13.01.2009
Erster Band der "Marburger Schriften zur Lehrerbildung" erschienen
Zentrum für Lehrerbildung gibt Buch zur Evolutionstheorie heraus
Seit Ende 2008 gibt das Zentrum für Lehrerbildung der Philipps-Universität Marburg die Reihe "Marburger Schriften zur Lehrerbildung" heraus. Nun ist der erste Band erschienen: "Die Evolutionstheorie im Spannungsfeld zwischen modernen Naturwissenschaften und religiösen Weltanschauungen" von Christian Austermann, herausgegeben von Prof. Dr. Bernhard Dressler und Prof. Dr. Lothar A. Beck im Auftrag des Zentrums für Lehrerbildung.
Lehrerbildung braucht gute Theorie zur Orientierung guter schulischer Praxis. Doch zeigt sich die Theorie in vielen Facetten: Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Perspektiven stehen neben bildungspolitischen und erziehungswissenschaftlichen Themen. Neuere Erkenntnisse der Pädagogischen Psychologie und Neurowissenschaften kommen ebenso zur Geltung wie die Diskussion von Bildungsstandards, die Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen oder die Bedeutung internationaler schulischer Vergleichstests für den schulischen Unterricht. Der Facettenreichtum zeigt seine negativen Auswirkungen da, wo die Spezifika wissenschaftlicher Disziplinen und empirischer Erkenntnisse zu einem beziehungslosen Nebeneinander gerinnen. Um eine wünschenswerte - und auch notwendige - Neuorientierung in der Lehrerbildung zu realisieren, bedarf es nicht zuletzt eines konstruktiven Miteinanders von Bildungswissenschaften, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften.
Dieser Aufgabe sollen die „Marburger Schriften zur Lehrerbildung“ dienen, die das Zentrum für Lehrerbildung an der Philipps-Universität Marburg herausgibt. Mit der Schriftenreihe soll der Dialog zwischen den unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen und der Didaktik ebenso gefördert werden wie die Verbindung zwischen wissenschaftlicher Theorie und schulischer Unterrichtspraxis. Das Studium für das Lehramt an Gymnasien bildet einen Schwerpunkt an der Universität Marburg. In Lehre und Forschung werden Themen bearbeitet, die für die Fundierung und Weiterentwicklung schulischer Bildung über die Universität hinaus von Bedeutung sind. Texte aus dem Kontext des Lehramtsstudiums sollen mit dieser Schriftenreihe einer breiteren fachlichen Öffentlichkeit, aber auch einer an Bildungsthemen interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Der jetzt erschienene Band will Anregungen für den Oberstufenunterricht im Fach Biologie zum Thema Evolution geben und Wege aufzeigen, wie Schülerinnen und Schüler in der Diskussion um die Evolutionstheorie urteilsfähig werden können. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Abgrenzung der Evolutionstheorie als naturwissenschaftliche Theorie vom Kreationismus, vor allem in seiner aktuellen Form, dem Intelligent Design.
Was ist der Ursprung von Welt und Mensch? Ist alles Zufall oder doch
göttliche Planung? Woher kommt die Vielfalt, die uns in der Natur
begegnet? Seit Menschengedenken haben sich Naturwissenschaftler,
Philosophen und Theologen um Antworten auf diese essentiellen Fragen
bemüht. Für die Erklärung der Vielfalt in der Natur dominierte bis ins
19. Jahrhundert in Europa die Überzeugung, dass die Erde noch sehr jung
sei und dass alles Leben von einem allmächtigen Schöpfer in seiner
jetzigen Form erschaffen wurde. Diese Vorstellungen basierten in der
christlichen Welt auf den wörtlich verstandenen Schöpfungsmythen der
Bibel. Spätestens seit Charles Darwin 1859 sein bahnbrechendes Werk Die
Entstehung der Arten veröffentlichte, geriet diese Erklärungshegemonie
ins Wanken. Seitdem entzünden sich an der Evolutionstheorie zum Teil
heftige Kontroversen, bei denen es meist nicht um das Für und Wider
einer wissenschaftlichen Theorie geht, sondern um eine grundsätzliche
weltanschauliche Auseinandersetzung. Von Atheisten wird die
Evolutionstheorie instrumentalisiert, um Glauben und Religion allgemein
als naiv und antiquiert zu diskreditieren. Im Gegenzug versuchen
fundamental religiöse Gruppierungen in Darwin und der Evolutionstheorie
ein Feindbild zu schaffen, um ihren Anhängern zu suggerieren, dass man
ihnen die Grundlage ihres Weltverständnisses zerstören will.
Christian Austermann (2008). Die Evolutionstheorie im Spannungsfeld
zwischen modernen Naturwissenschaften und religiösen Weltanschauungen.
Marburg: Tectum Verlag
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Dr. A.K. Petersheim
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