19.03.2010
Zum Wohle des Kindes
Kindesmissbrauch, Allergische Erkrankungen, Notfallmedizin und Schmerzerkennung und –behandlung: Kinderärzte, Kinderchirurgen und Kinderkrankenpflegekräfte tagen in Marburg
Die öffentliche Diskussion dieser Tage wird von Kindsmissbrauch beherrscht. Auch die rund 350 Kinderärztinnen und Kinderärzte aus dem deutschsprachigen Raum, die vom 19. bis 21. März in Marburg tagen, um aktuelle Entwicklungen in der Kinder- und Jugendmedizin zu besprechen, können sich diesem Thema nicht entziehen. „Wir können solche Fälle sehen und beurteilen, aber selbst nicht alleine therapieren“, sagt Kinderchirurg Dr. Micha Bahr, der vor einem Jahr ein Notruftelefon bei Verdacht auf Kindesmissbrauch in Marburg eingerichtet hat. Seitdem werden durchschnittlich ein bis zwei Fälle pro Monat gemeldet, die Dunkelziffer sei aber erheblich höher.
Neben der Gefährdung des Kindswohles thematisiert der Kongress Operationsmöglichkeiten bei Früh- und Neugeborenen, Notfälle und Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen, Bluthochdruck und Nierenerkrankungen im Kindes- und Jugendalter sowie Allergien. Inzwischen bekommt jedes zehnte Kind in Deutschland eine Allergie. Die Erkrankung hat sich in den letzten Jahren um ein Vielfaches gesteigert, während sich die Forschung jetzt erst darauf konzentriert.
„Unser Kongress informiert nicht nur zu aktuellen wissenschaftlichen Entwicklungen, sondern bringt vor allem niedergelassene, klinisch tätige und wissenschaftlich aktive Kolleginnen und Kollegen zusammen“, sagt Tagungspräsident Prof. Dr. Rolf F. Maier, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Marburg. Deshalb tagen zwei verschiedene Gesellschaften, die Süddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und diejenige für Kinderchirurgie, zusammen. Dabei ist die Kinderchirurgie eine relativ junge Disziplin (in Marburg besteht die jüngste kinderchirurgische Klinik in Deutschland) und nicht besonders verbreitet: Im Vergleich zu 104000 internistischen Kliniken gibt es nur 80 kinderchirurgische Kliniken.
Um zudem die Pflege von kranken Kindern und Jugendlichen weiter zu verbessern bzw. die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegekräften zu fördern, ist auch eine Pflegefortbildung integriert. "Wir sind froh, dass wir in Deutschland bislang noch eine spezielle Ausbildung für Kinderkrankenschwester und -pfleger haben", sagt Maier.
„Einerseits zielt die Tagung darauf, aktuelle neue Forschungserkenntnisse zu präsentieren, andererseits dient sie der Fortbildung – deshalb sind auch praktische Übungen im Angebot“, sagt Dr. Dario Zovko, Direktor der Marburger Kinderchirurgie, der die Tagung zusammen mit Maier organisiert hat und leitet.