Zurück zur Übersicht

20.08.2008

"No future without the past"

Perspektiven für eine friedliche Zukunft in Ruanda, Burundi und der Demokratischen Republik Kongo

Vom 14. bis zum 17. August fand an der Marburger Philipps-Universität eine interdisziplinäre Konferenz zur Region der Großen Seen in Zentralafrika statt. Unter dem Thema „No future without the past – Perspectives of democratization and promotion of peace in the Great Lakes Region“ kamen etwa Hundert Experten und Expertinnen, WissenschaftlerInnen und Akteure der Zivilgesellschaft zusammen, um über die aktuelle Situation in den Ländern dieser Region, insbesondere Ruanda, Burundi und der Demokratischen Republik Kongo, zu diskutieren. Insbesondere ging es darum, die gewaltvolle Vergangenheit der Region zu analysieren und zu verstehen, um aus ihr heraus Perspektiven für eine friedliche Zukunft in den drei Ländern zu erarbeiten. Besonders die nationale und altersbezogene Heterogenität der Konferenzteilnehmer sollte hier neue Perspektiven ermöglichen.

Akrikakonferenz
PD Dr. Johannes M. Becker (Zentrum für Konfliktforschung), Dr. Hildegard Schürings und Prof. Dr. René Lemarchand (Universität Florida)
Die Region der Großen Seen in Zentralafrika zählt einerseits aufgrund ihrer Bodenschätze zu den reichsten Regionen der Erde. Auf der anderen Seite leben hier 95 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. In den Staaten Ruanda, Burundi und in der Demokratischen Republik Kongo entwickelten sich in den letzten Jahren starke politische Unruhen und andauernde Instabilitäten, die zum Tod von Millionen von Menschen führten und viele Weitere psychisch und physisch schwer verletzten.

In 20 Workshops wurde die Lage in den einzelnen Ländern und spezifische Probleme wie z.B. Ausbeutung natürlicher Ressourcen, die spezifische Lage der Jugend, wurden Traumatisierung und der Einfluss lokaler Justizsysteme diskutiert. In den täglichen Plena wurden die Ergebnisse der einzelnen Workshops vorgestellt - die Diskussionen endeten auch in den Pausen nicht. Die TeilnehmerInnen des Symposiums kamen aus den drei Konfliktstaaten, vertreten waren Hutu wie Tutsi, weitere BeobachterInnen der Lage kamen aus Ländern wie Chile, den USA, Frankreich und Belgien.

Bei der Abschlussveranstaltung stellte der Hauptredner der Tagung, Prof. Dr. René Lemarchand von der Universität Florida, heraus, dass auf der aktuellen Konferenz viele wichtige Fragen aufgeworfen worden seien. Auch die Konfrontation mit neuen Einstellungen und internationalen Akteuren sei ein Gewinn für alle Teilnehmer gewesen. Jedoch seien auch noch viele Fragen offen geblieben, wie etwa die nach der Ursache ethnischer Konflikte oder nach dem Zustand der Demokratie in der Region. Wie auch andere Redner hervorhoben, müsse bei der Arbeit in der betroffenen Region auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden: Erstens bei der Erinnerungsarbeit einzelner Menschen und beim Umgang mit der gewaltvollen Vergangenheit. Zweitens an der Frage der Durchsetzung von Demokratie in den großenteils schwer erreichbaren lokalen Gebieten, und drittens bei der Rolle des Staates. Einige konkrete Konzepte hierzu bestehen bereits, wie etwa ein Projekt zur Trauma-Arbeit durch speziell ausgebildete Personen der Bevölkerung, oder sogenannte Gacacas – lokale Einrichtungen zur Versöhnung zwischen Opfern und Tätern des Genozids von 1994 in Ruanda. Weitere Konzepte müssen noch entwickelt werden.

Rückblickend hat das Symposium, das von IMBUTO e.V. und dem Zentrum für Konfliktforschung organisiert und maßgeblich von der VolkswagenStiftung finanziert worden war, zur Aufklärung über die aktuelle Situation in der Region der Großen Seen beigetragen und einige neue Perspektiven eröffnet. Die Veranstalter begriffen bereits das Zustandekommen des Symposiums als Teil einer notwendigerweise groß angelegten Konfliktregelung.