27.10.2009
Die Geburt zweier Wissenschaften: 400 Jahre Chemie und Pharmazie in Marburg
An die tausend Zuhörer haben das Jubiläumssymposium zu 400 Jahren Chemie und Pharmazie in Marburg verfolgt, das am 30. Oktober 2009 mit einem Vortrag des Chemie-Nobelpreisträgers Professor Dr. Gerhard Ertl zu Ende gegangen ist. Die Philipps-Universität gedachte mit der Veranstaltung der Berufung von Johannes Hartmann auf die weltweit erste Professur für „Chymiatrie“ im Jahr 1609, aus der die akademischen Fächer Chemie und Pharmazie hervorgegangen sind.

„Wir stehen in der Tradition hervorragender Wissenschaftler und werden das in der Zukunft so fortführen“, versprach Chemie-Dekan Professor Dr. Gernot Frenking in seiner Begrüßung. Es gebe keine andere akademische Disziplin, „die so sehr auf eine Person und einen Ort zurückgeführt werden kann“ wie Chemie und Pharmazie auf Hartmann in Marburg. An die große Vergangenheit werde man mit dem Neubau der Chemie auf den Lahnbergen anknüpfen können, führte Frenking aus.
Professorin Dr. Katharina Krause, Vizepräsidentin der Philipps-Universität, überbrachte die Glückwünsche der Hochschulleitung. „Wir können uns an der Aufbruchsstimmung der Renaissance noch heute ein Beispiel nehmen“, sagte sie. Die Neugier des Forschers sei schon damals auch vom Impuls getrieben gewesen, praktischen Nutzen aus der Wissenschaft zu ziehen. Dass sich Grundlagenforschung und anwendungsorientierte Forschung hervorragend miteinander verbinden lassen, bezeichnete Krause als Charakteristikum der beiden Geschwisterdisziplinen Chemie und Pharmazie in Marburg.

Gerhard Ertl schließlich zog in seinem Beitrag eine Verbindung vom Jahr 1609 zu seinen eigenen Forschungen über Reaktionen an Oberflächen, für die er im Jahr 2007 einen Nobelpreis für Chemie erhalten hat: Die Alchemisten zu jener Zeit hätten nach dem Stein der Weisen gesucht, um Stoffe umzuwandeln – „heute würde man sagen, der Stein der Weisen ist ein Katalysator“. Der Physikochemiker präsentierte faszinierende Beispiele für einfachste chemische Systeme, deren komplexe Reaktionen zu Selbstorganisation und spontaner Musterbildung führen. Ertls Fazit: „Das Ganze ist mehr als seine Teile.“
Die Veranstaltung wurde ermöglicht durch freundliche Unterstützung folgender Sponsoren: Aktionslinie Hessen Biotech, BASF, CSL Behring, GOVI-Verlag, Henkel, Roche, Lilly sowie Marburger Universitätsbund (Ursula-Kuhlmann-Fonds).
Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Professor Dr. Gernot Frenking,
Dekan des Fachbereichs Chemie
Tel.: 06421 28-25563
E-Mail:
dekanat@chemie.uni-marburg.de
Professor Dr. Christoph Friedrich,
Institut für Geschichte der Pharmazie
Tel.: 06421 28-22829
E-Mail:
ch.friedrich@staff.uni-marburg.de