06.11.2009
Erstes LOEWE-Zentrum an der Philipps-Universität Marburg
Staatsministerin Kühne-Hörmann übergibt Bewilligungsbescheid für das gemeinsame Projekt von Universität und Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie „Synthetische Mikrobiologie SYNMIKRO“, das mit rund 21,3 Millionen Euro gefördert wird.
Das neue LOEWE-Zentrum – das erste an der Universität Marburg – erhält von 2010 bis 2012 eine Landesförderung von rund 21,3 Millionen Euro. In der dreijährigen Aufbauphase sollen nach den bisherigen Planungen 102 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Dazu zählen Besetzungen von neuen Professuren und die gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Kühne-Hörmann fügte hinzu: „Außerdem haben die Partner bereits bei der Antragstellung deutlich gemacht, dass das LOEWE-Zentrum ,Synthetische Mikrobiologie SYNMIKRO’ ein ganz wesentlicher Bestandteil ihrer eigenen Entwicklungsplanung ist. Daher soll dieses Forschungszentrum mittelfristig nach Auslaufen der LOEWE-Förderung durch finanzielles Engagement der Zentrumspartner am Standort verstetigt werden.“
„Das LOEWE-Zentrum bestätigt einmal mehr die Leistungsfähigkeit der Lebenswissenschaften in der für Marburg charakteristischen Interdisziplinarität und Zusammenarbeit mit dem hiesigen Max-Planck-Institut“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Nienhaus. Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Dr. Peter Gruss, hob die Pionierrolle des neuen Zentrums hervor. „Das Thema Synthetische Mikrobiologie ist so vielversprechend wie zukunftsweisend. Stimuliert durch technologische Neuentwicklungen formiert sich gerade die Synthetische Biologie als neue Disziplin. Sie betrachtet biologische Systeme als komplexe Kombinationen eigenständiger Elemente oder Module, die man letztlich neu zusammensetzen kann, um Systeme mit veränderten Eigenschaften und Fähigkeiten zu erzeugen. Die Komplexität von Lebewesen stellt dieses junge Forschungsgebiet vor enorme Herausforderungen. Daher ist die Mikrobiologie mit ihren vergleichsweise einfachen Modellorganismen in der besten Position, eine Pionierrolle zu übernehmen. Genau diese Rolle wird das neu gegründete LOEWE-Zentrum spielen.“
Die Entwicklung dieser Disziplin verspricht nach den Worten von Gruss ganz neue Einsichten für die Grundlagenforschung, gleichzeitig aber auch völlig neue Lösungswege für Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie die Behandlung von Krankheiten einer alternden Bevölkerung, die Bewältigung des Klimawandels und die nachhaltige Produktion biochemischer Substanzen. „Damit ist das Zentrum nicht nur innerhalb Deutschlands einmalig – auch in der internationalen Wissenschaftslandschaft gibt es bisher nur wenig Vergleichbares.“
In der Synthetischen Mikrobiologie geht die Mikrobiologie über den Schritt des Eingreifens und der Veränderung einzelner Proteine, Biosynthesewege oder Proteinkomplexe hinaus und strebt das gezielte Design größerer Strukturen oder Zellen mit vorgegebenen Eigenschaften an. Die kombinierte Anwendung von synthetischen und analytischen Ansätzen soll grundsätzlich neue Einblicke in die Funktionsweise mikrobieller Zellen versprechen. Ebenso besteht die Hoffnung, zum Beispiel Mikroorganismen zu entwickeln, die Biowasserstoff produzieren, der als erneuerbare Energie der Zukunft gilt. Darüber hinaus soll das rationale Design synthetischer Zellen für die Produktion von medizinisch und landwirtschaftlich relevanten Wirkstoffen genutzt werden können.
Geschäftsführender Direktor des neuen LOEWE-Zentrums wird Prof. Dr. Bruno Eckhardt (Fachbereich Physik der Universität Marburg), Koordinatorin seitens des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie ist dessen Direktorin Prof. Dr. Lotte Søgaard-Andersen. Die LOEWE-Mittel fließen in drei Raten: 2010 zunächst knapp 5,7 Millionen Euro, 2011 dann gut 7,6 Millionen Euro und 2012 schließlich acht Millionen Euro.
Ministerin Kühne-Hörmann wies darauf hin, dass das Land im Rahmen seines LOEWE-Programms in dieser Legislaturperiode bis 2013 insgesamt 410 Millionen Euro zur Förderung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz zur Verfügung stelle: „Die Landesregierung leistet damit eine Anschubfinanzierung, die den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Hessen eine Schwerpunktbildung und damit eine weitere Profilierung erleichtern soll. Ziel ist auch eine intensivere Vernetzung von Wissenschaft, außeruniversitärer Forschung und Wirtschaft. Zudem soll in Zusammenarbeit und Abstimmung mit den großen Forschungsorganisationen der Boden für die Ansiedlung weiterer, gemeinsam von Bund und Ländern finanzierter Forschungseinrichtungen in Hessen bereitet werden.“