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08.10.2009

Rudolf-Bultmann-Institut für Hermeneutik eröffnet

Symposium zum 125. Geburtstag des großen Marburger Theologen


Anlässlich des 125. Geburtstags des großen Marburger Theologen Rudolf Bultmann knüpft der Fachbereich Evangelische Theologie an seine hermeneutische Tradition, die Bultmann verkörpert, an. Dies geschieht langfristig durch den Wiederaufbau des Instituts für Hermeneutik als Rudolf-Bultmann-Institut für Hermeneutik und kurzfristig durch ein Symposium zu Bultmanns Geburtstag.

Bultmann , der von 1905 bis zu seinem Tod 1976 in Marburg war, prägte als evangelischer Theologieprofessor entscheidend die Religionswissenschaft im 20. Jahrhundert. Er hat nicht nur für die Erforschung des Neuen Testaments Maßstäbe gesetzt. Bultmann hat sich darüber hinaus um die Frage bemüht, wie sich die antiken Texte des frühen Christentums, denen wir die Kenntnis von Botschaft und Geschick Jesu von Nazareth verdanken, vom modernen Menschen verstehen lassen – und zwar so, dass Jesus zum Ursprung eines neuen, angstfreien Lebens in der Gegenwart werden kann. „Text und Wirklichkeit“ hat er damit in ein enges Verhältnis zueinander gerückt. „Hermeneutik“ heißt die wissenschaftliche Disziplin, die sich der Bearbeitung dieses Verhältnisses annimmt.

Bultmann Büste Das Institut für Hermeneutik am Fachbereich Evangelische Theologie, das sich nun nach Rudolf Bultmann benennt, knüpft an diese Fragstellung an und lässt damit eine neue Epoche seiner Arbeit beginnen. Das spezifische Profil des Instituts besteht entsprechend der Verpflichtung gegenüber der Marburger Tradition in der Schwerpunktsetzung auf der biblischen Hermeneutik. Ziel ist es, die religiöse Orientierungskraft der biblischen Texte im Gespräch zwischen den systematischen und exegetischen, aber auch den historischen und praktischen Disziplinen der Theologie zu erkunden. „Damit bietet das Institut ein Forum für die am Fachbereich Lehrenden und Studierenden, gemeinsam über die Tragweite der je einzelnen Fachinteressen für das Ganze der Theologie zu diskutieren“, sagt der neue Geschäftsführende Direktor des Rudolf-Bultmann-Instituts für Hermeneutik, Prof. Dr. Jörg Lauster. Foren seien gemeinsame Studientage, Lehrveranstaltungen und Tagungen.

Die erste Projektphase des Instituts steht unter dem Motto „Text und Wirklichkeit“. Es zählt zu den tragenden Einsichten moderner historisch-kritischer Exegese und Erkenntnistheorie, dass Texte nicht einfach Wirklichkeit wiedergeben. Die Frage ist, wie die biblischen Texte Wirklichkeit verarbeiten und auf diese Weise das Text- und Wirklichkeitsverständnis moderner Hörerinnen und Hörer sowie Leserinnen und Leser beeinflussen.

Den Auftakt zum neuen Schwerpunkt „Text und Wirklichkeit“ bildet ein Symposion am 12. Oktober: Bischof Prof. Dr. Martin Hein (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck) wird über „ Fremdheit und Nähe: Rudolf Bultmann in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck “ sprechen, danach referiert Prof. Dr. Angela Standhartinger über „ Rudolf Bultmann im interreligiösen Dialog. Ein Beitrag aus neutestamentlicher Perspektive “. Zum Schluss der Veranstaltung wird Prof. Dr. Dr. h.c. Ingolf U. Dalferth (Universität Zürich / Claremont University) ein Plädoyer für eine radikale Theologie halten: „Hermeneutische Theologie - heute?“

Weitere Informationen:

Die Veranstaltung findet am Montag, 12. Oktober, ab 14.15 Uhr in der Aula der Alten Universität statt. Die Öffentlichkeit ist dazu herzlich eingeladen.

Programm

  • 14.15
    Begrüßung durch den Dekan des Fachbereichs Evangelische Theologie Prof. Dr. Peter Dabrock und den Geschäftsführenden Direktor des Rudolf-Bultmann-Instituts für Hermeneutik Prof. Dr. Jörg Lauster
  • 14.30
    Bischof Prof. Dr. Martin Hein, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
    Fremdheit und Nähe: Rudolf Bultmann in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
  • 15.15
    Prof. Dr. Angela Standhartinger
    Rudolf Bultmann im interreligiösen Dialog. Ein Beitrag aus neutestamentlicher Perspektive
  • 16.00 Pause
  • 16.30
    Prof. Dr. Dr. h.c. Ingolf U. Dalferth, Universität Zürich / Claremont University
    Hermeneutische Theologie - heute? Plädoyer für eine radikale Theologie