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26.05.2010

Universität Marburg auf dem Hessentag

Marburger Wissenschaften im Blickpunkt der Präsentation in Stadtallendorf

Vom 28. Mai bis zum 6. Juni wird der Hessentag in Stadtallendorf ausgerichtet – die Universität Marburg ist dabei: Ausgewählte geisteswissenschaftliche Projekte präsentieren sich auf dem Stand des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (Landesausstellung, Halle 1, Stand D 1.10). „Die Projekte, die wir am Stand in Zusammenarbeit mit der Philipps-Universität Marburg und der HessenArchäologie präsentieren, belegen eindrucksvoll, welchen Erkenntnisgewinn die Beschäftigung mit Papier, Schrift und Wort bringt. Zu Unrecht stehen die Geisteswissenschaften gelegentlich ein wenig im Schatten anderer Disziplinen, denn Erkenntnisgewinn ist immer dann besonders groß, wenn er ganzheitlich ist“, sagt Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann.

Gedruckte Leichenpredigten aus der Zeit zwischen Reformation und Aufklärung ermöglichen oft verblüffend umfassende Einblicke in das Leben vor 300 bis 400 Jahren. Sie bilden mit detaillierten Angaben zu familiären Verhältnissen, Schul- und Berufsausbildung, Reisen, Krankheiten und persönlichen Erlebnissen des Verstorbenen den Alltag zwischen 1550 und 1750 auf einzigartige Weise ab. Im deutschsprachigen Raum sind mehr als 300.000 Leichenpredigten überliefert. Seit 1976 ermittelt und katalogisiert die Forschungsstelle für Personalschriften an der Philipps-Universität Marburg, eine Arbeitsstelle der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz, diese biografischen Quellen, um sie für eine Nutzung zugänglich zu machen.

Zusätzlich präsentiert das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas mit „Regionalsprache.de“ (REDE) ein Projekt, das von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz gefördert wird. Dabei geht es darum, dass Sprechen und Sprache von ganz unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden, von denen die Region, in der sie gesprochen wird, nur einer ist. Die Sprachwissenschaft beschäftigte sich bisher hauptsächlich mit der so genannten Hochsprache und alten Lokaldialekten. In den Alltagsgesprächen der Menschen dominieren aber „moderne Regionalsprachen“, also Formen des regional geprägten Sprechens zwischen Dialekt und Hochdeutsch. Diese modernen Regionalsprachen werden in dem Projekt REDE flächendeckend für ganz Deutschland untersucht.

Als dritten Schwerpunkt beantwortet das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde spannende Fragen: Wie zersplittert war Hessen vor der Französischen Revolution? Warum wurden Flurstücke „Dragoner“, „Flüchtling“ oder „Türke“ genannt? Was ist ein „Sturzeboller“, wie waren die Kinder in Hessen vor dem Ersten Weltkrieg gekleidet und wie sah Stadtallendorf bei Kriegsende aus?

Ebenfalls auf dem Hessentag vertreten sind - auf Einladung des Hessischen Kultusministeriums - anglistisch-linguistische Projekte der Universität Marburg wie das Virtuelle Zentrum für Lehrerbildung ( www.vzl-hessen.de ) und der Virtual Linguistics Campus ( www.linguistics-online.com ).