Zurück zur Übersicht

27.06.2008

Promotionspreise 2007 verliehen

Vier Promovenden ausgezeichnet / Verleihung des Wissenschaftspreises und des Sonderpreises der Handwerkskammer Kassel

Die Philipps-Universität Marburg verlieh am 26. Juni 2008 ihre Promotionspreise 2007. " Mit dem Promotionspreis werden die herausragenden Dissertationen unseres wissenschaftlichen Nachwuchses gewürdigt, die zum wissenschaftlichen Fortschritt beitragen", sagte Professorin Dr. Babette Simon, Vizepräsidentin für Nachwuchsförderung und Gleichstellung.

Von den insgesamt 454 Promotionen (212 im Fachbereich Medizin), die im Jahr 2007 an der Philipps-Universität abgeschlossen wurden, kamen 44 Prozent von Frauen. Der Promotionspreis wird jährlich an je einen Kandidaten aus den Sektionen "Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften", "Philosophie und Kulturwissenschaften", "Mathematik und Naturwissenschaften" sowie "Biowissenschaften und Medizin" verliehen. Für 2007 wurden ausgezeichnet: der Politikwissenschaftler Dr. Stefan Schmalz, der Historiker Dr. Ulrich Niggemann, der Physiker Dr. Tobias M. Schneider und die Humanmedizinerin Dr. med. Daniela Reitz. Die Promotionspreise umfassen jeweils Urkunden, ein Preisgeld von 1.000 Euro und einen Sachpreis. Sie werden seit 26 Jahren von der Philipps-Universität vergeben.

Sektion Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Gerhard Repp und Prof. Dr. Babette Simon mit den Preisträgern Dr. Stefan Schmalz, Dr. Tobias M. Schneider, Dr. Ulrich Niggemann, Dipl.-Kffr. Susanne Röhl, PD Dr. Martin Will und Dr. Daniela Reitz (v.r.n.l.)
Dr. Stefan Schmalz promovierte am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie bei Juniorprofessor Dr. Hans-Jürgen Bieling (Institut für Politikwissenschaft) und Professor Dr. Dieter Boris (Institut für Soziologie) über "Die Außenwirtschaftspolitik der Regierung Luiz Inácio "Lula" da Silva. Brasilien zwischen relativer Autonomie, neuer Abhängigkeit und internationaler Kooperation". In seiner Dissertation erarbeitete Schmalz das Ringen der Regierung Lula um eine veränderte Weltmarkteinbindung Brasiliens. Er verknüpft historische und soziologische Analysen mit politikwissenschaftlichen Fragestellungen und Methoden und ermöglicht so ein grundlegendes Verständnis politökonomischer Prozesse. Einblicke in die konzeptionellen und praktischen Konflikte der Regierung Lula konnte Schmalz bereits gegen Ende seines Studiums während eines Praktikums im brasilianischen Außenministerium gewinnen. Der 29-Jährige arbeitet derzeit am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel im Fachgebiet für Internationale und Intergesellschaftliche Beziehungen.

Sektion Philosophie und Kulturwissenschaften

Dr. Ulrich Niggemann setzte sich in seiner Dissertation mit dem Thema "Immigrationspolitik im Konflikt. Die Auseinandersetzungen um die Hugenottenansiedlungen in Deutschland und England 1681-1697" auseinander. Die von Professor Dr. Christoph Kampmann und Professor Dr. Wilhelm Ernst Winterhager vom Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften betreute Arbeit ragt aus den Spitzendissertationen des Jahres 2007 deshalb heraus, weil sie vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Migrationsprobleme in Deutschland höchste Aktualität besitzt. Neben der transnationalen Komponente durch die Einbeziehung Englands hat sie auch einen Bezug zu Hessen, weil unter den Ländern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation auch das Quellenmaterial für die Region Kassel ausgewertet wurde. Der 33-jährige Niggemann ist am Seminar für Neuere Geschichte und Frühe Neuzeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das DFG-Forschungsprojekt "Herrschermemoria und politische Norm in der Frühen Neuzeit" tätig.

