13.12.2011
Alles für die Praxis
Eröffnung des Dr. Reinfried Pohl Zentrums für medizinische Lehre an der Philipps-Universität
Der Fachbereich Medizin der Philipps-Universität konnte heute die Eröffnung des neuen, von der Dr. Reinfried Pohl-Stiftung errichteten Zentrums für medizinische Lehre auf den Lahnbergen feiern. Der Stifter Dr. Reinfried Pohl übergab dem Dekan des Fachbereichs Medizin, Professor Dr. Matthias Rothmund, sowie dem Bürgermeister der Stadt Marburg, Dr. Franz Kahle, einen symbolischen Goldenen Schlüssel für den Neubau.
Der Fachbereich Medizin nutzt die neuen Räume künftig, um Medizin-Studierende praxisnah auszubilden und so die Qualität der Medizinerausbildung weiter zu verbessern. Die Dr. Reinfried Pohl-Stiftung hatte insgesamt rund 6 Millionen Euro in den Bau des neuen Lehrzentrums investiert. Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, zeigte sich beeindruckt von dieser Initiative: "Das Zentrum für medizinische Lehre ist in seiner Dimension und Ausgestaltung einmalig in Deutschland. Es ist aller Ehren wert, dass eine private Stiftung sich so stark für die Bildung engagiert und es jungen Medizinern ermöglicht, sich optimal auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten", sagte sie in ihrer Ansprache. Uni-Präsidentin Professorin Dr. Katharina Krause bedankte sich im Namen der Universität für "dieses großzügige Geschenk an die jüngsten Mitglieder, nämlich die Studierenden. Wir sind begeistert von den Möglichkeiten, die dieses Gebäude eröffnet".
Der nach den Plänen des Marburger Architekturbüros Artec errichtete Neubau wird vor allem von drei Gestaltungselementen bestimmt: einer Ellipse mit lichtdurchflutetem Foyer, in der die Lehre abgehalten wird, einem Rechteck, in dem eine Kindertagesstätte beheimatet ist, und einem Kreis, der eine Cafeteria umfasst. Diese findet bei gutem Wetter ihre Fortsetzung in einer vorgelagerten Terrasse. Zentrum des Gebäudes ist ein elliptischer, von oben belichteter Innenbereich, um den sich auf zwei Geschossen die Lehrräume gruppieren. Hier finden die Studierenden nicht nur klassische Praxis- und Klinikräume vor, sondern auch ein nachgebautes Wohnzimmer, das simulierte "Hausbesuche" ermöglicht. Insgesamt entstanden in dem Neubau rund 1.900 Quadratmeter Nutzfläche für die Lehre; weitere 1.500 Quadratmeter werden von der Kindertagesstätte eingenommen.
"Besonders stolz bin ich auf die im Zentrum integrierte Kindertagesstätte", betonte denn auch Bürgermeister Kahle. "Denn so ermöglichen wir vor allem jungen und werdenden Müttern – aber auch Vätern -, ihre wissenschaftliche Laufbahn neben der Familiengründung fortzusetzen“, sagte er. Die Kita, die sich im Sockelgeschoss des neuen Zentrums befindet, bietet Platz für bis zu 60 Kinder. Als Besonderheit gibt es hier einen direkten Zugang zum Waldgarten und eine integrierte Kochküche. Der Familiengedanke, der in die Gründung einer Kita seinen Ausdruck finde, knüpfe unmittelbar an das soziale Engagement seiner verstorbenen Ehefrau Anneliese Pohl an, erklärte Mäzen Pohl.
Durch die Integration des Skills Lab "Maris" schafft das neue Zentrum eine realitätsnahe Lernumgebung. Die moderne Simulationstechnik in funktionsdiagnostischen Räumen ermöglicht es den Studierenden sowohl mit High-Tech-Simulatoren als auch mit Simulationspatienten das theoretisch angeeignete Wissen in der Praxis zu erproben. Laienschauspieler stehen als Simulationspatienten zur Verfügung, um den Studierenden ihre vorher festgelegten Krankengschichten zu erzählen. "Wir versprechen uns von dem Zentrum für medizinische Lehre die Verwirklichung einer patientenorientierten Mediziner-Ausbildung und freuen uns über die Möglichkeiten, unser auf Anamnese und klinische Untersuchung beruhendes Konzept umzusetzen", erklärte Dekan Rothmund. Ebenfalls in das Zentrum integriert ist eine didaktische Leitstelle als Service für Dozenten und Dozentinnen. Hier sollen Lehrforschprojekte durchgeführt, und der Fachbereich Medizin bei der Erstellung von Unterrichtskonzepten- und Skripten unterstützt werden.
Der 1928 geborene Reinfried Pohl studierte von 1948 bis 1953 an der Philipps-Universität und wurde dort auch 1953 zum Dr. jur. promoviert. Er engagiert sich bereits seit vielen Jahren für zahlreiche universitäre Projekte und unterstützt mit der von ihm gegründeten Stiftung insbesondere die Fachbereiche Rechtswissenschaften und Medizin. Dies sei, so betont der Ehrensenator der Philipps-Universität, Ausdruck einer engen Verbundenheit mit seiner Alma Mater.