24.03.2011
Betrug und Originalität
Der 3. Marburger Science Slam unterhielt mit Jazz, Sex und Kühltürmen
Wissen witzig weitergeben: Dieser Aufgabe stellten sich erneut sechs Forscher beim Marburger Science Slam, der am gestrigen Mittwochabend bereits zum dritten Mal über die Bühne des Hessischen Landestheaters Marburg ging. Im ausverkauften Theater am Schwanhof ließ sich das Publikum aufs Anregendste mit Kurzvorträgen aus der Wissenschaft unterhalten, deren Themenspektrum von Schwarzen Löchern über Rambos und Minnesänger bis zu Kühltürmen und Jazz reichte.
Wieder umrahmten Vize-Intendantin Dr. Christine Tretow und ihr Theaterteam die Vorträge mit einer amüsanten Inszenierung, die sich diesmal ganz und gar um die Causa Guttenberg drehte sowie um den Umgang der Scientific Community mit der Affäre. Die angetretenen Slam-Teilnehmer hatten anschließend keine Mühe, kraft der Originalität ihrer Beiträge das angeschlagene Image der Wissenschaft wieder aufzumöbeln. Den Takt gab der Marburger Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Michael Stephan vor – der passionierte Posaunist stimmte das Auditorium mit einem Vergleich zwischen forschungsorientierten Unternehmen und Jazzbands ein, dessen Ergebnis aufhorchen ließ: Erfolgreiche Entwicklerteams weisen ganz ähnliche Strukturen auf wie improvisationsfreudige Musikgruppen.
Der Siegener Historiker Roland Leikauf präsentierte schlagende Argumente für seine Behauptung, dass die Erinnerungen an den Vietnamkrieg von der Rambo-Filmästhetik überwältigt werden – dokumentiert auf den Homepages von Veteranen. Anschließend verführte Dr. Franz Josef Wetz von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd noch einmal zum Nachdenken über Betrug; der Philosophieprofessor sprach zum Thema der partnerschaftlichen Treue, wobei er als einziger Teilnehmer auf eine sexy Powerpoint-Präsentation verzichtete.
Nach der Pause gab es ein großes Loch: Der Frankfurter Astrophysiker Sebastian Heß erklärte, „warum man Schwarze Löcher sehen kann“, obwohl sie doch alles Licht schlucken. Der Darmstädter Historiker Fabian Oberfahrenhorst wandelte in seinem Beitrag auf den Spuren des Tourismus im Mittelalter und sang ein Loblied auf den fahrenden Sänger Oswald von Wolkenstein.
Am Schluss heizte der routinierte Science-Slammer Martin Buchholz die Stimmung noch einmal kräftig an mit seinem bewährten Vortrag über Wärme und Entropie. Der Gewinner des bundesweiten Energy-Slam räumte mit dem Vorurteil auf, dass Kühltürme zur Produktion von Wolken da seien, und riss das Marburger Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.
Das Hessische Landestheater Marburg setzt die erfolgreiche Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Philipps-Universität auch in der kommenden Spielzeit fort. Der nächste „Marburger Science Slam“ findet im November 2011 statt. Potenzielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer melden sich bitte bei Dr. Christine Tretow: Tel.: 06421 990233, E-Mail: c.tretow@theater-marburg.de .
Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Johannes Scholten,
Stabsstelle Wissenschaftskommunikation
Tel.: 06421 28-25866
E-Mail:
johannes.scholten@verwaltung.uni-marburg.de
Der „Marburger Science Slam“ im Internet: http://theater-marburg.com/tm/Extras/ScienceSlam