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27.04.2010

Zentrum für Interdisziplinäre Religionsforschung (ZIR) gegründet

Eröffnungstagung thematisierte „Religiöse Minderheiten und gesellschaftlicher Wandel“.

ZIR-Planungsteam
Die Planungsgruppe mit Prof. Dr. Jörg Lauster, Prof. Dr. Christoph Elsas, Prof. Dr. Edith Franke, Prof. Dr. Angela Standhartinger, Prof. Dr. Karl Braun, Leyla Jagiella (Tagungsorganisation) sowie Prof. Dr. Jürgen Hanneder

Das neu gegründete Zentrum für Interdisziplinäre Religionsforschung (ZIR) der Philipps-Universität Marburg hat mit einer Tagung zum Thema „Religiöse Minderheiten und gesellschaftlicher Wandel“ seine Arbeit aufgenommen. Die wissenschaftliche Einrichtung bringt Vertreter verschiedener akademischer Disziplinen unter Federführung der Religionswissenschaft an der Marburger Universität zusammen, um neue Impulse für die Erforschung von religiösen Phänomenen und Traditionen in ihren historischen, aktuellen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten zu geben.

Religion und Debatten um religiöse Minderheiten sind in den letzten Jahren wieder verstärkt in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt und haben an politischer und sozialer Bedeutung gewonnen. An Debatten um den Faktor Religion für die Integration und das Zusammenleben von Menschen einer Gemeinschaft, um Erscheinungen wie die sogenannten Pseudoreligionen (zum Beispiel Scientology) oder um das Integrations- bzw. Konfliktpotential von Religionen im Nahostkonflikt, sagte Prof. Dr. Edith Franke bei ihrer Eröffnungsrede, „wird deutlich, dass religiöse Bindungen nach wie vor Lebenswelten prägen“. Sie zeigten außerdem, welche Bedeutung Religion als wesentlicher Bezugspunkt kollektiver Zugehörigkeit habe. Das Zentrum soll insbesondere eine Voraussetzung für den Transfer akademischer Forschungsergebnisse zu gesellschaftlich hochrelevanten Themen in die breitere Öffentlichkeit bieten.

An der seit rund zwei Jahren aktive Planungsgruppe des Zentrums mit beteiligt sind Prof. Dr. Karl Braun (Europäische Ethnologie), Prof. Dr. Christoph Elsas(Religionsgeschichte), Prof. Dr. Edith Franke (Religionswissenschaft), Prof. Dr. Jürgen Hanneder (Indologie/Tibetologie), Prof. Dr. Jörg Lauster (Evangelische Theologie) Prof. Dr. Sebastian Murken (Religionspsychologie), sowie in der Anfangsphase auch Prof. Dr. Angela Standhartinger (Evangelische Theologie). Das ZIR trägt zur weiteren Profilbildung der Universität bei und hat sich zum Ziel gesetzt, unter anderem das Angebot bestehender Studiengänge im Hinblick auf Religionsforschung zu profilieren und neue strukturierte Promotionsprogramme zu entwickeln. Dies geht mit der Bündelung und Koordinierung von Forschungsinteressen auf lokaler, überregionaler und internationaler Ebene einher, die sich positiv auf die Drittmitteleinwerbung auswirken werden.

Mit der Gründungstagung vom 22. bis 24. April 2010 nahm das ZIR seine Arbeit auf und bot einen spannenden Einblick in seine zukünftige Arbeit aus religionswissenschaftlicher, historischer, philologischer, soziologischer, ethnologischer, theologischer, psychologischer oder philosophischer Perspektive. Als Auftakt hielt Prof. Dr. Hubert Seiwert (Leipzig) den Festvortrag „Religiöse Nonkonformität und gesellschaftliche Dynamik“. Am Beispiel der Diskriminierung von Mitgliedern der Falun Gong-Sekte in China zeigt er eindrucksvoll auf, dass nicht in erster Linie die Minderheit bei Staat und Gesellschaft abwehrende Reaktionen auslöse, sondern vor allem religiöser Nonkonformismus als Bedrohung von vorherrschenden Ideologien und Religionen verstanden werde.

An den folgenden zwei Tagen wurde die Tagung mit Vorträgen Marburger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen fortgesetzt. „Die Beschränkung auf einen internen Call for papers hat sich als besonders positiv herausgestellt“, urteilte Planungsgruppenmitglied Prof. Dr. Karl Braun. Häufig kenne man sich aus der Gremienarbeit, wisse aber nicht um die Forschungsinteressen fachlich benachbarter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Die Tagung habe einmal mehr das reiche Potential der Philipps-Universität gezeigt, das auch für die überregionale Vernetzung beste Voraussetzungen biete. Prof. Dr. Edith Franke, die ebenfalls zu den Initiatoren gehört, unterstrich die Zentrumsgründung als „Manifestierung und formale Etablierung von etwas, das an unserer Universität ohnehin eine lange, renommierte und auch lebendige Tradition hat“, nämlich den inspirierenden, durch die kurzen Wege geförderten Dialog über Fächergrenzen hinweg.

Weitere Informationen zum ZIR und zur Tagung unter www.uni-marburg.de/zir .

Kontakt

Prof. Dr. Edith Franke
Institut für Vergleichende Kulturforschung
Religionswissenschaft und Völkerkunde, Fachgebiet Religionswissenschaft

Tel.: 06421-28 23 662
E-Mail