30.07.2010
CSL Behring GmbH unterstützt Kultur gefährdeter hessischer Erdorchideen im Botanischen Garten
Scheck über 3000 Euro für Vermehrung der seltenen heimischen Pflanzen überreicht
Der Direktor des Botanischen Gartens, Dr. Andreas Titze, war vom Mitbringsel des Pressesprechers der CSL Behring GmbH, Hans Herberg, besonders angetan: Mit 3000 Euro unterstützt das Marburger Traditionsunternehmen die Ex-Situ-Kultur heimischer Erdorchideen. „Dieses Projekt gehört zum Kerngeschäft des Botanischen Gartens, nämlich der Erhaltung genetischer pflanzlicher Ressourcen“, berichtet Titze. Insbesondere für studentische Examensarbeiten sei dieses Gebiet außerdem beliebt. Dabei geht es um die Vermehrung hessischer Erdorchideen, die meist nur über drei Jahre durch Knollen in der Erde gelingt. Danach sind die Pflanzen darauf angewiesen, dass ihre Samen, die über kein eigenes Nährgewebe verfügen, eine Symbiose mit Pilzgewebe im Boden eingehen können, das die für eine erfolgreiche Keimung nötigen Mineralsalze liefert. Durch die veränderte Bodenbewirtschaftung – heute fehlen weitgehend die früher so häufigen Schafe – haben sich die Bedingungen für Erdorchideen zunehmend verschlechtert. Bei der Ex-Situ-Kultur werden im Freiland entnommene Orchideen im Botanischen Garten in speziellen Nährmedien liebevoll gepäppelt, schneller als in der Natur vermehrt und wieder im ursprünglichen Verbreitungsgebiet ausgepflanzt. „Unsere Arbeit trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei, den die Bundeskanzlerin zum Beginn des Jahres der Biodiversität als besonders essentiell hervorhob“, betont Titze.
Die Geldspende unterstreicht die enge Beziehung der CSL Behring GmbH mit dem Botanischen Garten: „Beim traditionell in den Gartenanlagen begangenen Sommerfest stehen unsere rund 2000 Gäste Schlange, um an den beliebten botanischen Führungen teilnehmen zu können“, berichtet Herberg begeistert. Diese besondere Verbundenheit habe die Firma bewogen, den Garten angesichts seiner angespannten Finanzsituation erstmals auch mit einer Geldspende zu bedenken. Bisher war vor allem die Grüne Schule, die Jugendlichen den Botanischen Garten als außerschulischen Lern- und Erlebnisort nahebringt, regelmäßig in den Genuss von Sach- und Gerätespenden gekommen.
Orchideen gelten wegen ihrer oft auffälligen Blüten gemeinhin als die Königinnen unter den Blumen. Kaum eine andere Pflanzenfamilie bietet ein derartig großes Spektrum an Formen und Farben bei den Blütenständen. Aufgrund ihrer Vielfalt sind sie in allen Ökosystemen mit Ausnahme von Wüsten anzutreffen und haben sich auf alle Kontinente außer der Antarktis ausgebreitet. Die Bestände vieler Arten sind gefährdet, weswegen Orchideen dem Washingtoner Artenschutzabkommen unterliegen. Der Rückgang vieler europäischer Arten ist auch auf eine veränderte ländliche Bewirtschaftung zurückzuführen. Hessen hält aufgrund der sehr unterschiedlichen Landschaftsformen eine beeindruckende Vielfalt an Orchideen bereit, die ebenfalls geschützt sind.
Der 20 Hektar große Botanische Garten in Marburg widmet sich insbesondere dem Artenschutz. Unter 11.300 Pflanzenarten befinden sich auch 2000 meist seltene Orchideen: „Bei den Wildarten sind wir die Nummer eins,“, sagt Gartenchef Titze. Erst im April hatte die Marburger Orchideensammlung bei der Internationalen Orchideenschau im niederländischen Leiden den ersten Platz bei der Bewertung des Gesamtstandes errungen.
Kontakt
Dr. Andreas Titze
Direktor und wissenschaftlicher Leiter des Botanischen Gartens
Botanischer Garten der Philipps-Universität Marburg
Karl-von-Frisch-Straße
35032 Marburg
Tel.:
06421 28-21507
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