17.06.2011
Erste „Annual Research Lecture“ des Zentrums für Interdisziplinäre Religionsforschung
Hans Ulrich Gumbrecht hielt Eröffnungsvortrag
Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans Ulrich Gumbrecht (Stanford Universität, USA) hat am Dienstag, dem 14. Juni 2011, die erste „Annual Research Lecture“ des Marburger Zentrums für Interdisziplinäre Religionsforschung (ZIR) gehalten. Gumbrecht, der unter anderem einen Ehrendoktortitel der Philipps-Universität besitzt, sprach in der Aula der Alten Universität zum Thema „Präsenz als theologischer und kulturwissenschaftlicher Begriff. Dynamiken, Tendenzen, Perspektiven im 21. Jahrhundert“.
„Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, mit Professor Gumbrecht einen der bedeutendsten und einflussreichsten Intellektuellen der Gegenwart für unsere Veranstaltung zu gewinnen“, sagten die Organisatorinnen Prof. Dr. Sonja Fielitz, Direktoriumsmitglied des ZIR und Dekanin des Fachbereichs für Fremdsprachliche Philologien, und Prof. Dr. Edith Franke, Geschäftsführende Direktorin des ZIR und Leiterin der Religionskundlichen Sammlung.
Das ZIR hat es sich zur Aufgabe gemacht, die zahlreichen Perspektiven auf das Thema Religion an dieser Universität zu bündeln und damit einen Raum zu schaffen, in dem über Fächer- und Fachbereichsgrenzen hinweg eine komplexe und differenzierte Sichtweise darauf erfolgen kann. „Mit einer Forschungsperspektive, die sowohl religionswissenschaftliche als auch theologische, historische, philologische, soziologische, ethnologische und auch philosophische Herangehensweisen verbindet, möchten wir der Komplexität und vielschichtigen Problematik religiöser Kulturen Rechnung tragen und so neue Einblicke in die Funktion und Bedeutung religiöser Vorstellungen und Systeme für das menschliche Zusammenleben in modernen Gesellschaften ermöglichen“, erklärte Fielitz.
Gumbrechts Vortrag trug diesen Zielen des Zentrums dadurch Rechnung, dass er nicht nur wiederholt konkret auf dessen Arbeit und Projekte Bezug nahm, sondern auch nachhaltige Impulse für dessen künftige Forschungsvorhaben gab. Das Denken der „Präsenz“ impliziert, dass Dinge des Lebens nicht nur in ihrer rational erfassbaren, sondern auch wieder in ihrer sinnlichen Präsenz wahrgenommen werden. Gumbrecht plädiert dafür, sich auf das unmittelbare Erleben der Dinge einzulassen. Dabei sieht er einen Riss zwischen dem empfindenden Ich und seiner Umwelt, so dass eine unmittelbare Wahrnehmung der Dinge dieser Welt unmöglich geworden ist. Dagegen versucht er, ein Verständnis des menschlichen Daseins zu setzen, das der Kategorie des Raumes und des Körpers eine besondere Stellung zugesteht. „Der minutenlange Applaus nach dem grandios strukturierten und auch für Fachfremde hervorragend verständlichen Vortrag und die anschließenden höchst angeregten Gespräche und Diskussionen der Zuhörer untereinander sowie mit dem Redner im Kreuzgang der Alten Aula bis spät in die Nacht zeugen von der Exzellenz dieser ‚Annual Research Lecture’“, so die Veranstalterinnen.
Der festliche Auftakt der neuen Vortragsreihe des Zentrums, die Einblicke in innovative Perspektiven und Ergebnisse religionsbezogener Forschung geben möchte, wurde durch die Klarinettisten Maike Gotthardt, Christian Kienel und Astrid Niebuhr musikalisch untermalt.
Weitere Informationen:
Ansprechpartnerinnen: Prof. Dr. Sonja Fielitz, Direktoriumsmitglied
des ZIR und Dekanin des Fachbereichs für Fremdsprachliche
Philologien
Tel.: 06421 28-24760
E-Mail:
fielitz@staff.uni-marburg.de
Prof. Dr. Edith Franke, Geschäftsführende Direktorin des ZIR und
Leiterin der Religionskundlichen Sammlung
Tel.: 06421 28-23662
E-Mail:
edith.franke@staff.uni-marburg.de
Zentrum für Interdisziplinäre Religionsforschung im Internet: www.uni-marburg.de/zir