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16.12.2011

„Nukleus der Friedensforschung“

Friedensforscher Johan Galtung zu Gast am Marburger Zentrum für Konfliktforschung

galtung
Prof. Dr. Johan Galtung (Foto: Online-Zeitung Schattenblick, www.schattenblick.de; www.galtung-institut.de).

Unter dem Titel „Libyen: Diagnose, Prognose, Therapie – Sicherheit, Entwicklung und Frieden in Libyen und die Zukunft des Mittleren Ostens" bot der Vortrag, den Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Johan Galtung am 14. Dezember 2011 im Marburger Landgrafenhaus gehalten hat, eine Reise durch die Geschichte bis hin zu möglichen Zukunftsszenarien des Mittleren Ostens. Galtung war auf Einladung des Zentrums für Konfliktforschung (ZfK) der Philipps-Universität nach Marburg gekommen.

Der Träger des Alternativen Nobelpreises widmete sich nicht nur der derzeitigen Lage in Libyen, sondern bezog sich auch auf weitere Konfliktszenarien der Region. Ein wesentliches Problem sieht er darin, dass man auf Seiten der westlichen Mächte immer für oder gegen etwas sein müsse; es würden stattdessen flexible Konzepte zur Lösung von Konfliktsituationen benötigt. Die Privatisierung staatlicher Einrichtungen kombiniert mit einer dezentralen Demokratie innerhalb eines Staatenbundes „mit offenen Grenzen und Konsensentscheidungen wie in der Europäischen Gemeinschaft“ sieht er als ein Erfolg versprechendes Lösungskonzept.

Galtung wurde 1930 in der norwegischen Hauptstadt Oslo geboren. Er promovierte in Mathematik und Soziologie und ist weltweit als zentrale Gründungsfigur der Friedenswissenschaft bekannt. Aus einem Forschungsvorhaben entstand 1959 die erste universitär verankerte Friedensforschungseinrichtung Europas. Als Professor dieser Disziplin hat er seither an Universitäten auf allen Kontinenten unterrichtet. So lehrte er unter anderem in Oslo, Paris, Berlin, Belgrad, New York, Kairo, Tokyo, Kampala und Hawaii. Darüber hinaus war er seit 1957 in rund 150 Konfliktfällen zwischen Staaten und Nationen als Mediator tätig. Zwischen 1953 und 2010 hat er 151 Bücher und über 1500 Artikel und Essays veröffentlicht.

Bereits zum zweiten Mal war Galtung, den der Geschäftsführer und Koordinator des ZfK, Privatdozent Dr. Johannes M. Becker, als „Nukleus der Friedensforschung“ bezeichnet, in Marburg zu Gast: 2007 leitete er einen zweitägigen Lehrgang zur Friedensfoschung und hielt außerdem den öffentlichen Vortrag „Globaler Sachzwang Gewalt?“.

Weitere Informationen:

Ansprechpartner: PD Dr. Johannes M. Becker, Zentrum für Konfliktforschung
Tel.: 06421 28-24444
E-Mail: konflikt@staff.uni-marburg.de
Internet: www.uni-marburg.de/konfliktforschung