11.01.2011
Jan Herrmann erhält Wissenschaftspreis von Handwerkskammer
Ausgezeichnete Diplomarbeit zu Innovationsmanagement in Handwerksbetrieben
Der 28-jährige Herrmann, der Betriebswirtschaftslehre an der Philipps-Universität in Marburg studierte, setzt sich in seiner preisgekrönten Diplomarbeit mit dem Innovationsmanagement in Handwerksbetrieben auseinander: Innovationen spielen für die Weiterentwicklung und Existenzsicherung von Unternehmen eine entscheidende Rolle. Eine wissenschaftliche Ausarbeitung für das Handwerk (hier speziell das Tischlerhandwerk) fand in der Literatur bisher kaum statt. Während sich andere Branchen an veränderte Wettbewerbssituationen kontinuierlich anpassen, vernachlässigen Tischlerbetriebe strategisches und zielgerichtetes Planen sowie die Suche nach neuen Marktnischen. Somit bleiben ihre Potenziale und Marktchancen beispielsweise im Kundensegment 50plus, die sie sich im demografischen Wandel erschließen könnten, weitgehend ungenutzt. Die Arbeit von Jan Herrmann hat analysiert, wie ein marktorientiertes Innovationsmanagement, das auf Prozess-, Produkt-, Organisations- und Sozialinnovationen gerichtet ist, fehlender Ressourcenausstattung und eingeschränkter Kundenorientierung entgegenwirken kann.
Eine Literaturanalyse zum Status Quo der empirischen Innovationsforschung hatte ergeben, dass sowohl bestimmte Ressourcen der Betriebe als auch die Person des Unternehmers einen wichtigen Einfluss auf den Innovationserfolg ausüben. Auf diesem Ergebnis aufbauend wurde als theoretischer Bezugsrahmen die sogenannte „Competence-based View“ herangezogen (der Competence-based View-Ansatz erklärt die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aus der unterschiedlichen Verfügbarkeit von Ressourcen und Kompetenzen). Eine ausführliche Analyse kam zum Ergebnis, dass Tischlerbetriebe trotz beschränkter Mittel überproportional erfolgreich sein können.
Um deren Innovationspotenzial zu erschließen, wurde hier auf Basis der Competence-based View ein auf das Tischlerhandwerk abgestimmtes Wirkungsmodell der Innovationskompetenz entwickelt, damit die notwendigen Kompetenzen bewertet und entsprechende Mängel im Tischlerhandwerk identifiziert werden können. Dabei wurde deutlich, dass die Abweichungen vom „Ist-“ zum „Sollzustand“ teilweise recht gravierend sind. Anschließend wurden konkrete Handlungsmaßnahmen abgeleitet, die sich teilweise bereits bestens in der Praxis bewährt haben. Auch die Erkenntnis, dass Kooperationen zwischen den Betrieben, den Handwerksorganisationen und der Wissenschaft zur Nutzung der Chancen des demografischen Wandels überlebensnotwendig sind, wird in der Arbeit deutlich.
Die offizielle Preisverleihung findet am 26. März 2011 in Kassel statt. Die Handwerkskammer Kassel verleiht jedes Jahr einen Geldpreis an Absolventen der Universitäten Marburg, Kassel und der Hochschule Fulda für herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet des Handwerks. Der Preis wird für wissenschaftliche Arbeiten vergeben, die sich mit einem Thema beschäftigen, das eine betriebliche, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Handwerksrelevanz erkennen lässt oder die Möglichkeit der Übertragung auf den Wirtschaftszweig Handwerk erlaubt. Gefördert werden Diplomarbeiten, Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen und Habilitationsschriften.