15.03.2010
Jost Vacano ist 10. Träger des Marburger Kamerapreises
Marburger Kamerapreis feiert Jubiläum: "Dank geht an den Medienwissenschaftler Prof. Karl Prümm, der diesen Forschungsschwerpunkt etabliert und das Marburger Institut für Medienwissenschaft weithin bekannt gemacht hat", sagte die Universitätspräsidentin.
„Was ist ein Kameramann – ein Techniker oder ein Filmkünstler?“ fragte der Preisträger des diesjährigen Marburger Kamerapreises bei der Preisverleihung am 13. März. Jost Vacano, der sich intensiv für den Urheberrechtsanspruch der Kameraleute als kreative Gestalter engagiert, nimmt sicher wie kaum ein anderer Kameramann beides für sich in Anspruch.
Einerseits besitzt Vacano, der zunächst Elektrotechnik studiert hatte, bevor er in den späten 1950er-Jahren als Autodidakt zum Film kam, herausragende technische Fähigkeiten. Mit standardisierten Gerätschaften und Optiken gab er sich nie zufrieden, sondern wurde zum Erfinder neuer Aufnahmesysteme und damit neuer Ausdrucksmöglichkeiten des Bildes. Zum Beispiel konstruierte Vacano für den Welterfolg „Das Boot“ eine eigene kreiselstabilisierte Körperkamera mit einem neuartigen, vertikal angeordneten Sucher.
Andererseits entwickelte Vacano nicht nur bei diesem Film seine eigene Bildästhetik: Seine konzeptionellen Entscheidungen, den Film ganz aus der Hand zu drehen, eine extrem bewegte Kamera einzusetzen, eine eher dokumentarische Ästhetik anzustreben und vom gegebenen, „natürlichen“ Licht auszugehen, prägten den Film entscheidend. Nicht zuletzt deshalb eröffnete "Das Boot" 1981 und seine Oscar-Nominierung Vacano eine Weltkarriere und ermöglichten ihm, von 1986-2000 in Hollywood mit großen Budgets und gigantischer Studiotechnik zu arbeiten.
"Eben diese herausragende Bedeutung der Kameraleute beim Filmemachen würdigen der Marburger Kamerapreis und die damit verbundenen Kameragespräche", sagt Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. Mit Jost Vacano wird das Lebenswerk eines herausragenden und weltweit anerkannten Kameramanns ausgezeichnet. „Der heute 75-Jährige gehört zu den wenigen deutschen Kameraleuten der Gegenwart, die internationale Bedeutung erlangt haben“, erklärt Prof. Dr. Karl Prümm, Jurymitglied und Initiator des Marburger Kamerapreises, die Entscheidung.
Der von der Philipps-Universität Marburg und der Universitätsstadt Marburg ausgelobte und mit 5.000 Euro dotierte Marburger Kamerapreis wurde zum zehnten Mal verliehen. Oberbürgermeister Egon Vaupel unterstrich, dass sich das Wagnis des Preises gelohnt habe: Inzwischen sei der Kamerapreis zu einem der spannendsten Kulturpreise deutschlandweit avanciert. „Zudem steht der Preis gleichsam als Symbol für das gute Zusammenspiel von Wissenschaft und realem Geschehen beziehungsweise für Universität und Stadt.“
Die Universitätspräsidentin sagte: Zehn Jahre Kamerapreis zeigen, "was die Verbindung von Wissenschaft und Kultur bewirken kann: einen Forschungsschwerpunkt zu etablieren, durch Publikationen die wissenschaftliche Diskussion nachhaltig zu prägen und die Philipps-Universität Marburg und ihr Institut für Medienwissenschaft weithin bekannt zu machen." Dafür dankte Krause vor allem dem Medienwissenschaftler Prof. Karl Prümm, der einen Tag vorher für seine vielfältigen Bemühungen um das Marburger Kulturleben mit dem Historischen Stadtsiegel der Stadt Marburg ausgezeichnet worden war.
"Prümm ist als engagierter Medienwissenschaftler gleichermaßen ein begnadeter Visionär wie handfester Organisator und Partikularinteressen-Dompteur", lobte Dr. Michael Neubauer vom Bundesverband der bildgestaltenden Kameramänner und -frauen in Deutschland e.V. Schließlich seien Prümm die Marburger Kameragespräche zu danken, in denen er "die diskursive Verknüpfung akademischer Reflexion mit filmkünstlerischer Praxis im Sinne des kritischen Werkstattgesprächs mit methodischen Varianten und medialen Brechungen realisierte - all dies zum Verständnis der Persönlichkeit und des speziellen Werks eines ausgewählten Bildgestalters".
Genau diesen Punkt hob auch der diesjährige Preisträger Jost Vacano besonders hervor: "Meine Bilder kommen aus dem Bauchgefühl heraus - dass sie dem kritischen Blick der Medienwissenschaft standhalten, freut mich sehr - ebenso wie mich die Analysen dazu faszinieren."
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