Zurück zur Übersicht

24.06.2010

Neues Lehrkonzept: Mit TV-Serie „Dr. House“ zu höchster deutscher Auszeichnung für exzellente Lehre in der Medizin

Prof. Dr. Jürgen Schäfer, Stiftungsprofessor der Dr. Reinfried Pohl-Stiftung, erhält „Ars legendi-Preis“

Prof. Dr. Jürgen R. Schaefer
Prof. Dr. Jürgen Schäfer, Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin 2010 (bitte Bild anklicken für nähere Informationen über die Auszeichnung)

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Medizinische Fakultätentag (MFT) haben den „Ars legendi-Preis“ für exzellente Hochschullehre dieses Jahr erstmalig auch im Bereich Medizin verliehen. Der mit 30.000 Euro dotierte Preis ist eine Auszeichnung für herausragende und innovative Leistungen in Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung an Medizinischen Fakultäten. Gleich zwei Professoren konnten sich freuen: Für die Vorklinik erhielt der Biochemiker Prof. Peter Dieter, Studiendekan der Technischen Universität Dresden, die Auszeichnung für sein Lebenswerk. Für die klinische Ausbildung wurde Prof. Dr. Jürgen Schäfer, Stiftungsprofessor der Dr. Reinfried Pohl-Stiftung, von der Philipps- Universität Marburg in Anerkennung für ein innovatives Lehrkonzept unter Einbindung moderner Medien ausgezeichnet.

Der Internist, Kardiologe, Endokrinologe und Intensivmediziner Prof. Dr. Jürgen Schäfer erhielt den „Ars legendi-Preis“ für eine Seminarreihe, bei der er die US-amerikanische Fernsehserie „Dr. House“ als Lehrelement integriert. Er nutzt kurze Schlüsselszenen der Serie als „Türöffner“, damit sich die Studierenden mit den dargestellten Erkrankungen auseinandersetzen. Im Anschluss analysiert der Stiftungsprofessor der Dr. Reinfried Pohl-Stiftung diese zusammen mit den Teilnehmern. Dabei wird gewissenhaft Fakt von Fiktion unterschieden und entsprechend diskutiert. Dass dieses Lehrkonzept nicht nur auf großes Medieninteresse stößt, zeigt die große Nachfrage der Studierenden an der freiwilligen Veranstaltung. Zum Teil reisen die Teilnehmer von weit entfernten Universitäten an.

Unterricht mit „Dr. House“ begeistert Studenten

Auch wenn die Lehrveranstaltung für die Studierenden nicht zum Pflichtprogramm gehört, nehmen rund 30 bis 50 angehende Mediziner an den Seminaren teilt. Jeden Dienstag ist die beliebte RTL-Fernsehserie Anlass, um seltene Erkrankungen zu besprechen. Doch neben den dargestellten Krankheitsfällen weist Prof. Dr. Schäfer immer wieder darauf hin, dass sich „echte“ Ärzte ihren Patienten gegenüber anders verhalten, als dies der unfreundliche Fernsehdoktor House tut. Rein menschlich darf und soll sein Fernsehkollege dem Nachwuchs auf gar keinen Fall als Vorbild dienen. Dass hierfür auch kein Grund zur Sorge besteht, ergab die externe Evaluierung des Seminars durch Prof. Glowalla vom Fachbereich Psychologie der Universität Gießen. Mit seiner Arbeitsgruppe evaluiert er seit Beginn das Seminar. Das Ergebnis zeigt: Die Seminar-Teilnehmer unterscheiden sehr wohl zwischen Fakt und Fiktion und nehmen sich Dr. House in Sachen zwischenmenschlicher Interaktion nicht zum Vorbild.