Sektion Mathematik und Naturwissenschaften

Über "State Space Properties of Transitional Pipe Flow" promovierte Dr. Tobias M. Schneider bei Professor Dr. Bruno Eckhardt vom Fachbereich Physik und Professor Dr. Eberhard Bodenschatz vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen . Mit originellen Ansätzen und Methoden leistet Schneider einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung des seit 125 Jahren rätselhaften Übergangs zur Turbulenz in der Rohrströmung. Der 28-Jährige fand unter anderem heraus, dass der turbulente Zustand nicht dauerhaft ist sondern spontan zerfallen kann. Seine Arbeiten eröffnen neue Möglichkeiten zur Strömungsbeschreibung und -beeinflussung. Ein Postdoktorandenstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ermöglicht ihm, ab Oktober für eineinhalb Jahre an der renommierten Harvard University weitere Forschungsthemen aus dem Bereich der Strömungsphysik zu bearbeiten.

Sektion Biowissenschaften und Medizin

Dr. Daniela Reitz schrieb ihre Dissertation am Fachbereich Medizin bei Professor Dr. Gerd Richter und Professor Dr. Gerd Aumüller über "Die ethische Beurteilung der Präimplantationsdiagnostik aus der Perspektive der Prinzipienethik (Tom L. Beauchamp / James F. Childress) und der feministischen Ethik (Susan Sherwin)". Mit dem Überschneidungsbereich von Medizin und Ethik widmet sie sich einem Thema von großer Aktualität und großem öffentlichen Interesse: Ausgangspunkt für ihre Fragestellung war die deutsche Debatte von 1999 bis 2003, bei der es um die Akzeptanz frühstmöglicher genetischer Diagnostik im Rahmen eines neuen Gesetzes zur Fortpflanzungsmedizin ging. Durch die Analyse der beiden theoretischen Richtungen entwickelte Reitz ethische Urteile zur Präimplantationsdiagnostik. Die 37-Jährige, die außerdem ein Diplom in Evangelischer Theologie hat, arbeitet an der Marburger Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin.

Preise der Handwerkskammer Kassel

Am 26. Juni wurden außerdem zwei weitere Marburger Wissenschaftler ausgezeichnet: Die HWK verlieh Diplom-Kauffrau Susanne Röhl den mit 2.500 Euro dotierten Wissenschaftspreis für ihre Arbeit "Die Implementierung der Balance Scorecard in der Kasseler Werkakademie für Gestaltung". Einen mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis erhielt Privatdozent Dr. Martin Will für seine exzellente Habilitationsschrift "Selbstverwaltung der Wirtschaft – Recht und Rechtsgeschichte der Selbstverwaltung in den Industrie- und Handelskammern, Handwerksinnungen, Kreishandwerkerschaften, Handwerkskammern und Landwirtschaftskammern". Röhl hat ihre Arbeit am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften bei Professor Dr. Stefan Dierkes geschrieben; Will wurde von Dr. Steffen Detterbeck, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht am Fachbereich Rechtswissenschaften und Richter am Hessischen Staatsgerichtshof, betreut.

Der Wissenschaftspreis wird von der HWK im jährlichen Wechsel an den Universitäten Marburg und Kassel sowie an der Hochschule Fulda verliehen. Für Gerhard Repp, den Präsidenten der HWK, ist der Preis Ausdruck praktizierter Handwerksförderung – "einer der wichtigsten Aufgaben unserer Organisation", so Repp. Neben dem Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Handwerk lege man außerdem großen Wert darauf, Wissenschaftlern den Wirtschaftszweig "Handwerk" näher zu bringen. "Wir wollen den Kontakt zur Philipps-Universität auch künftig halten und weiter vertiefen", sagte Repp.

Weitere Informationen:

Ansprechpartnerin ist Dr. Susanne Igler, Referentin für wissenschaftlichen Nachwuchs und wissenschaftliche Weiterbildung der Philipps-Universität
Telefon: 06421 28-26219
E-Mail: susanne.igler@verwaltung.uni-marburg.de
Internet: www.uni-marburg.de/forschung/wissenschaftlichernachwuchs