22.06.2010
Hanna-Jursch-Preis für Privatdozentin Dr. Regina Sommer
Akademische Feier unter Beteiligung des amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider
Im Rahmen einer Feierstunde würdigt der Fachbereich Theologie und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am 22. Juni 2010 um 18 Uhr in der Aula der Alten Universität (Lahntor 3) die Vergabe des Hanna-Jursch-Preises der EKD an Privatdozentin Dr. Regina Sommer. Ausgezeichnet wird die Habilitationsschrift der Preisträgerin mit dem Titel „Von der Bereitung zum Leben. Impulse für eine Theologie und Praxis der Kindertaufe unter Einbeziehung der Elternperspektive“. Das Buch bringt religiöse Selbstdeutungen von Eltern, die ihr Kind haben taufen lassen, mit Deutungen der theologischen Tradition ins Gespräch. Professorin Dr. Helga Kuhlmann, systematische Theologin an der Universität Paderborn und Jury-Mitglied, hob in ihrer Laudatio die Relevanz des Themas für die Arbeit der Kirche hervor: „Menschen, die kirchenfern oder sogar aus der Kirche ausgetreten sind, trauen der Taufe mehr zu, als wir bisher angenommen haben. Hier können wir anknüpfen, um im Dialog mit ihnen eine anspruchsvolle und zugleich lebensgeschichtlich konkretisierte lebensdienliche Theologie zu entwickeln".
Der amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Präses Nikolaus Schneider, unterstrich die Bedeutung des Preises für Theologie und Kirchenleitung in seiner Würdigung. Universitätspräsidentin Professorin Dr. Katharina Krause berichtete in ihrer Begrüßung, dass vor fast genau 55 Jahren die Namensgeberin des Preises, die oberschlesische Kirchenhistorikerin Hanna Jursch, die sich als erste Frau in der Theologie 1934 in Jena habilitierte, in Marburg die Ehrendoktorwürde erhielt. „Fast könnte man sagen: Der Hanna-Jursch-Preis setzt gerade in Marburg die Ehrenpromotion der Namensgeberin fort, in einer guten Tradition“, erklärte sie. Als Uni-Präsidentin sei sie stolz auf die Tradition der akademischen Förderung von Frauen und die Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Leistungen in Marburg, die sich auch in der Praxis des Fachbereichs Theologie widerspiegle.
Die Preisträgerin stellte sich im Rahmen der Feierstunde vor mit ihrer Antrittsvorlesung zum Thema „Viele Glieder – ein Leib? Soziale Exklusion als Thema und Herausforderung Praktischer Theologie.“ Sie arbeitet im Ausbildungsdezernat der Kirche von Kurhessen-Waldeck und lehrt als Privatdozentin für Praktische Theologie an der Universität Marburg. Diese Kombination aus Mitverantwortung für die theologische Ausbildung auf Seiten der Kirche und der Lehrtätigkeit als Dozentin in der Praktischen Theologie trägt dazu bei, dass „unserer akademischen Theologie in Marburg religiös und gesellschaftlich sensible Studierende und der Landeskirche theologisch gebildete Pfarrerinnen und Pfarrer erwachsen“, betonte Uni-Präsidentin Krause.
Der alle zwei Jahre ausgeschriebene Hanna-Jursch-Preis wird seit 10 Jahren für herausragende wissenschaftlich-theologische Arbeiten aus der Perspektive von Frauen zu Aspekten der feministischen Theologie, theologischen Frauenforschung und Gender-Studies in der Theologie vergeben. Er ist der einzige Wissenschaftspreis der EKD und beruht auf der Anregung der EKD-Synode, nicht nur die Gleichstellung von Frauen in der Kirche, sondern auch ihre wissenschaftlichen Leistungen zu fördern. Die Ausschreibung 2009 konzentrierte sich auf das Thema „Kirche in Zukunft - Exegetische Einsichten – ekklesiologische Entwürfe“. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Die feierliche Verleihung des Preises an Regina Sommer fand am 25. September 2009 im Rahmen der Zukunftswerkstatt der EKD in Kassel statt, woran im Rahmen der Feierstunde zur Antrittsvorlesung von Privatdozentin Dr. Regina Sommer am 22. Juni 2010 in Marburg nochmals erinnert wird.
Weitere Informationen: http://www.uni-marburg.de/fb05/aktuelles/events/hannajursch
http://www.ekd.de/chancengerechtigkeit/hannajursch/index.html