27.02.2008
Adel in Hessen
Adelshistorisches Projekt führt Adels- und Elitenhistoriker nach Marburg
Führende Adels- und Elitenhistoriker aus ganz Deutschland werden am 28. Februar 2008 nach Marburg kommen, das sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Zentrum der historischen Adelsforschung entwickelt hat und das nicht zuletzt davon profitiert, dass hier auch das Deutsche Adelsarchiv (DAA) angesiedelt ist. Der dreitägige Austausch ist die Auftaktveranstaltung zu einem größeren, auf Hessen bezogenen adelshistorischen Projekt, das mit einer zweiten Tagung im Herbst 2008, verschiedenen Publikationen und einer Vernetzung der hessenbezogenen adelshistorischen Forschung in den kommenden Jahren seine Fortsetzung finden wird. Zunächst steht im Fokus der "Adel in Hessen vom 15. bis zum 20. Jahrhundert - Adel, Herrschaft und politischer Wandel“.
„Die Tagung ist der erste Versuch, die Geschichte des Adels in Hessen über mehrere Jahrhunderte und Epochenschwellen hinweg systematisch in den Blick zu nehmen und dabei die in der historischen Adelsforschung bislang dominierende zeitliche und räumliche Kleinteiligkeit zu überwinden“, erklärt der Marburger Historiker Prof. Dr. Eckart Conze. Besonders innovativ ist dabei der Bezug auf Hessen als historischen Raum, der erst durch die kommunikative Interaktion von Menschen - in diesem Falle des Adels - konstituiert wird. „Insofern ist die Tagung nicht nur von landeshistorischer Bedeutung, sondern dürfte auf die deutsche und europäische Adelsforschung impulsgebend wirken“, so Conze in seiner Funktion als Mitglied der Historischen Kommission für Hessen, die die Tagung organisiert.
Ziel ist es, den Adel im historischen Raum "Hessen" vom Ausgang des Mittelalters bis an die Schwelle der Gegenwart unter der Fragestellung zu analysieren: Wie haben sich die verschiedenen Adelsformationen in diesem Raum mit den politischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Wechsellagen in Vormoderne und Moderne auseinandergesetzt? Und wie haben sich dabei ihre Position in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur verändert? Diese Fragen stehen zunächst im Blickfeld.
Auch für den Adel in Hessen gilt, dass seine Geschichte eng verflochten ist mit der Geschichte vieler Orte und Räume. „Gerade deshalb bietet sich ‚Hessen’ als Untersuchungsraum methodisch und konzeptionell an“, weiß Conze. Denn durch den "hessischen" Ansatz werde die bisher vorherrschende Begrenzung der Adelsforschung auf einzelne - historische - Territorien vermieden. Stattdessen erscheint "Hessen" als ein historisch-sozialer Raum, der nicht zuletzt in der historischen Entwicklung auch durch die Interaktion und die Beziehungen von Adeligen aus verschiedenen Adelsgruppen und Adelsregionen konstituiert wurde. So geht es der Tagung zum einen sicher um eine Bestandsaufnahme der bereits existierenden adelshistorischen Forschung (zu Hessen), zum anderen jedoch auch um die Entwicklung neuer Forschungsperspektiven, die der auch allgemeinhistorischen Relevanz von Adelsgeschichte Rechnung zu tragen vermögen.
Die Tagung, die von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert wird, wird organisiert von der Historischen Kommission für Hessen (Prof. Dr. Eckart Conze/Marburg, Dr. Alexander Jendorff /Gießen/Marburg und Prof. Dr. Dr. h.c. Heide Wunder / Kassel) zusammen mit dem Hessischen Staatsarchiv Marburg und dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde. Der zweite Teil der Tagung wird vom 20. bis 22. November 2008 stattfinden.
Weitere Informationen:
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Kontakt: Prof. Dr. E. Conze, Seminar für Neuere Geschichte der Philipps-Universität, Wilhelm-Röpke-Str. 6 C III, 35032 Marburg, Tel. 06421/2824611, Email: ng2@staff.uni-marburg.de
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Tagung vom 28.02.2008 (14:00 Uhr) bis zum 1.3.2008 mittags im Staatsarchiv Marburg - Landgrafensaal