Der Marburger
Neuzeithistoriker André Griemert
erhielt am 20. Januar 2009 im Rahmen eines Festaktes den Rosl und Paul
Arnsberg Preis der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in
Frankfurt/Main. Mit dem Preis werden wissenschaftliche Publikationen
und Vorhaben ausgezeichnet, die wesentlich zur Erforschung der
Geschichte der Frankfurter Juden beigetragen haben. Griemert wird für
seine Abschlussarbeit zur Geschichte des jüdischen Bildungswesens in
Frankfurt im Zeitalter der Aufklärung geehrt.
Im
Mittelpunkt der preisgekrönten, demnächst publizierten Arbeit steht das
Philantropin, eine über Frankfurt hinaus bedeutende Schulgründung des
18. Jahrhunderts. Das Philantropin hatte sich zum Ziel gesetzt, durch
Bildung und Ausbildung zur Gleichstellung der Frankfurter Juden
beizutragen. Das aufgeklärte Bildungskonzept der Schule war Ende des
18. und im frühen 19. Jahrhundert auch innerhalb der jüdischen Gemeinde
Frankfurts nicht unumstritten und führte zu heftigen
publizistisch-literarischen Konflikten, die Griemert auf dem
Hintergrund der grundsätzlichen Bildungsdebatten der Zeit nachzeichnet.
Die Preisjury unter Leitung von Prof. Dr. Arno Lustiger hat dieser
Arbeit, die von Professor Dr. Christoph Kampmann (Seminar für Neuere
Geschichte) betreut wurde, den Förderpreis zuerkannt.
Stifterin Rosl Arnsberg, Dr. Helga Krohn (Hauptpreisträgerin), André Griemert.
Die Frankfurter
Polytechnische Gesellschaft, die im kulturellen Leben der Stadt
Frankfurt eine herausgehobene
Rolle spielt, hat den
Preis nach dem Ehepaar Arnsberg benannt, das ihr Lebenswerk der
Erforschung und Bewusstmachung des reichen jüdischen Erbes Frankfurts
gewidmet hat. Derzeit arbeitet Griemert an seiner Dissertation im Fach
Neuere Geschichte, die gleichfalls ein Thema der deutsch-jüdischen
Geschichte in der Frühen Neuzeit untersucht. Griemert erforscht darin
Prozesse, die im Heiligen Römischen Reich vor dem damals höchsten
Gerichtshof, dem kaiserlichen Reichshofrat in Wien, unter jüdischer
Beteiligung geführt wurden. Von der Arbeit, die von Kampmann betreut
wird, sind wichtige Aufschlüsse über das wechselseitige Verhältnis des
Kaisers und der jüdischen Reichsangehörigen im 17. und 18. Jahrhundert
zu erwarten. Die jüdischen Reichsangehörigen hatten eine für die
Entwicklung des frühneuzeitlichen römisch-deutschen Reichs lange Zeit
unterschätzte Bedeutung.