29.04.2009
Ein nationaler Mythos
Studierende präsentieren Ausstellung über Arminius und die Deutschen
2000 Jahre Varusschlacht: Aus diesem Anlass haben Geschichte- und Literaturstudierende an der Philipps-Universität eine Ausstellung erarbeitet, in der es um die Vereinnahmung des germanischen Heerführers Arminius als „nationale Leitfigur“ der Deutschen geht. Die Schau im Kanadasaal der Universitätsbibliothek wird am kommenden Donnerstag, den 30. April 2009 eröffnet.
Unter Führung des Cheruskerfürsten Arminius fügten germanische Verbände dem römischen Feldherrn Varus im Jahre 9 n. Chr. eine vernichtende Niederlage zu. Dieses Ereignis wurde lange als „Wendepunkt der Weltgeschichte“ angesehen. In der aktuellen Diskussion ist die Rede vom „Urknall der deutschen Geschichte“ oder auch von der „Geburt der deutschen Nation“. Diese Einschätzungen verweisen auf eine lange Rezeption des Arminiusstoffs: Seit dem Humanismus wird der „Befreier Germaniens“ zur „nationalen Leitfigur“ in Geschichte, Literatur, Kunst und Politik erhoben. Seine stärkste Ausprägung findet der Arminiusmythos im 19. Jahrhundert im Kontext der Reichsgründung.
Die Ausstellung zum 2000. Jahrestag der Schlacht im Teutoburger Wald dokumentiert wichtige Stationen des Vereinnahmungsprozesses. Die Studierenden haben Exponate zu einer Vielzahl von Aspekten zusammengetragen: von der antiken Ausgangslage über den Humanismus, die literarische Rezeption vom 17. bis 20. Jahrhundert, die Historienmalerei, die wilhelminische Denkmalsbewegung, die Germanenideologie bis hin zur Auseinandersetzung mit Arminius/Hermann im linken und rechten politischen Spektrum.
Für das Projekt konnte auf Bestände einer großen Anzahl von Archiven und Bibliotheken zurückgegriffen werden, unter anderem aus dem Bundesarchiv in Berlin, dem nordrhein-westfälischen Landesarchiv und der Lippischen Landesbibliothek in Detmold, der Universitäts- und Landesbibliothek in Düsseldorf, der Hochschul- und Landesbibliothek in Fulda, dem Historischen Museum in Frankfurt am Main, dem Kleist-Archiv Sembdner in Heilbronn, dem Archiv der deutschen Jugendbewegung Ludwigstein (Staatsarchiv Marburg) und der Universitätsbibliothek Marburg. Zur Ausstellung ist auch ein kleiner Katalog erschienen. Darüber hinaus wird die Präsentation durch eine Vortragsreihe begleitet.
Die Ausstellung wird unterstützt vom Marburger Universitätsbund, dem Ursula-Kuhlmann-Fonds des Universitätsbundes und dem Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften.
Weitere Informationen:
Ausstellung in der Universitätsbibliothek Marburg (Wilhelm-Röpke-Str. 4) vom 30. April bis zum 21. Juni 2009, täglich 8.00-24.00 Uhr.
Eröffnung: Donnerstag, 30. April 2009, 18.15 Uhr, Kanadasaal (Vortragsraum) der Universitätsbibliothek
Gruppenführungen nach Vereinbarung
Vortragsprogramm: www.uni-marburg.de/fb06/aktuelles/news/pics/Vortragsreihe-Arminius.pdf
Ansprechpartner:
Dr. Volker Losemann,
Seminar für Alte Geschichte
E-Mail:
losemann@staff.uni-marburg.de
Barbara Stiewe,
Institut für Neuere deutsche Literatur
E-Mail:
stiewe@staff.uni-marburg.de