29.08.2008
Ehrenpromotion für Prof. Dr. Thomas F. Pettigrew
Fachbereich Psychologie ehrt amerikanischen Vorurteilsforscher
Der Fachbereich Psychologie zeichnete am 28. August 2008 den amerikanischen Sozialpsychologen und Vorurteilsforscher Prof. Dr. Thomas F. Pettigrew mit der Ehrendoktorwürde aus. Der Geehrte sei ein herausragender Vertreter der psychologischen Intergruppenforschung. „Sein theoretisches und empirisches Vorgehen ist Vorbild für eine sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung, die verschiedene Erklärungsebenen miteinander verknüpft“, begründet der Fachbereich seine Ehrung. Die Arbeiten von Pettigrew belegten außerdem in vorbildlicher Weise, wie Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung als Mittel zur Reduktion von Intergruppenkonflikten und zur Verbesserung der Lebensbedingungen benachteiligter Gruppen eingesetzt werden könnten.
Pettigrew wurde 1931 in den Südstaaten der USA geboren. Nach seiner eigenen Auskunft war das Erleben von sozialer Benachteilung und Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in seiner Jugend für ihn der Anlass, sich wissenschaftlich mit der Frage zu beschäftigen, warum Menschen dazu neigen, Menschen anderer ethnischer Gruppen abzuwehren. Als Hochschullehrer in Harvard und später in Santa Cruz, Kalifornien, hat er sich mit der Beziehung von ethnischen Gruppen in den USA, in Südafrika und Europa beschäftigt. Vorurteile und diskriminierendes Verhalten gegen Menschen fremder ethnischer Gruppen gehen nach Pettigrews Analysen auf eine Vielzahl von Ursachen zurück. Dazu gehören Persönlichkeitsmerkmale, wie Autoritarismusneigung, aber auch das Gefühl, dass die andere Gruppe im Vergleich zur eigenen Gruppe ungerecht bevorzugt wird. In den letzten Jahren hat sich Pettigrew vor allem der Frage zugewandt, wie Beziehungen zwischen Gruppen verbessert werden können. In einer Vielzahl von Studien, manche davon in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Sozialpsychologie in Marburg, kann er zeigen, dass vor allem Kontakte zwischen Gruppen helfen, gegenseitige Ressentiments abzubauen.
Pettigrew hat sich nicht nur wissenschaftlich mit feindseligen Intergruppenbeziehungen befasst, er hat sich Zeit seines Lebens auch immer aktiv für die Verbesserung der Lebensbedingungen von diskriminierten Gruppen und für den Abbau von Vorurteilen eingesetzt. Nach seiner Einschätzung ist die Verbesserung von Intergruppenbeziehungen auch wesentlich von politischen Randbedingungen abhängig, die dazu beitragen, dass Minderheiten zu Abweichlern abgestempelt oder als gleichwertig anerkannt werden.
Die Preisverleihung fand im Rahmen einer internationalen Konferenz mit Beteiligten aus zwölf Ländern statt. Die Konferenz, die von zwei großen internationalen Wissenschaftsorganisationen unterstützt wird, wurde von der Arbeitsgruppe Sozialpsychologie organisiert. Sie befasste sich mit der aktuellen Forschung zu der Frage, wie die Beziehungen zwischen Gruppen durch Kontakte verbessert werden können, welche Rolle Bedrohungsgefühle und Emotionen dabei spielen und wie die Beziehungen zwischen Gruppen durch gesellschaftliche Normen beeinflusst werden.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Ulrich Wagner, Dr. Oliver Christ (Fachbereich
Psychologie)
Tel. 06421 28-23664