den nächsten Monaten werden sie zu einem „best practice Club“ zusammentreten und ihre Konzepte in Workshops und Kongressen weiterentwickeln und öffentlich vorstellen.
„Dass unser Konzept erfolgreich war, freut uns sehr“, sagen die Initiatorinnen Prof. Dr. Babette Simon, Vizepräsidentin für Nachwuchsförderung und Gleichstellung, und Dr. Silke Lorch-Göllner, die Frauenbeauftragte der Universität. „Die Philipps-Universität hat sich Familienorientierung zum Ziel gesetzt und ist bestrebt, die Verbindung von Studieren oder wissenschaftlicher Arbeit mit Familienverantwortung durch ein familienfreundliches Arbeits- und Lebensklima an der Universität zu unterstützen“, erklärt Simon. „Dank des Preisgeldes können wir nun unsere Zielsetzung schneller umsetzen“, ergänzt Kanzler Dr. Friedhelm Nonne.
Um zielgerechte Maßnahmen einleiten zu können, hat sich die Philipps-Universität als eine der ersten Hochschulen dem Auditierungsprozess „Familiengerechte Hochschule“ gestellt und das Grundzertifikat im Juni 2005 erhalten. „Weitere Maßnahmen, die über die Zielsetzungen des Audits hinausgehen, konnten bisher nicht in vollem Umfang umgesetzt werden. Von daher ist mir die Anerkennung durch den Preis eine Bestätigung unserer Zielsetzung und bisherigen Arbeit“, freut sich Lorch-Göllner. Zur Erreichung des Ziels sei ein kontinuierlicher Prozess notwendig, der ständig neue kreative Lösungen und die Entwicklung praktischer Angebote erfordert. Das Marburger Konzept umfasst die Einrichtung eines Welcome-Family-Centres - unter Berücksichtigung der besonderen Situation von Dual Carreer Couples. Weitere Maßnahmen sind die Einrichtung von Eltern-Kind-Zimmern und Notfallbetreuung sowie eine Plakatwerbekampagne zur Vereinbarkeit von Wissenschaft und Elternschaft.
Das Programm „Familie in der Hochschule“ will die Familienfreundlichkeit deutscher Hochschulen verbessern. Insbesondere sollen Hochschulen neue Wege aufgezeigt werden mit dem Ziel, Studium bzw. wissenschaftliche Karriere und die Gründung einer Familie besser zu vereinbaren, hochqualifizierten jungen Frauen und Männern an Hochschulen Impulse für eine Familiengründung zu geben sowie als Institution familienfreundlicher zu werden und entsprechende praktische Angebote zu entwickeln.
Die prämierten Hochschulen werden dabei unterstützt, ihre Angebote für Studierende und Lehrende mit Kindern weiter zu verbessern. „Die Vereinbarkeit von Studium und Arbeit mit Familie wird zunehmend wichtig für die Hochschulen, die in einem harten Wettbewerb um die klügsten Köpfe stehen“, so Wolfgang Tiefensee. Auch wenn Familienfreundlichkeit sicher für Väter und Mütter gleichermaßen gelte – ganz besonders wichtig für den Wissenschaftsstandort Deutschland sei es, das große Defizit an Wissenschaftlerinnen auszugleichen. „Familienfreundlichkeit ist also kein Wahlfach, sondern Pflichtprogramm für die Hochschulen“, so Tiefensee.
Dr. Ingrid Hamm, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung, war von den 62 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen beeindruckt. „Die Vielfalt an innovativen Handlungsansätzen in den eingereichten Wettbewerbsbeiträgen zeigt, dass das Thema Familie und demographischer Wandel immer mehr in den Fokus kommt. Es ist wichtig, dass unsere zukünftigen Eltern schon in Ausbildungszeiten „Familie“ als Normalität erleben.“ Prof. Dr. Detlef Müller-Böling, Leiter des Centrums für Hochschulentwicklung, unterstrich die Bedeutung einer verstärkten Familienorientierung der Hochschulen als Standortfaktor für die ganze Region: „Nur dort, wo den Bedürfnissen von Familien Rechnung getragen wird, werden Hochschulen in Zukunft gute Studierende und gute Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bekommen.“
Weitere Informationen: www.familie-in-der-hochschule.de