Durch Stiftungsprofessur zum Erfolg

Der unterhaltsame Unterricht kommt nicht von ungefähr. Unter anderem dank der Stiftungsprofessur der Dr. Reinfried Pohl-Stiftung war es Prof. Dr. Jürgen Schäfer möglich, die ungewöhnliche Herangehensweise in der Lehrvermittlung bei seinen Studenten zu testen. „In Zeiten immer knapper werdender Mittel für die Hochschulmedizin freue ich mich sehr, dass ich durch die Stiftungsprofessur den Freiraum habe, auch innovative Wege in der Lehre auszuprobieren. Das ist heutzutage nicht selbstverständlich“, so Prof. Dr. Schäfer nach der Verleihung des renommierten „Ars legendi-Preis“ in Hannover. Dass der Preis zudem vom Stifterverband beim MFT initiiert und ausgerechnet einem Stiftungsprofessor zuerkannt wurde, freut die Dr. Reinfried Pohl Stiftung und den Stifter dabei umso mehr. Bereits seit 2005 hat Prof. Dr. Jürgen Schäfer die Stiftungsprofessur der Dr. Reinfried Pohl- Stiftung inne. Er ist Mitglied des Fachbereichrates Medizin und berät die Dr. Reinfried Pohl-Stiftung beim Bau und der Inbetriebnahme des „Zentrums für medizinische Lehre“, das die Dr. Reinfried Pohl-Stiftung derzeit für den Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg errichtet. Mit dem Neubau in unmittelbarer Nähe zum Klinikum wird sowohl ein Lernzentrum für die Marburger Medizinstudenten als auch eine Kinderbetreuungsstätte für junge Eltern entstehen. Durch die Einrichtung von sogenannten „Skills- Labs“ und die Nutzung modernster Technologien werden hier zukünftig praktische Fertigkeiten der Medizin auf höchstem Niveau vermittelt.

Schwerpunkte der Forschungsarbeit

Die Dr. Reinfried Pohl-Stiftung unterstützt in vielfältigster Weise auch das wissenschaftliche Engagement der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Schäfer. Diese beschäftigt sich mit der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Der Herzinfarkt stellt nach wie vor die Haupttodesursache in den westlichen Industrienationen dar. Insofern kommt auch der Prävention von Herz- und Kreislauferkrankungen eine ganz besondere Bedeutung zu. Auf diesem Gebiet ist Prof. Dr. Schäfer national sowie international ein anerkannter Experte. Bis vor kurzem war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung (DGAF), deren Vize-Präsident er weiterhin ist. Gemeinsam mit seinem Team beschäftigt sich Prof. Dr. Schäfer mit der Klärung angeborener Stoffwechselstörungen, die zu erhöhten Cholesterinspiegeln und frühzeitigen Herzinfarkten führen. Hier gelang der Marburger Gruppe die Entdeckung einiger bislang unbekannter Defekte, die vorzeitige Gefäßverkalkung verursachen können. Prof. Dr. Schäfer erarbeitete mit seinen Kollegen die „Marburger Hypothese zur Entstehung des Herzinfarktes“, wobei die Forscher die Frage untersuchten, „warum der Herzinfarkt immer das Herz trifft“. Die Gruppe konnte nachweisen, dass der Energiebedarf des Herzens, der vor allem durch Fettsäuren gedeckt wird, eine besondere Rolle bei der Atherosklerose und Infarktentstehung hat. Eine Hypothese, die derzeit in Marburg und in anderen Laboratorien der Welt intensiv erforscht wird. Sollte sich diese Hypothese bestätigen, wäre man im Kampf gegen den Herzinfarkt einen großen Schritt weiter. Somit erbringt Prof. Dr. Schäfer den Beweis, dass exzellente Lehre, hervorragende Forschung sowie klinische Versorgung auf höchstem Niveau auch in der heutigen Zeit durchaus miteinander vereinbar sind.

Weitere Informationen:

http://www.uni-marburg.de/fb20/aktuelles/news/newsitemext.2010-05-10.3625713900

Kontakt

Prof. Dr. J. Schäfer
Innere Medizin - Kardiologie
Baldingersrasse, 35032 Marburg

Tel.: 5866462
E-Mail