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11.02.2011

Marburg im ausgehenden Mittelalter: Stadt und Schloss

Neue Marburger Dissertation erforscht Landgrafenschloss

Peter Müller

Das Landgrafenschloss ist die Burg, die Marburg im Namen trägt und damit unmittelbar zur Identität der Stadt beiträgt. Umso erstaunlicher ist, dass es bislang noch relativ wenig erforscht ist. Eine soeben publizierte Arbeit schließt zumindest einen Teil der Forschungslücke: „Marburg im ausgehenden Mittelalter. Stadt und Schloss, Hauptort und Residenz“ heißt der Band, den das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde herausgegeben hat. Die Autorin Anke Stößer legte damit auch ihre Dissertation im Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität vor.

Behandelt wird Marburg als Residenz und Hauptort der Landgrafen von Hessen-Marburg vornehmlich zwischen 1458 und 1500 während der Regierungszeit der Landgrafen Heinrich III. und Wilhelm III. Im Mittelpunkt stehen die Verbindungen von Stadt, Landgrafen und Hof mit sozialen, topographischen, politischen, wirtschaftlichen und religiösen Aspekten.

Bei der öffentlichen Vorstellung des Buches am 11. Februar im Fürstensaal des Schlosses verwies Uni-Vizepräsident Prof. Dr. Harald Lachnit darauf, dass Stößers Werk dazu beitrage, das Schloss zukünftig noch stärker als attraktives Objekt für die universitäre Forschung und Lehre wahrzunehmen. Schließlich sei es das Exponat Nr. 1 für die hessische Landesgeschichte, ergänzte Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, Direktorin am Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde und zugleich Doktormutter von Stößer. Auch Oberbürgermeister Egon Vaupel lobte das Buch als eines, „auf das wir schon lange gewartet haben“. Das Marburger Schloss müsse zukünftig noch stärker im Mittelpunkt stehen, deshalb sei der Marketing-Schwerpunkt der Stadt für dieses Jahr  „Marburg aufgeSCHLOSSen“.

Das 352-seitige Opus behandelt die Geschichte des Schlosses vor rund 500 Jahren, indem es zunächst die Residenzstadt Marburg vorstellt, danach das Schloss mit seinen Räumen und Innenausstattung thematisiert und schließlich den landgräflichen Hof bzw. Wirtschaft, Konsum und Hofleben analysiert.

Da der Ort und seine Beschaffenheit über seine Funktion entscheiden, werden Stadt und Schloss als Rahmen und Bedingung für die Anwesenheit der Landgrafen und ihres Gefolges vorgestellt. Weitere Blicke richten sich auf die Zusammensetzung des Hofes, besonderes Interesse gilt hier dem auf der mittleren und unteren Stufe der Hierarchie stehenden Gesinde und seinen Aufgaben. Zwar übten diese Leute keinen politischen oder sozialen Einfluss aus, doch waren sie für den reibungslosen Ablauf des Hoflebens unentbehrlich. Aus ungedruckten Quellen, insbesondere den Rechnungen der Kammerschreiber, werden wirtschaftliche Grundlagen der Hofhaltung und die Versorgung mit den verschiedensten Gütern und Dienstleistungen nachgezeichnet, bevor schließlich die landgräfliche Festkultur zur Sprache kommt.

Insgesamt geht es um Themen der Landes-, Stadt-, Verwaltungs-, Sozial-, Wirtschafts- und Alltagsgeschichte, die das späte Mittelalter in Marburg und Hessen näher bringen. Schließlich stand die  „burgk“ oder das „sloiß“ der Landgrafen von Hessen (im Mittelalter gab es zwischen beiden Begriffen keinen Unterschied) immer in engster Verbindung zur unterhalb gelegenen Siedlung. Heute wird es von der Philipps-Universität getragen und ist als Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte öffentlich zugänglich.

Weitere Informationen:

Anke Stößer, Marburg im ausgehenden Mittelalter. Stadt und Schloss, Hauptort und Residenz, Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 41, Selbstverlag des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde, Marburg 2011, XI, 351 Seiten, 39 sw, 7 farbige Abb. ISBN 978-3-921254-80-6 , Preis € 29,00

Bestellungen bitte an: Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Wilhelm-Röpke-Str. 6C, 35032 Marburg Tel.: 06421 28-24576 oder 28-24582 Fax: 06421 28-24799, E-Mail: verlag.hlgl@staff.uni-marburg.de