Detail des Universitätszepters, 1532/33, 1618 umgearbeitet (Johannes Schultheiß), Silber, teilvergoldet, Gesamthöhe 84 cm (Foto: Bildarchiv Foto Marburg)
Wenn im Februar 2010 die
Amtsübergabe an die neue Präsidentin der Philipps-Universität Marburg
feierlich begangen wird, dann liegen die Insignien der Marburger
Universität weiterhin im Museum. Bis vor 40 Jahren wäre das unmöglich
gewesen, denn die Amtseinsetzung erfolgte nach einem jahrhundertealten
Zeremoniell, das die feierliche Übergabe von Siegel, Schlüssel,
Szepter, Amtskette sowie der Statuten und Matrikeln der Universität
regelte (vgl.
Zeremoniell
und
Insignien).
Mit der großen Hochschulreform von 1969 wanderten
jedoch die meisten Insignien ebenso wie die Talare ins Museum – einzig
die Amtskette trägt der Präsident noch zu einigen feierlichen
Anlässen.
Wer diese Hochheitszeichen der Philipps-Universität sehen möchte,
hat nun die seltene Gelegenheit: Das
Museum für Kunst und
Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg zeigt im
Landgrafenschloss die Ausstellung: „Kostbarkeiten der
Philipps-Universität Marburg.
Ausgewählte Exponate zur
Universitätsgeschichte aus Archiv, Bibliothek und Museum"
.
Parallel dazu ist soeben ein gleichnamiges Buch erschienen. Darin haben
die Universitätsarchivare Dr. Katharina Schaal und Dr. Steffen Arndt
fünfundzwanzig außergewöhnliche Exponate zur Universitätsgeschichte von
den Anfängen bis zum zweiten Weltkrieg zusammengestellt und
kommentiert.
Universität als verbindendes Element: Pokal, Archivarin Dr. Katharina Schaal und Präsident Prof. Dr. Volker Nienhaus (Foto: Markus Farnung)
Die gerade eröffnete
Ausstellung, die
in Kooperation mit dem Archiv der
Philipps-Universität Marburg entstand,
zeigt diese
Exponate der angewandten Kunst, Schriftstücke, Bücher und
Gemälde. Neben den Insignien der Universität dürfte ein Schriftstück am
meisten faszinieren: die Nobelpreisurkunde, die Emil von Behring 1901
bekommen hat – eine Leihgabe der Firma Pharmaserv GmbH & Co.KG,
einer Nachfolgefirma der Behringwerke. Porträts, Handschriften und
Bücher von Professoren, Matrikeleinträge der Studierenden, Dokumente
zur Finanzierung der Hochschule und ihrer Bibliothek, zum
vorbereitenden Pädagog und zur Stipendiatenanstalt illustrieren die
über 480-jährige Geschichte der Universität: Alle diese Kostbarkeiten
werden – mit einer Ausnahme – heute noch in Marburg verwahrt. Sie
befinden sich im Universitätsarchiv, das die Universität seit 2006 in
eigener Regie betreibt, in der Universitätsbibliothek, die auf eine
fast ebenso lange Geschichte wie die Universität selbst zurückblickt,
und im Museum für Kunst und Kulturgeschichte, das 1927 anlässlich des
400-jährigen Jubiläums der Universität begründet wurde.
Manche Objekte sind noch nie der Öffentlichkeit präsentiert
worden, andere waren längere Zeit nicht zu sehen.
Darunter
ist das farbige Wappen des Rektors des Jahres 1538, Helius Eobanus
Hessus, das den ersten Band der Universitätsmatrikel ziert. Neben den
Namen aller Studierenden enthält diese auch Nachrichten von wichtigen
Ereignissen innerhalb und außerhalb der Universität. Das kaiserliche
Privileg von 1541 brachte den Marburger Studienabschlüssen Anerkennung
über die Landgrafschaft Hessen hinaus. Das erste Siegel, das den
Gründer Landgraf Philipp den Großmütigen zeigt und in leicht
veränderter Form heute wieder in Gebrauch ist, sowie das Szepterpaar,
Zeichen universitärer Autonomie, dessen Entstehungsgeschichte wichtige
Ereignisse der Universitätsgeschichte spiegelt, gehörten einst
ebenfalls zu den Insignien der Universität. Der heute in Gießen
aufbewahrte kostbare Pokal war das Geschenk des Landesherrn zum 100.
Geburtstag der Marburger Universität, in die er nun für die Dauer der
Ausstellung zurückkehrt. Der Talar des Rektors aus rotem Samt wurde in
den Jahren um 1968 ein Symbol für „tausendjährigen Muff“, ist aber erst
105 Jahre alt.
Weitere Informationen:
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Begleitend erscheint die
Publikation
„Kostbarkeiten aus der Geschichte der Philipps-Universität Marburg in
Archiv, Bibliothek und Museum“, hrsg. v. Katharina Schaal und Steffen
Arndt, Schriften der Universitätsbibliothek Marburg 136, Marburg
2009.
Erhältlich im Universitätsmuseum im Schloss und bei der Buchhandlung
Elwert für rund 12 Euro.
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Die
Ausstellung
läuft vom 10.12.2009 bis
28.02.2010
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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität
Marburg, Landgrafenschloss, Schloss 1, 35037 Marburg
Telefon: 06421-28-22355, E-Mai:
museum@verwaltung.uni-marburg.de
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Öffnungszeiten
: Di-So 10-16 Uhr
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Eintritt:
regulär: 4 Euro,
ermäßigt: 2 Euro
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Internet
:
www.uni-marburg.de/uni-museum
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Führung
: Sa, 16. Januar 2010(14.30 Uhr). Dr.
Katharina Schaal, Leiterin des Universitätsarchivs: „Kostbarkeiten der
Philipps-Universität Marburg“
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