03.09.2010
Marburg für ein Jahr
Studierende der Wuhan University sind am Fachbereich Rechtswissenschaften zu Gast
"Das Programm wird in China außerordentlich gut angenommen“, resümiert Prof. Dr. Gilbert Gornig, Dekan des gastgebenden Fachbereichs Rechtswissenschaften: „Soeben haben wir noch eine Kooperation mit der Nanjing University of Finance and Economics vereinbart. Wenn all die weiteren Universitäten teilnehmen wollen, die bereits Interesse geäußert haben, reichen die Unterbringungskapazitäten unserer Studentenwohnheime bald nicht mehr aus.“ Den großen Andrang begründet Gornigs Juristenkollege Prof. Dr. Hans-Detlef Horn: „Für die meisten Gaststudierenden aus China wirkt sich der Auslandsaufenthalt prägend auf die wissenschaftliche Sozialisation in den Rechtswissenschaften aus.“ Die Vermittlung der Anwendung von Recht stehe im Vordergrund der Lerninhalte bei den Studierenden, die sie später auf chinesisches Rechtverständnis übertragen müssen. Schließlich, so fügt Gornig hinzu, sei deutsches Recht ein „echter Exportartikel“. Nach einem guten Abschluss ihres Studiums in China können die Studierenden an die Philipps-Universität zurückkehren, den einjährigen Studiengang LLM speziell für Absolventen mit ausländischem juristischem Studienabschluss belegen und bei gutem Erfolg auch promovieren.
Für die meisten der Studierenden im Alter von zirka 20 Jahren handelt es sich um die erste Reise ins Ausland. Deshalb soll nicht nur das Studium im Mittelpunkt stehen, sondern auch das Eintauchen in eine fremde Kultur. Exkursionen gehören fest zum Programm. Hilfreich für das Zurechtfinden in der neuen Heimat auf Zeit sind dabei sicher das Orientierungsprogramm, das die Universität zentral für ausländische Studierende anbietet, und die persönliche Betreuung am Fachbereich. Neu für die Gäste dürfte auch die Tatsache sein, dass sich „in Marburg – fast – alles um die Universität dreht“, wie Vizepräsident Prof. Dr. Joachim Schachtner in seiner Begrüßungsrede scherzte. Die Möglichkeit, hautnah zu erleben, wie sich der Lebensstil einer Kleinstadt von dem eines industriellen Ballungszentrums wie Wuhan mit seinen 18 Millionen Einwohnern unterscheidet, macht den zusätzlichen Reiz des Auslandsjahres aus. „Manche sind beim Abschied richtig traurig – und setzen alles daran, ein weiteres Mal an die Philipps-Universität zu kommen“, berichtet Petra Kienle von der Stabsstelle für Internationale Kooperationen von den Erfahrungen der Vorjahre.
Die im Jahr 2000 neu gegründete Wuhan Universität in der Provinz Hubei in Zentralchina mit ihren 45.000 Studierenden, von denen 12.000 Postgraduierte sind, geht zurück auf das „Ziqiang Institute“ von 1893. Als forschungsstarke Volluniversität mit eigener Doktorandenausbildung befindet sie sich auf Platz sechs eines relevanten chinesischen Hochschul-Rankings. Mit der Philipps-Universität Marburg verbindet sie seit 2005 eine Kooperation, die bisher vor allem der Fachbereich Rechtswissenschaften mit Leben füllt: Jedes Jahr absolvieren 14 bis 18 Wuhan-Studierende einen Teil ihres juristischen Bachelor-Studiums an der Lahn.
Kontakt
Prof. Dr. Gilberg Gornig
Fachbereich Rechtswissenschaften
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