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08.08.2008

Gutes Langzeitergebnis nach Herzstillstand

Studie kalkuliert Kosten und Nutzen der Intensivmedizin

Wer einen Herzstillstand überlebt, kann auf lange Sicht mit einer guten Lebensqualität rechnen, wobei sich die Kosten für die intensiv-medizinische Behandlung in einem akzeptablen Rahmen halten. Das ergibt sich aus einer aktuellen Studie unter Federführung des Marburger Mediziners Dr. Jürgen Graf.

In Europa erleiden schätzungsweise 600.000 Personen pro Jahr einen Herzstillstand. Die Betroffenen werden nach erfolgreicher Wiederbelebung routinemäßig intensivmedizinisch versorgt. Intensivmedizinische Einrichtungen betreuen nur eine Minderheit der stationären Patienten, verschlingen aber einen überproportional großen Teil der Krankenhauskosten. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Gesundheitssysteme führen bereits jetzt in einigen Bereichen zur Rationierung der intensivmedizinischen Betreuung“, erläutert Erstautor Graf. Das Ziel der aktuellen Studie war eine objektive Kosten-Nutzen-Analyse, um herauszufinden, ob das Langzeitergebnis die aufwändige intensivmedizinische Versorgung nach einem Herzstillstand rechtfertigt.

Die Wissenschaftler erhoben Daten zu 354 Patienten der Aachener Universitätsklinik, unter anderem die Überlebensdauer nach dem Herzstillstand, die Kosten der intensivmedizinischen Betreuung und schließlich die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die mit einem Fragebogen ermittelt wurde. 204 der Eingelieferten starben noch im Krankenhaus, 31 Prozent der Patienten überlebten nach ihrer Entlassung mindestens fünf Jahre lang. Nur 9 Prozent der Befragten waren weiterhin auf tägliche Pflege zuhause oder in einem Heim angewiesen, 16 Prozent gingen einer Beschäftigung nach.

Die Kosten der intensivmedizinischen Versorgung bewegten sich im Rahmen dessen, was auch für andere Patientengruppen zu erwarten ist, bei angemessener Lebensqualität der Betroffenen. Deren Gesundheitszustand war nur wenig reduziert, verglichen mit der übrigen Bevölkerung, wobei Frauen ihre Lebensqualität in der Regel höher bewerteten als Männer. Die Behandlungskosten lagen zwar etwa doppelt so hoch wie für diejenigen Patienten auf einer Intensivstation, die keinen Herzstillstand erlitten haben, waren aber vergleichbar mit den Ausgaben für andere medizinische Routineinterventionen wie etwa einer Dialyse bei chronischem Nierenversagen. „Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass Patienten, die einen Herzstillstand überleben, längerfristig mit einer guten Lebensqualität rechnen können, bei nachvollziehbaren Kosten für das Gesundheitssystem“, so das Fazit der Autoren.

Originalveröffentlichung: Jürgen Graf, Cecile Mühlhoff, Gordon S. Doig, Sebastian Reinartz, Kirsten Bode, Robert Dujardin, Karl-Christian Koch, Elke Roeb and Uwe Janssens: „Healthcare costs, long-term survival and quality of life following ICU admission after cardiac arrest”, Critical Care 12 (2008), R92

Weitere Informationen:

Ansprechpartner: Privatdozent Dr. Jürgen Graf
Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie,
Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie
Tel.: 06421 58-62133, 06421 58-65980
E-Mail: grafj@staff.uni-marburg.de

Internet: http://ccforum.com/content/12/4/R92