15.02.2008
Vor 50 Jahren: Marburger Herzchirurgen setzen Maßstäbe
Was vor 50 Jahren am 18. Februar 1958 in Marburg geschah, ist in die Medizingeschichte eingegangen. Erstmals in der Bundesrepublik wurde mit Hilfe einer Herz-Lungen-Maschine am offenen Herzen operiert. Der Marburger Herzchirurg Prof. Dr. Rudolf Zenker führte diese Operation durch. "Was damals eine Pionierleistung war, ist heute Standard geworden", sagt der Kardiochirurg Prof. Dr. Rainer Moosdorf.
Obwohl die letzte Generalprobe der Operation an einem Hund tragisch verlief, erklärte sich die damals 29-jährige Johanna Kilian bereit, sich am folgenden Tag operieren zu lassen. Die arbeitsunfähige junge Frau litt bereits seit neun Jahren wegen eines Lochs in der Trennwand zwischen rechter und linker Herzkammer. 25 Jahre nach der Operation erinnerte sie sich an ihren Zustand vor 1958: „Ich war stets müde und konnte keine Arbeiten verrichten. Mir fiel das Gehen und das Sprechen schwer, ich litt unter Herzjagen, Beinschwellungen und nächtlichen Anfällen von Asthma.“ Das alles, weil sich das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus den Lungen mit dem verbrauchten Blut aus dem Körperkreislauf mischte.

36 Jahre nach dieser Pioniertat hat sich, nachdem Prof. Dr. Rudolf Zenker Ende des Jahres 1958 einem Ruf nach München folgte und die Herzchirurgie seitdem verwaist war, 1994 auch wieder eine universitäre Herzchirurgie in Marburg etabliert. "Innovative Verfahren im Bereich der Bypass-Chirurgie bei schwereren Verkalkungen der Herzkranzgefäße, dem Ersatz und vor allem der Rekonstruktion erkrankter Herzklappen und dem Ersatz bzw. der Rekonstruktion bei Erkrankungen der Hauptschlagader, zunehmend mehr auch hier mit minimalinvasiven Techniken, haben dafür gesorgt, dass seitdem mehrere tausend Patienten am Ursprungsort der offenen Herzchirurgie in Deutschland behandelt werden konnten", so Moosdorf.
„Der anhaltende Erfolg der herzchirurgischen Maßnahmen heute beruht neben der Leistung eines sehr guten Operateurs bei Herzklappen- und Herzkranzgefäßoperationen in der vorausgehenden peniblen Diagnostik und Indikationsstellung durch den Kardiologen und der interdisziplinären Betreuung der Patienten im Herzzentrum, wie wir es in Marburg seit Beginn der 90er Jahre haben“, ergänzt Prof. Dr. Bernhard Maisch, Direktor der Marburger Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.