28.02.2008
50. Tagung experimentell arbeitender Psychologen
600 Psychologen diskutieren in Marburg Experimente aus der Grundlagenforschung
Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten. Forscher, die sich dieser Disziplin verschrieben haben, wollen herausfinden, wie der Mensch funktioniert, wie das Gehirn Informationen wahrnimmt, speichert oder erzeugt und wie menschliches Verhalten durch Motive und Emotionen gesteuert wird. Speziellere Forschungsfragen sind z.B.: Warum kann man sich etwas im Gedächtnis einprägen? Warum vergisst man aber auch Vieles, das man gerne behalten möchte? Warum täuschen wir uns in unseren Erinnerungen? Wie funktioniert Sprachverstehen und Sprachproduktion? Wie gelingt es uns eine fremde Sprache zu erlernen? Wie schaffen wir es aus dem Riesenangebot von Informationen immer das für uns Wichtige herauszufiltern? Warum haben manche Menschen in Situationen, die für Andere völlig unbedeutend sind, Angst, und wie kann man sie dann von dieser Angst befreien?
„Verbindliche Antworten auf solche Fragen sind die Voraussetzung dafür, dass angewandt arbeitende Psychologen - Arbeitspsychologen, Psychotherapeuten, Neuropsychologen, Verkehrspsychologen und andere - gezielte Maßnahmen ergreifen können, um Fehlverhalten verhindern und korrigieren zu können“, erklärt der Professor Dr. Frank Rösler.
Der Marburger Psychologe ist zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr. Harald Lachnit vom 3. bis 5. März 2008 Gastgeber für rund 600 Psychologen aus dem deutschen Sprachraum, die sich einmal jährlich auf der "Tagung experimentell arbeitender Psychologen (TeaP)" treffen. Dieses wichtige Forum für den wissenschaftlichen Gedankenaustausch wurde im Jahre 1959 von dem damals in Marburg arbeitenden Professor Heinrich Düker ins Leben gerufen. „Damals traf sich nur eine kleine Gruppe von ca. 35 jungen Wissenschaftlern, die gleichgesinnt an einer experimentellen Erforschung des Erlebens und Verhaltens interessiert waren. Mittlerweile ist diese Tagung zum wichtigsten Forum der experimentellen Psychologie im deutschen Sprachraum geworden“, weiß Lachnit. Sie wird jährlich, jeweils an einer anderen Universität ausgerichtet, traditionsgemäß findet sie jedoch alle zehn Jahre in Marburg statt. In diesem Jahr, zum 50. Geburtstag der Tagung, werden rund 500 aktive Beiträge (Vorträge und Poster) diskutiert, die in mehr als 60 unterschiedlichen Themenblöcken geordnet sind.
Im Zentrum der Tagung steht nach wie vor die Frage, wie Menschen Informationen verarbeiten. Stellvertretend für die über 60 Arbeitskreise seien nur einige genannt, z.B. Raumkognition (Wie orientiert sich der Mensch in einer dreidimensionalen Umwelt?), Textverstehen (Wie gelingt es dem Gehirn, aus Wörtern und Sätzen die gesamte Mitteilung eines längeren Textes zu entschlüsseln?), Arbeitsgedächtnis (Wie werden Informationen kurzfristig gespeichert und modifiziert, z.B. beim Kopfrechnen?).
Neben den traditionellen Forschungsansätzen der Psychologie, bei denen Verhalten und Erleben in kontrollierten Situationen gemessen wird, gewinnen zunehmend biologische Forschungsperspektiven an Bedeutung. Man untersucht dabei mit physiologischen Meßmethoden, z.B. bildgebenden Verfahren, die den Hirnstoffwechsel oder die hirnelektrische Aktivität sichtbar machen, welche Hirngebiete an bestimmten Informationsverarbeitungsprozessen beteiligt sind. Hieraus ergeben sich enge Verbindungen zur neurologischen Forschung der Medizin. Unter anderem können daraus Konsequenzen für die neuropsychologische Rehabilitation und Diagnostik von Patienten abgeleitet werden, die einen Schlaganfall oder eine Hirnverletzung durch einen Unfall erlitten haben.
Weitere Informationen:
- Programm der Tagung im Internet unter http://www.teap.de/index.php/teap/marburg2008/schedConf/program
- Ansprechpartner : Dr. Patrick Khader, Prof. Dr. Harald Lachnit, Prof. Dr. Frank Rösler, Fachbereich Psychologie, Philipps-Universität Marburg, Gutenbergstraße 18, 35032 Marburg, Tel.: 06421-28 25537, -24931, -23838, während der Tagung 06421-28 23880.